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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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fuhr hoch. Rieb sich die Augen und blinzelte. Ja, es war dort. Und nicht nur das. Denn plötzlich durchzuckte auch sie ein dumpfer, brennender Schmerz. Elena drehte ihren Arm um und erstarrte. Rot und deutlich sichtbar hatte sich der Feuervogel in ihre Haut gefressen.
    „Daniel?“ Ihre Stimme versagte. Kaum mehr als ein Krächzen war zu hören. „Daniel?“
    Sie rüttelte an seiner Schulter. Dabei fiel ihr die Wunde an seinem Nacken auf. Ein kleiner, verschorfter Stich, noch kaum verheilt. Hektisch begann sie, ihren eigenen Körper zu untersuchen. Als nichts zu entdecken war, hastete sie zum Spiegel, drehte und wand sich, bis sie fündig wurde. Da war sie. Die kleine, unscheinbare Wunde auf ihrem rechten Schulterblatt. Sie erinnerte sich, wie sie über Daniel eingeschlafen war. Sie erinnerte sich, dass sie im Bett aufgewacht war, und daran, dass sie sich geliebt hatten. Aber was war danach geschehen? Hatte man den Moment ihrer Nähe genutzt, um sich heranzuschleichen?
    „Elena?“
    Seine Stimme ließ sie herumfahren. Sie sahen sich an, erfüllt von eisigem Wissen und bitterer Erkenntnis. Daniels sonst warme Augen waren kalt und starr. Und dann, ehe sie etwas sagen konnte, sprang er auf und verschwand. Sie hörte, wie er im Haus herumlief. Etwas polterte. Elena hastete nach draußen, fand ihre Waffe dort vor, wo sie sie liegen gelassen hatte, ergriff sie und warf einen Blick in ihre Tasche. Ihr Handy war verschwunden. Nicht gut. Gar nicht gut. Elena fuhr herum und wollte nach Daniel suchen, doch er kam ihr zuvor. Nackt und verschwitzt stand er wie aus dem Nichts erschienen vor ihr, packte sie bei den Schultern und sah ihr fest in die Augen.
    „Das Telefon funktioniert nicht mehr. Mein Handy ist weg. Deins offenbar auch, wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig interpretiere. Sie sind noch hier. Und sie werden nicht drei Tage warten. Verdammt, ich wünschte, es würde hier einfach nur um mich gehen.“
    „Ich … aber wenn …“
    „Warum sie uns das trotzdem angetan haben?“ Er hob den Arm und starrte auf das Brandmal. „Um uns ihre Überlegenheit zu beweisen. Um zu zeigen, dass wir hilflos sind. Unsere Schicksale hängen jetzt zusammen. Wäre ich dir nur niemals begegnet.“ Daniel sah sie an und stieß ein Seufzen aus, in dem Wut und Erschöpfung mitklangen. „Es wäre nur um mich gegangen. Das hätte alles einfacher gemacht.“
    Elena starrte ihn an, zuerst unfähig, die Wahrheit in seiner Stimme und in seinem Blick zu begreifen. „Heißt das, du … nein!“ Sie stieß ihn grob vor die Brust. „Willst du damit sagen, dass du aufgegeben hättest? Dass es dir egal gewesen wäre, wenn die dich umbringen?“
    Sein Blick war tief und unergründlich. Überschattet von einer Müdigkeit, die nichts mit dem Bedürfnis zu schlafen zu tun hatte. „Nein, es wäre mir nicht egal gewesen. Aber selbst zu sterben ist einfacher, als jemanden sterben zu sehen, den man liebt. Ich wünschte, du müsstest das hier nicht durchmachen. Egal. Wir haben keine Zeit für psychologische Spielchen. Komm.“ Er zerrte sie zurück ins Schlafzimmer und deutete auf ihre Kleider, die über einem Stuhl hingen. „Zieh dich an. Wir müssen weg. Sofort.“
    Während sie gehorchte, erfüllte sie jene kalte, nüchterne Ruhe, die ihr seit Langem vertraut war. Nervosität und Angst ließ die meisten Menschen die Beherrschung vergessen, doch Elena brachten beide Emotionen dazu, sich unter einer Maske absoluter Ruhe zu verstecken. Jede Bewegung war präzise, jeder Gedanke klar. Sie lief wie eine Maschine. Monoton und ohne Gefühlsregung. Auch wenn Letzteres nur äußerer Schein war.
    Elena knöpfte den letzten Knopf ihres Hemdes zu, als Daniel sie an der Hand packte und fortzerrte. Etwas Dunkles huschte am Fenster vorbei. Als sie im Vorbeieilen einen Blick in das Dojo warf, sah sie zwei weitere Schatten durch die Dunkelheit huschen.
    „Hoch? Warum hoch?“
    Daniel antwortete nicht. Er zerrte sie die Treppe hinauf, öffnete im zweiten Stockwerk eine Tür und stieß Elena in das Zimmer. Blitzschnell entwand er ihr die Waffe, und ehe ihr klar wurde, dass er im Begriff war, sie einzusperren, knallte bereits die Tür und erklang das Geräusch eines zuschnappenden Schlosses.
    „Lass mich raus!“ Elena war wie erstarrt vor Wut. Dieser Mistkerl! Dieser elende Mistkerl! „Lass mich sofort raus! Daniel!“
    Sie hämmerte gegen die Tür, schrie, fluchte und tobe. Versuchte ihr Glück mit gezielten Tritten und musste rasch einsehen, dass es nichts

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