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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Note nicht zu verleugnen, doch dominierte das Aroma nach Schokolade und … ja, was eigentlich? „Der Geschmack erinnert an Dschungel.“ Dieser Vergleich passte. Bei jedem Schluck ließ er Bilder vor ihrem geistigen Auge entstehen. Von Farben und Düften geschwängerte Bilder voll exotischer Schönheit. Elena schwenkte den Kaffee im Mund. „Modrige, fruchtbare Süße. Orchideen im Dämmerlicht. Tropfende Palmwedel. Alles riecht nach nasser Erde, Regen, Blumen und Schlamm.“
    „Und nach Musang-Scheiße.“
    „Nein.“ Sie grinste. „Nach Kaffeebohnen.“
    „Sie sind eine bemerkenswerte Frau.“
    „Danke. Verraten Sie mir jetzt, was es mit diesem Tattoo auf sich hat?“
    „Was haben Sie bloß mit dem Tattoo?“
    „Es gefällt mir. Ich hätte auf etwas Indianisches getippt, aber offenbar lag ich falsch.“

„Es ist ein Manaia.“
    „Ein was?“
    „Die Darstellung eines Wesens aus der Maori-Mythologie. Sein Körper ist der eines Menschen und sein Kopf der eines Vogels. Er ist der Bote zwischen der irdischen Welt und der Welt der Geister. Seine spirituelle Kraft ist sehr stark, deshalb habe ich ihn ausgewählt. Siehst du die drei Finger an seiner Hand? Sie stehen für Geburt, Leben und Tod.“
    Elena rekelte sich genüsslich. Dieser Mann stimulierte nicht nur ihre Fantasie und ihre kindliche Liebe zum Geheimnisvollen. „Haben Sie etwa Maori-Blut in sich?“
    „Nein. Mir gefiel nur seine Bedeutung. Ich beschäftige mich gern mit alten Kulturen. In ihrem Wissen finde ich mehr Wahrheit als in moderner Wissenschaft, weil man damals das Mystische nicht außen vorließ, sondern es als Teil der Wahrheit sah.“
    „Ich verstehe. Aber verraten Sie mir, woher ihr exotisches Aussehen stammt?“
    Er lächelte auf seltsame Weise. „Nirgendwoher. Meine Mutter stammt aus New Orleans, mein Vater aus Washington. Das einzig Exotische, das ich Ihnen bieten kann, ist meine Großmutter. Sie wanderte aus Mexiko ein. Und wie steht es mit Ihnen?“
    „Meine Eltern stammen aus Ägypten. Sie kamen noch vor meiner Geburt nach Amerika.“
    „Interessant. Aber widmen wir uns dem Wesentlichen. Ehrlich gesagt dachte ich, Sie wüssten mehr. Darauf beruhte meine Einwilligung zur Zusammenarbeit. Nehmen Sie es nicht persönlich, Elena. Aber ich glaube, ich muss zurückrudern.“
    Ihr klappte einmal mehr der Kiefer nach unten. Sie schrammte haarscharf daran vorbei, ihren Kaffee auszuspucken. Und zwar direkt in sein Gesicht. Diszipliniert schluckte sie ihn hinunter, nickte und antwortete mit ruhiger Stimme: „Das war’s dann also? Keine Zusammenarbeit?“
    „Ich fürchte nein.“
    „Dann haben Sie Pech. Ich nehme Sie nämlich beim Wort. Ob es Ihnen passt oder nicht.“
    „Dinge wahrzunehmen, ist der Keim der Intelligenz.“
    „Was soll das jetzt wieder bedeuten?“
    „Das stammt von Laotse. Anders ausgedrückt: Sie würden mit mir nicht glücklich werden. Das sollten Sie eigentlich spüren.“ Daniel verschränkte die Arme noch etwas fester vor der Brust und spannte die Muskeln seines Kiefers an. Die elektrisierende Aura seiner Präsenz schwängerte die Luft. „Ich rede mit Smith, in Ordnung? Er wird Sie nicht rausschmeißen. Aber ich halte es für sinnvoller, der Sache allein nachzugehen.“
    „Sind Sie immer so?“
    „Wie?“
    „So egoistisch und soziopathisch.“
    „Ja“, antwortete er schulterzuckend. „Oder nein. Meistens bin ich noch schlimmer.“
    „Ich verstehe.“ Elenas Zorn wühlte sich an die Oberfläche, lediglich zurückgehalten von dem Wissen, dass Daniel eine furchtbare Nachricht hatte verdauen müssen und vermutlich in seinem Hass auf Gott und die gesamte Welt schwelte. Ein Gefühl, das ihr nicht unbekannt war. Sie musste Gnade walten lassen. Wenigstens ansatzweise. Oder auch nicht. „Sie machen also den einsamen Wolf.“ Elena nickte langsam. „Den dunklen Rächer. Soll ich Ihnen bei der Auswahl eines Kostüms helfen? Nehmen Sie doch so ein Ganzkörperkondom. Das betont ihre Kung-Fu-Muskeln.“
    „Sie sind wie eine Katze. Schön und stur. Und worauf stehen Katzen?“
    „Was?“ Er wollte sie veralbern. Sie aufs Glatteis führen. Ihre Widerspenstigkeit oder sonst was testen. „Worauf stehen die denn?“
    „Auf Muskelkater.“ Er lachte und legte auf reizende Weise den Kopf schief. Jede seiner Gesten troff vor Selbstsicherheit und doch besaß alles, was er tat, eine in sich ruhende Natürlichkeit. „Machen Sie sich nichts vor, Elena. Ich habe in China einiges gelernt. Dazu zählt auch, durch Menschen

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