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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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verpasste Elena eine Gänsehaut. Sie war keine Mimose, aber bei dieser Kälte so freizügig umherzuspazieren, war unmenschlich. Als er ihr durch eine Geste bedeutete, dass sie ihm folgen solle, gehorchte Elena schweigend. Was für ein seltsamer Kauz. Mit diesem Menschen musste sie Geduld haben. Das war das Erste, das Rebecca ihr eingeschärft hatte, und Elena war sich sicher gewesen, etwas wie Eifersucht in den Augen der betagten Lady gesehen zu haben. Nun, das war kaum verwunderlich. Für diesen Mönch mochte es ein Kinderspiel sein, Herzen zu brechen. Es wurde Zeit, dass er seine Meisterin fand.
    In ihr erwachte die Lust zu einem Spiel.
    Das Haus war ein vom Zahn der Zeit ausgebleichtes Nostalgiker-Refugium. Man erkannte hier und da noch den rötlichen Schimmer des Holzes, das an Stellen, die den Elementen schutzlos ausgeliefert waren, ein fahles Grau angenommen hatte. Es gab ein riesiges, bodentiefes Fenster, hinter dem sich ein saalartiger Raum befand. In dessen Mitte stand eine Messingschale. Flammen loderten daraus empor, während zwei junge Männer in ihrem flackernden Licht mit langen Stöcken aufeinander einschlugen.
    Von Rebecca wusste sie, dass Daniel ab und zu Unterricht gab. Neugierig sah sie sich um, während der Mönch nach rechts schwenkte und den Trainingsraum betrat. Alles sah äußerst geschmackvoll aus. War es Daniel, der diesen Stil bevorzugte, oder hatte seine verstorbene Frau für diese Einrichtung gesorgt? Nein, seine Frau war es wohl kaum gewesen, viel eher hatte er vermutlich das Haus nach seinem langjährigen Aufenthalt in asiatischen Gefilden umgestaltet. Es war größtenteils mit Holz und Bambus gearbeitet worden. Sie sah chinesische Hochzeitsschränke, Messinglaternen und gerahmte Kalligrafien. Fenster waren mit dunkel gebeizten Holzgittern versehen worden. Gewiss gab es für diese Verzierungen einen speziellen Namen, doch mit solchen Dingen kannte Elena sich nicht aus.
    Ein dämmeriges, fast mystisches Licht erfüllte die Räume. Der Duft von Räucherstäbchen stieg ihr in die Nase, haarscharf an der Grenze zur Penetranz balancierend. Es gab keine im klassischen Sinne durch Wände abgetrennten Räume, alles ging ineinander über, hier und da dezent unterteilt durch offen stehende Schiebetüren aus mit hellbrauner Seide bespanntem Bambus. Weiter hinten sah sie ein gewaltiges Sofa in Brokatrot, das mit einem gleichfarbigen, durch dunkelbraune Holzstäbe gehaltenen Baldachin überspannt war. Seine Polster sahen aus, als könnte man in sie hineinsinken wie in Wolken.
    „Was weißt du über die Sekte?“
    Daniel war plötzlich wieder bei ihr. Im Hintergrund hielten die beiden Männer in ihrem Training inne und waren gebannte Aufmerksamkeit. Einer der Jungen war kräftig, braun gebrannt und blond gelockt. Der andere, ein Afroamerikaner mit zusammengebundenen Rastazöpfen, besaß die sehnige Zierlichkeit einer Katze. Der bis auf die Messingschale leere Raum besaß etwas Ehrfurcht Gebietendes, vielleicht sogar etwas Gespenstisches. Dunkles Eichenparkett, eine Fensterwand zum Meer hin, Waffen an den sandfarbenen Wänden. Schwerter, Stöcke, Wurfsterne und archaische Requisiten, deren Namen sie nicht kannte. Auf der Wand zu ihrer Rechten befand sich eine Art Relief. Drei prächtige Krieger mit langem Haar, erhobenen Schwertern und gekräuselten Bärten schritten neben einem gewaltigen Kriegselefanten daher. Vor dieser Wand stand eine Vitrine, die etwas beinhaltete, das an einen Dolch erinnerte. Doch war dessen Griff bei Weitem zu dick, um von einer Menschenhand umfasst zu werden.
    „Vielleicht sollten wir unter vier Augen darüber reden“, schlug Elena vor, von allem, was sie sah, in eine Aura des Geheimnisvollen eingesponnen. „Einzelheiten zu dem Fall gehen nur uns etwas an.“
    „Ich vertraue Nikolai und Jethro. Sie sind meine Schüler. Also los, was wissen Sie über die Phönixsekte?“
    „Sie haben zugestimmt, mit mir zusammen zu ermitteln.“
    „Das habe ich.“
    „Und Sie lassen mich nicht fallen wie eine heiße Kartoffel, sobald ich mein Wissen ausgeplaudert habe?“
    Daniel verengte mürrisch die Augen, sagte jedoch nichts. Sein Blick ging ihr durch Mark und Bein. Ob dieselbe Kälte in seinem Gesicht gelegen hatte, als man vor seinen Augen den Mann erschossen hatte? Schön und absolut tödlich. Ja, es passte. Die warme Dunkelheit seiner Augen war nur Illusion. Dahinter besaß er den Blick eines Tigers, der emotionslos seine Beute fixierte.
    „Also gut.“ Elena kapitulierte.

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