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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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sich auf die Bettkante sinken. Ihr Blick ging ins Leere.
    „Was war los! Sag schon, verdammt.“
    „Christine ist verschwunden.“
    „Was?“
    „Sie wurde entführt. Irgendwer hat heute Nacht die Stromversorgung lahmgelegt. Es gibt keine Spuren, zumindest hat man bisher keine gefunden. Die Spurensicherung läuft noch auf Hochtouren. Es gab auch keine Aufzeichnungen der Überwachungskameras und keine Zeugen. Niemand hat irgendwas mitbekommen. Christine ist jedenfalls weg. Und damit uns auch klar ist, wer dafür verantwortlich ist, haben die Arschlöcher einen Dorn auf der Bettdecke hinterlassen.“
    Der Schleier über Daniels Gehirn wurde augenblicklich weggewischt. Heißkalte Schauder durchliefen ihn von den Zehenspitzen bis zum Scheitel. „Das heißt, es kann nur jemand gewesen sein, der sich im Department auskennt. Der keinen Verdacht erregen würde.“
    „Smith gab es nicht gern zu. Aber ja. Anders kann er es sich auch nicht erklären.“
    „Rebecca.“ Eine dumpfe Ahnung schnürte ihm schier die Luft ab. „Wo ist sie?“
    Elena räusperte sich mehrmals.
    „Wo ist sie?“ wiederholte er.
    „Es tut mir leid, aber …“
    „Raus mit der Sprache!“
    „Sie ist tot.“ Elenas Stimme war so leise, dass er sie kaum verstand. „Man fand sie in ihrer Zelle. Ihre Kehle war bis zur Wirbelsäule aufgeschlitzt. Das Bett und der Boden waren in Blut getränkt. Es tut mir leid.“
    Portland Police Department, 19. Mai 2011, 6:55 Uhr
    R
ebeccas Halswirbel schimmerten weiß inmitten von aufklaffendem Fleisch. Der Anblick war absurd. In den sechs Jahren ihrer Laufzeit hatte Elena bereits einiges gesehen, doch dieser bis zur Wirbelsäule aufgeschnittene Hals mit den ausgefransten Wundrändern, von einer stumpfen Klinge verursacht, bewegte sich hart an der Grenze des Erträglichen. Das Gesicht der Frau zeugte von grausamem Schmerz. Sie war nicht schnell gestorben. Vermutlich, und bei diesem Gedanken krempelte sich Elenas Magen um, hatte der Mörder an ihrem Hals herumgesäbelt wie ein Schlächter. Ungerührt ob der Tatsache, dass sein Opfer bei Bewusstsein war.
    Elenas Kehle zog sich zusammen. Sie hasste ihre empathische Gabe, deren hervorstechendstes Merkmal war, dank überschäumender Vorstellungskraft die erlittenen Schmerzen eines anderen Menschen wie ihre eigenen zu spüren. Ihr Fass lief über. Alles wurde zu viel. Erst Daniels Offenbarung, jetzt dieser grausame Anblick. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Mörder ihren Partner und damit auch sie im Visier hatten. Immerhin verstand sie jetzt, warum sich Daniel gegenüber seinem Vorgesetzten in Schweigen übte. Ihm die Wahrheit zu erzählen, hätte alles noch schlimmer gemacht.
    „Savedra und Coburn nehmen sich den nördlichen Küstenabschnitt vor.“ Smiths Gesicht glich einer Maske aus Zorn. Seine Kiefermuskeln zuckten. „Ich, Natali und Winterblossom fliegen den südlichen Abschnitt ab. Es ist bitter, aber das sind die Einzigen, für die ich noch meine Hand ins Feuer lege.“
    Elena fragte sich, ob das ein Kompliment war. Vermutlich, doch zum aktuellen Zeitpunkt war es ihr gleichgültig.
    „Was hat die Spurensicherung in ihrer Wohnung herausgefunden?“, fragte Daniel. An seiner Miene war unmöglich abzulesen, was er fühlte. Er stand da wie eine Statue. Tief in sich selbst ruhend.
    „Sie hat nur Rebeccas Fingerabdrücke und deine gefunden“, antwortete Smith. „Sonst nichts. Absolut nichts, das uns weiterhilft.“
    „Was ist mit dem Brandeisen?“
    „Fehlanzeige. Sie muss es irgendwo anders versteckt haben. Momentan können wir nur den pathologischen Befund abwarten. Aber der dürfte eindeutig ausfallen und uns vermutlich auch nicht weiterbringen. Wie auch immer, wir machen uns jetzt auf den Weg. Zwei Helikopter sind bereits angefordert. Der Rest dieses Departments wird verhört, bis jedem Einzelnen das Gehirn aus den Ohren quillt. Das schließt alle mit ein. Sogar die Putzfrauen.“ Smiths Stimme steigerte sich mit jedem Wort und polterte bald durch die Leichenhalle wie ein Donnergrollen. „Ich will, dass die gesamte Belegschaft gelöchert wird, bis sie um Gnade winselt. Irgendjemand hat dafür gesorgt, dass diesen Arschlöchern Tür und Tor geöffnet wurde. Ich will wissen, welche Ratte dafür verantwortlich ist. Zur Not wird hier alles umgekrempelt. Hier kehrt erst wieder Frieden ein, wenn der Maulwurf aus seinem Loch gezerrt wurde.“
    Smith rauschte mit einem saftigen Fluch auf den Lippen nach draußen. Daniel und Elena folgten ihm. Ohne

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