Wenn nur noch Asche bleibt
Weihrauch und Nelkenöl. Elenas Lider wurden schwer. Sie atmete tief ein und riss sich von Daniels Anblick los, denn der Zauber, der von ihm ausging, zog sie unerbittlich in einen träumerischen Zustand hinab. Sie musste wach bleiben. Aufmerksam. Auf alles achten, das die Anwesenheit unwillkommener Gäste verraten konnte.
Doch ihre Erschöpfung stand Daniels in nichts nach. Sie ging bis in die Knochen, in die Seele, und sog an ihrem Geist. Verführend, lockend, subtil. Wie die See, die ihre Wellen nach der Insel ausstreckt und sie sanft, Stück für Stück, verschlang.
Mehrmals zuckte Elena zusammen, aufgeschreckt aus dem Sekundenschlaf. Es half nichts. Munter zu bleiben war unmöglich. Sie versuchte, Daniel zu wecken, doch er stöhnte widerwillig und schien sich nur noch tiefer im Refugium seines Schlafes zu verkriechen.
„Bleib wach“, murmelte sie zu sich selbst. „Du schaffst das schon. Bleib wach, wach, wach.“
Elena warf einen Blick auf ihre SIG Sauer, die griffbereit vor ihr auf dem Sofatisch lag. Nebenan im Dojo tanzte das Licht des Messingschalen-Feuers. Von fern hörte sie das Rauschen des Meeres. Monoton, gleichmäßig.
Wieder fielen ihre Augen zu.
Aufgeweckt wurde sie durch warme Hände, die ihren Körper streichelten. Sanft wurde sie hochgezogen. Ihr Rücken schmiegte sich gegen jemanden, der nackt war wie sie, und dieser jemand bedeckte ihren Hals mit zärtlichen Küssen.
„Daniel?“, wisperte sie, trunken von der Mattigkeit des Schlafes und dem schweren Duft des Ylang-Ylang-Öls, das in goldgelben Rinnsalen über ihre Brust floss.
„Schschsch…“, raunte er zurück. „Vertrau mir.“
Elena schmiegte sich an ihn, lächelnd und erfüllt von wunderbarer Wärme. Seine Hände schienen überall zu sein. Duftende, warme, ölige Hände. Sie massierten ihre Brüste, ganz sacht, streichelten ihre Taille und die Hüften. Seine Lippen liebkosten leicht wie Federn ihren Hals. Er flüsterte leise Worte, die sie nicht verstand.
Und dann, als ihr Körper in eine duftende Wolke aus Ylang-Ylang gehüllt war, drückte er sie behutsam auf das Bett. Anschmiegsame Seide setzte die Zärtlichkeit seiner Hände fort und schien sie zu umfangen. Daniels Gewicht ruhte auf ihr, so wunderbar schwer, hielt sie gefangen und vermittelte vollkommenen Schutz. Langsam drang er von hinten in sie ein. Gleitend, behutsam, bis er sie ganz erfüllte. Elena hörte ihr eigenes Stöhnen wie aus weiter Ferne. Ihr Körper bewegte sich in einem sanften Rhythmus, gewiegt in seidenen Laken und gehalten von seinen Armen. Zähne knabberten an ihrem Nacken, Finger wischten feuchte Haare von ihrer Haut. Sie spreizte ihre Beine und hob das Becken an, um ihn tiefer in sich aufzunehmen, was Daniel beantwortete, indem er einen Arm um ihren Bauch schlang und seinen Rhythmus beschleunigte.
Elena verlor sich in einem Strudel sanft glühender Lust. Ihre Sinne schwanden, betäubt von exotisch duftender Entzückung und der Hitze seines Körpers. Sie fiel, doch es war ein wunderbarer Fall, der niemals enden sollte. Alles war vollkommen. Alles war warm und zärtlich. Der Schlaf hüllte sie in seinen Mantel und gab sie wieder frei, als Sonne das Schlafzimmer erfüllte und auf ihrer Haut kitzelte.
Elena rekelte sich wohlig. Mehrmals driftete sie wieder in behagliche Dunkelheit ab, an Daniels warmen Körper geschmiegt, gab sich dem Gefühl hin, hier zu sein an seiner Seite, erfüllt von dem Nachhall ihrer Liebe und den Tag erwachen zu sehen.
Ein Relief bedeckte die Decke des Zimmers. Es zeigte prächtige, waffenschwingende Krieger auf Pferden und Elefanten. Schon einmal hatte sie eine solche Darstellung gesehen. Vor vielen Jahren in einem der Tempel von Angkor Wat, als sie sich das erste Mal eine Reise in die Ferne hatte leisten können.
Daniel hatte ihr den Rücken zugewandt. Die Bettdecke schlang sich kompliziert um seine Hüfte und ließ den Rest seines Körpers frei. Erfüllt von Staunen und einem schier überwältigenden Maß an Zuneigung fuhr sie mit dem Zeigefinger die Linien seines Rückens nach. Narben bedeckten ihn, alt und längst verblasst, doch jetzt wusste sie, dass das nichts bedeuten musste. Sie fühlte sich wie Briseis, die den schlafenden Achilles berührte, erfüllt von düsteren Ahnungen über ein zerstörerisches Schicksal und regiert von ängstlichem Glück.
Ihr Blick fiel auf seinen Arm, der schlaff über den Rand des Bettes hing. Etwas prangte auf seinem Handgelenk. Ein Mal.
Ein Brandmal in Form eines Phönix …
Sie
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