Wenn nur noch Asche bleibt
Hurensohn Ausschau zu halten.“
„Ich muss es Daniel sagen“, murmelte Elena.
„Was macht er gerade?“
„Schlafen, glaube ich.“
„Und Sie passen auf?“
„Yep. Die Waffe liegt griffbereit neben mir und meine Sinne sind die eines Adlers.“ Das war eine blanke Lüge, aber Smith klang besänftigt.
„Ich habe zwei Männer losgeschickt“, brummte er. „Sie werden Ihnen helfen, diesen sturen Bock ins Department zu schleifen. Er präsentiert sich und auch Sie auf dem Silbertablett. Das lasse ich nicht zu. Also, warten sie auf Unterstützung, und dann sacken Sie ihn ein. Sagen Sie ihm, dass er gefeuert ist, wenn er auf stur stellt. Sie beide kommen ins Zeugenschutzprogramm, ob es diesem Bastard passt oder nicht.“
„Falls Sie nicht gerade ein Narkosegewehr dabeihaben, wird er sich kaum bändigen lassen.“
„Abwarten“, drohte Smith. „Ich habe meinen Männern gesagt, sie sollen keine falsche Rücksicht üben. Aber jetzt wo sie’s sagen, die Sache mit dem Narkosegewehr merke ich mir. Für das nächste Mal.“
„Was hat eigentlich die Spurensicherung ergeben?“
„Nichts! Ich will Ihnen mal was sagen, die ganze Sache wächst uns über den Kopf. Wie stehen da wie Idioten. Man hat das Haus von Tony Durat auf den Kopf gestellt und bis auf das Gruselkabinett im Keller nichts gefunden, das uns weiterhelfen könnte. Natürlich ist dieses Arschloch wie vom Erdboden verschluckt. Im besten Fall ist er an den Kugeln verreckt. Wir haben Knochenstücke von vierzehn verschiedenen Menschen, der älteste Mord liegt ganze neun Jahre zurück. Er treibt sein verdammtes Spiel seit neun Jahren und wir können nichts weiter tun, als blöd zu glotzen und ihm wie Kinder hinterherzuhetzen.“
„Was hat Daniel eigentlich zu Ihnen gesagt, als ich am Schlafen war?“
„Was ist das denn für ein Themawechsel?“
„Sagen sie es mir!“
„Das wollen Sie nicht wissen“, schnarrte Smith.
„Das hätten Sie nicht sagen dürfen.“
„Fragen Sie ihn selbst. Ich erzähle es Ihnen garantiert nicht, sonst pfeift er auf die Tatsache, dass ich sein Vorgesetzter bin, und reißt mir den Arsch auf.“
Elena nickte. „Wir beide wissen, dass er nicht normal ist. Aber wie konnte er so einfach … ich meine … er hätte tot sein müssen. Was gibt es noch, das er uns verschweigt?“
Smith räusperte sich ein paar Mal. „Daniel ist nicht normal, das stimmt“, sagte er. „Seit er aus China zurück ist, verändert er sich. Fragen Sie mich nicht, wie genau, aber wenn sie ihn so gut kennen würden wie ich … egal. In ihm steckt sehr viel mehr als in gewöhnlichen Menschen. Stellt man sich Menschen als Spatzen vor, ist er ein Adler. Ich hab mal gesehen, wie er … ach, vergessen Sie’s. Ich muss auflegen.“
„Was haben Sie gesehen?“
Der Lieutenant seufzte. „Ich habe ihn mal heimlich beobachtet. Er war völlig in Gedanken versunken und drehte einen Stift.“
Sie tat überrascht. „Ja und?“
„Er drehte ihn, ohne ihn zu berühren. Klar so weit? Er hat ihn durch Gedankenkraft bewegt. Er schwebte, verstehen Sie? Und die Sache gerade im Krankenhaus … nun ja, wirklich überrascht war ich nicht. Dieser Dummkopf strapaziert sein Glück mehr als jeder andere, den ich kenne. Zum Glück hat man ihn nicht genauer analysiert. Wer weiß, vielleicht hätten die ihn als Alien enttarnt.“
Plötzlich raschelte es am Telefon.
„Was zum …“, knurrte Smith. „Also bitte, was erlauben Sie sich?“
„Schätzchen.“ Violets aufgebrachte Stimme erklang. „Das war ja eine schlimme Sache. Kann ich dich irgendwie trösten? Ich habe gleich Pause. Kannst du herkommen? Sollen wir einen Kaffee trinken gehen? Oder ein Eis essen? Vielleicht ins Schwimmbad gehen und halb nackten Männern nachschauen?“
„Das klingt gut, aber es geht nicht.“ Der Gedanke, mit Violet alles hinter sich zu lassen und so zu tun, als wäre sie eine gewöhnliche junge Frau, die mit ihrer Freundin nach Spaß suchte, war verlockend und zugleich unmöglich. „Es tut mir leid, aber ich bin gerade bei Daniel.“
„Oh.“ Sie klang enttäuscht. „Wie geht es ihm?“
„Den Umständen entsprechend gut. Er schläft sich aus. Tut mir wirklich leid. Verschieben wir deine Vorschläge, okay?“
„Kein Problem, Süße. Die halb nackten Männer laufen uns nicht weg. Halt die Ohren steif.“
Elena spürte Tränen aufsteigen. Sie murmelte eine hastige Floskel, zwang sich zu einem Lächeln und legte auf.
Für die nächste Stunde saß sie auf dem Fensterbrett und
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