Wenn nur noch Asche bleibt
hindurchsehen zu können wie durch Glas. Ich lese in ihren Gesten und Blicken. In den Düften, die ihnen entströmen. Oder wahlweise auch in ihrem Gestank, wovon bei Ihnen natürlich keine Rede sein kann. Worte können lügen, aber die Körpersprache teilt uns immer die Wahrheit mit. Selbst perfekte Schauspieler haben sie nicht völlig unter Kontrolle. Und schon gar nicht …“, er sog die Luft ein wie ein witterndes Tier, „haben sie ihre Hormone unter Kontrolle.“
„Wissen Sie was?“ Elena stellte ihre Tasse betont gelassen auf dem Tresen ab und kramte ihr süffisantestes Lächeln hervor. „Sie haben einen Sprung in der Schüssel. Aber einen ganz gewaltigen.“
„Ach wirklich, Sweetie?“ Daniels Blick war wie eine Nadel, die einen Schmetterling tötete und festpinnte. Und sie war dieses Insekt. „Du siehst mich an wie eine Ertrinkende das Wasser und verströmst Pheromone wie eine rollige Katze im Frühling.“
„Jetzt wirst du unhöflich.“ Elena biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Es half nichts. Die Hitze schoss geradewegs in ihren Kopf, angefacht von der vertraulichen Art, wie er plötzlich mit ihr redete. „Und was das andere angeht – da ist wohl der Wunsch Vater des Gedankens.“
„Mitnichten. Und das weißt du genau. Glaubst du wirklich, das ist eine gute Basis für eine berufliche Partnerschaft? Wie sollen wir unsere Gedanken beisammenhalten, wenn wir immerzu daran denken, den anderen nackt zu sehen? Wir würden ständig Bäume fällen, um an den Spatz heranzukommen.“
„Wie bitte?“ Elena ballte die Hände zu Fäusten. Vermutlich nahmen ihre Augen gerade jene hellgelbe Färbung an, mit der ihre Mutter so manchem Angst eingejagt hatte. Hexenaugen, Katzenaugen. „Sie halten mich für unfähig? Sie schreiben mir jedes Maß an Disziplin ab und glauben in all Ihrem infantilen Größenwahn, ich würde auf Sie abfahren? Tut mir leid, lieber küsse ich Kröten.“
Daniel fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er tat es langsam und lasziv. Seine Lider sanken auf Halbmast, wobei er eine derartige Sinnlichkeit ausstrahlte, dass heißkalte Schauder durch ihren Körper krochen. „Es ist besser, wenn du jetzt gehst“, schnurrte er sanft. „Sonst passiert noch ein Unglück.“
„Natürlich.“ Sie zeigte ein verkniffenes Lächeln. „Fein. Das war es also. Genauso habe ich es mir vorgestellt. Aber weißt du was? Ich habe keine Lust, wegen deiner Verbocktheit gefeuert zu werden. Leck mich dort, wo mein Rücken aufhört, anständig zu sein.“
„War das ein ernst gemeintes Angebot?“ Wieder huschte seine Zunge über die leicht geöffneten Lippen. „Hier und jetzt?“
Elena prustete fassungslos. „Du bist an Schamlosigkeit nicht zu überbieten.“
„Danke.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Willst du noch mehr davon?“
„Nein, will ich nicht. Und du wirst mit mir zusammenarbeiten. Ob es dir passt oder nicht.“
„Was willst du tun? Mich gewaltsam ins Department schleifen? Versuch es. Das dürfte interessant werden.“
„Smith hatte recht“, fauchte Elena. „Der Mönch braucht jemanden, der ihn zurück auf den Teppich holt. Genauso wie ich jemanden brauche, der mich zügelt. Er bezeichnete uns als Ying und Yang. Das dürfte dir etwas sagen, oder? Er sagte, wir würden uns gegenseitig ausgleichen. Ein Gleichgewicht herstellen, von dem wir allein nur träumen können. Du hast ein Problem mit dem Tod deiner Frau. In Ordnung, das verstehe ich. Es tut mir leid, was passiert ist. Aber dieser Umstand wird auch dafür sorgen, dass du im Alleingang scheiterst.“
Daniel stieß ein grollendes Knurren aus, das tief aus seinen Eingeweiden zu kommen schien. Es war vielmehr spürbar als hörbar, dunkel und Gefahr verheißend wie der Atem eines Tigers im nächtlichen Dschungel. Großer Gott, wie würde es wohl sein, mit diesem Mann zu schlafen? Dort hinten auf dem roten Baldachinsofa? Sie wollte, dass er sich an ihr die Zähne ausbiss, und genau das konnte auf mehrere Arten bewerkstelligt werden.
„Pass auf, was du sagst.“ Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Sein Blick war kalt und hart. „Ich habe meine Tugenden. Geduld ist keine davon.“
„Du bist emotional stark angeknackst.“ Elena erwiderte seinen Blick furchtlos. In ihren unteren Regionen begann es heiß zu kribbeln. Sie liebte die Gefahr. Sie lechzte nach ihr und brauchte den Rausch, den sie in ihr auslöste. Vor diesem Mann zu stehen, war, als näherte sie sich einem wilden Tier. Es konnte sie zerreißen oder
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