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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Fingern nass und warm wurde. Dieses Miststück hatte ihm die Kniescheibe zerschossen. Sie hatte tatsächlich auf ihn geschossen.
    „Arschloch!“, spie sie ihm entgegen. Ihre hellen Augen funkelten und blitzten. „Männer wie du sind dazu da, um unangenehm überrascht zu werden. Und jetzt sag Goodbye zu deinem erbärmlichen Leben.“
    Sie fischte ihr Handy aus der Gesäßtasche, drückte einen Knopf und hielt es an ihr Ohr. Nikolai sah eine ideale Gelegenheit, sie zu überwältigen, doch der Schmerz seiner zerschossenen Kniescheibe lähmte sämtliche Muskeln. Er konnte nichts tun, außer dazuliegen und zu schreien. Die Tür flog auf. Zwei Ärzte und drei Schwestern huschten herein.
    „Smith?“, stieß Elena hervor. „Hier ist Detective Winterblossom. Kommen Sie sofort ins Krankenhaus, es ist dringend. Zimmer Nummer 10.3. Daniel wurde schwer verletzt, es sieht nicht gut für ihn aus. Und ich habe das Arschloch hier liegen, das daran schuld ist.“

    Das Zimmer füllte sich mit Hektik. Sie war nervenzermürbend, aber kurz, und nachdem Smiths Mannschaft wieder hinausgestürmt war, um sich dem inzwischen ärztlich versorgten Nikolai zu widmen, redete Smith wie ein Wasserfall auf sie ein. Elena antwortete auf seine zahllosen Fragen nur knapp.
    „Wann genau ist das passiert?“
    „Keine Ahnung, irgendwann letzten Abend.“
    „Was heißt irgendwann?“
    „Als ich gegen einundzwanzig Uhr kam, war er schon so gut wie ausgeblutet.“
    „Haben Sie irgendwas gesehen?“
    „Nein, nur den Mistkerl, der ihm den Rest geben wollte.“
    „Wer ist er?“
    „Daniels Schüler.“
    Smith plapperte und plapperte, während im Hintergrund ein Protokollführer saß und Elenas Stellungnahme in einen Laptop tippte. Irgendwann kehrte Ruhe ein. Der Lieutenant starrte mit unbeweglicher Miene auf Daniel hinab, Elena sank in einem Stuhl zurück und schloss die Augen. Die Geräte, an denen das Leben des Mannes hing, den sie liebte, tickten monoton vor sich hin. Sie wollte nicht schlafen, und doch zog eine unwiderstehliche Macht sie in den Abgrund traumlosen Komas. Ein paar gnädige Momente schwebte sie in Dunkelheit.
    Als sie aus dieser Pause vom Leben zurückkehrte, fühlte es sich an, als müsste sie sich aus einem zähen Sumpf hinauskämpfen. Die Betäubung hielt sie fest umklammert, ein alles dämpfendes Tuch aus Trauer und Verzweiflung, und wurde nur schemenhaft von den um sie herum losbrechenden Schimpftiraden durchdrungen.
    „Sehen Sie das?“, brüllte Smith. „Sehen Sie diesen netten Ausweis? Ja? Fein! Dann geben Sie ihm gefälligst das Formular und lassen ihn gehen, oder ich mache Ihnen das Leben zur Hölle.“
    „Sir, bei allem Respekt, was hier gerade geschehen ist, ist unmöglich. Wir müssen ihn eingehend untersuchen. Wenn Sie ihn jetzt mitnehmen, wird er nicht weit kommen. Der Schwertstich hat innere Organe verletzt.“
    Eine fremde Stimme, die zu einer hochgewachsenen weißen Gestalt gehörte. Elena blinzelte. Flankiert von dem Arzt und Smith stand noch jemand vor ihr. Ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, blass und mit zerzaustem Haar. Er starrte unentwegt in ihre Richtung, während er sich vom Lieutenant stützen ließ.
    „Daniel?“, brachte Elena hervor. „Wie? Was?“
    „Geben Sie es ihm, verdammt noch mal.“ Smith polterte und brodelte wie ein Sommergewitter. „Ansonsten reiße ich Ihnen den Arsch auf, bis man eine Limousine quer darin parken kann.“
    Der Arzt kapitulierte. Kopfschüttelnd gab er Daniel das Formular, murmelte einen Fluch und rauschte von dannen. „Er hätte tot sein müssen“, hörte Elena ihn zischen. „Mausetot. Das ist unmöglich.“
    „Willkommen in Daniels Welt“, grunzte Smith. „Und jetzt sag mir, Junge, wie du dich fühlst.“
    „Beschissen.“
    Sein Blick ruhte unentwegt auf ihr. Versunken und mit unergründlichem Ernst. Elena konnte nicht glauben, was sie sah. Konnte es sein? Stand er wirklich vor ihr? Aufrecht und lebendig? Sie hatte einen Vorgeschmack seiner Fähigkeit bekommen, aber dass die Macht in ihm stark genug war, um ihn aus dem Reich der Toten wiederauferstehen zu lassen, ließ ihren Verstand kapitulieren.
    „Machen wir, dass wir hier rauskommen.“ Smith schnappte sich das Formular, nahm Daniel am Arm und zog ihn in Richtung Tür. „Sonst denken die sich noch irgendeine Scheiße aus.“
    Taumelnd gehorchte er, so willenlos, als wäre nur ein Teil von ihm zurückgekehrt. Elena ging den beiden Männern auf wackligen Beinen hinterher. Die Gedanken führten einen

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