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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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während des Trainings ausgehe.“
    „Ist das etwa verboten?“, erwiderte sie. „Besudelt die Anwesenheit einer Frau die heilige Reinheit eures Kung-Fu-Techtelmechtels? Muss ich ein schwarzes Huhn opfern? Oder einer Kröte ins Maul spucken und sie gen Westen werfen?“
    Er warf ihr einen verschmitzten Schulterblick zu. „Das will ich sehen.“
    Elena zog eine Grimasse und setzte sich auf den Boden. Sie zog die Beine an, schlang ihre Arme um die Knie und beobachtete das Geschehen. Daniel zog aus der Wandhalterung einen der schwarz lackierten langen Stöcke, ließ ihn geschickt um seine Hand tanzen und ging auf seine Schüler los.
    Nikolai und Jethro, obwohl keineswegs von dem Angriff überrascht, forderte es alles ab, sich gegen ihren Lehrer zur Wehr zu setzen. Daniels Stock durchschnitt sirrend die Luft, schlug dem schwarzen Jungen die Beine unter dem Körper weg, krachte gegen Nikolais Waffe und wurde derart schnell herumgewirbelt, dass er zu einem tanzenden Schatten wurde. Die Bewegungen dieses Mannes waren unglaublich. Kalte Schauder durchflossen ihren Körper, denn ihr war, als verlören Naturgesetze wie Schwerkraft ihre Gültigkeit. Katzenhafte Eleganz paarte sich mit der brachialen Wucht eines angreifenden Tigers. Elenas Herz setzte zwei Schläge aus, als der Mönch eine schnelle Drehung vollführte und derart brutal auf Nikolais schützend hochgehaltenen Stock einschlug, dass der Knall das gesamte Haus erzittern ließ. Obwohl sein Schüler geschickt parierte, wurde er mehr und mehr in Richtung Wand gedrängt, kapitulierte vor der Wildheit des Angriffs, bis ihn ein Schlag gegen die Schulter zu Boden gehen ließ. Elena hörte ihn stöhnen.
    „Nicht schlecht.“ Daniel half seinem Schüler auf, lächelte ihm anerkennend zu und widmete sich Jethro. „Und du weich mir einfach nur aus.“
    Kaum hatte der Junge genickt, stieß Daniel den Stock wie ein Schwert vor. Er tat es wieder und wieder, immer schneller, bis Elena den Bewegungen kaum mehr folgen konnte. Mit menschenunmöglichem Geschick wich Jethro den Stößen aus, ohne einen Schritt zu vollführen. Eine Haaresbreite schien die Waffe von seinem Kopf oder seinen Schultern zu trennen, wenn er sich nach rechts oder links neigte, sich nach vorn oder hinten beugte. Sie konnte diese halsbrecherisch knappen Manöver nicht mehr ertragen und schlug die Hände vor das Gesicht, nur um kurz darauf durch die gespreizten Finger hindurchzublinzeln.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Daniel seinen Schüler gnadenlos malträtiert hatte, ließ er von dem Jungen ab. Schnurrend tanzte der Stock um seine Hand, bevor er die Waffe mit einer anmutigen Geste in ihre Wandhalterung steckte. Für einige Momente stand er einfach nur da und atmete tief durch. Flammenschein kroch über seine schweißnasse Haut, fing sich in winzigen Tropfen. Im Hintergrund begann Jethro mit Dehnungsübungen.
    „Das Kusarigama?“ Nikolai beendete die surreale Ruhe, indem er eine Waffe von der Wand nahm.
    Sie bestand aus einer metallenen Kette, einem Gewicht an einem Ende und einer sichelförmigen Klinge an dem anderen. Welche Wunden ein solch martialisches Foltergerät verursachte, wollte Elena nicht wissen. Diese Männer mussten verrückt sein. Wer wischte das Blut im Dojo auf und was geschah mit den Körperteilen?
    „Gib es mir.“
    Daniel nahm das Kusarigama entgegen, raffte in der rechten Hand die Kette und hielt die Klinge in der linken. Während Nikolai erregt zu tänzeln begann, nahm Jethro im Lotos-Sitz Platz, schüttelte den Kopf und schien seinen blonden Gefährten für einen lebensmüden Idioten zu halten. Geschmeidig umkreiste Daniel den Jungen, während er die Kette schwang. Ruhig und besonnen wie ein Tiger, der wusste, dass seine Beute ihm weit unterlegen war. Muskeln spielten unter hellbrauner Haut, Lippen hoben sich zu einem gierigen Raubtierlächeln. Blitzschnell ließ Daniel die Kette fliegen, wirbelte herum und traf Nikolai am Arm. Zischend wich der Junge zurück. Ein Rinnsal dunklen Blutes lief über seinen Arm.
    „Ich sagte es ja“, warf Jethro ein. „Du bist verrückt.“
    Tänzerisch wich Daniel zurück, ließ Kette samt Klinge durch die Luft und um seinen Körper tanzen, bis Elena glaubte, er müsse sich jeden Augenblick selbst zerstückeln. Ein unheimliches Pfeifen erfüllte die Stille. Nikolai atmete schwer, beugte die Knie und bereitete sich auf einen neuen Angriff vor. Wieder schlug Daniel zu. Diesmal wickelte sich die Kette um den Arm des Jungen. Die Bewegung war

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