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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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mich gerade nach allen Regeln der Kunst flachgelegt hast und mir den Verstand raubst, fügte sie in Gedanken hinzu.
    „Ich lasse nicht zu, dass …“
    „Klappe!“ Elena hielt Daniel den Mund zu. Kampflustig funkelte sie ihn an. „Ich weiß, dass du darauf stehst, den Helden zu mimen. Aber nicht bei mir, klar? Halte dein Testosteron im Zaum. Ich bin keine Jungfrau und du bist kein Ritter.“
    „Verfluchte kleine Amazone.“
    Sein Seufzen klang so liebevoll, so resigniert und tadelnd, dass es sie zum Wanken brachte. Unter seiner harten Schale war dieser Mann weicher, als sie es vermutet hatte. Elena erwiderte seinen Blick und spürte, wie die Zeit in ihrem Lauf innehielt. Niemals hatte jemand so viel Angst um sie gehabt.
    20:15 Uhr
    „J
u das nicht, Elena!“ Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt. „Irgendjemand anderes kann für dich einspringen.“
    „Aber ich will es tun.“
    Sie schloss ihn in die Arme. Durch die dicke Schutzkleidung hindurch spürte er sie kaum. Umringt von seinem Team, finster blickenden und schwer bewaffneten Gestalten in düsterem Olivgrün, wirkte sie mit ihrem pfirsichfarbenen Kostüm und den offenen, sanft gelockten Haaren umso verletzlicher. Er würde es nicht ertragen, wenn ihr etwas geschah. Aber was sollte er tun? Sie fesseln und knebeln?
    „Ich muss es tun“, fügte sie hinzu. „Mach dir keine Sorgen.“
    „Gar nichts musst du. Ich will nicht, dass du dich einer solchen Gefahr aussetzt.“
    „Du und deine Männer sind ganz in der Nähe.“
    Ihre Ruhe machte ihn verrückt, umso mehr, da ihm klar war, dass Elena im Inneren verging vor Angst. Er verstand ihr Engagement, gar keine Frage. Doch allein der Gedanke, dass sie sich freiwillig in eine kaum zu kontrollierende Gefahrensituation begab, brachte ihn schier um den Verstand. Verdammt, warum tat sie ihm das an? Gerade jetzt, wo er eine Tür in seinem Inneren aufgestoßen hatte, die bis vor Kurzem noch rettungslos verschlossen war.
    „Wenn etwas schiefläuft, holt ihr mich da raus. Mach dir keine Sorgen um mich, Daniel.“
    „Wenn was schiefläuft, kann es gut sein, dass wir nicht schnell genug sind. Du weißt, dass es bei solchen Unternehmungen niemals Sicherheit gibt. Elena, ich bitte dich. Tu mir das nicht an. Ich habe …“ Er holte tief Luft, um seine Gefühle zumindest halbwegs unter Kontrolle zu bringen. Seine Männer blickten derweil emotionslos ins Leere – was nichts heißen musste, denn sie waren darauf geschult, bei Bedarf die Emotionalität eines Felsklotzes nach außen zu kehren. „Ich habe mich in dich verliebt, du stures Ding. Ist dir das eigentlich klar? Ich komme um vor Angst um dich.“
    „Daniel.“ Sie streichelte über seine Schutzmaske. „Ich weiß, dass alles gut gehen wird. Meine Zeit ist noch lange nicht gekommen. Und wenn es dir nicht bestimmt ist, zu sterben, nützt dir nicht mal ein Sprung aus dem fünfzigsten Stockwerk was. Genau am Ort deines Aufpralls wird ein Auto stehen, das deinen Sturz abfedert.“
    „Mach doch, was du willst.“ Er schob sie von sich. Wenn diese sture Frau noch länger vor ihm stand und aus Rehaugen zu ihm hochblinzelte, würde er sie tatsächlich fesseln und knebeln. „Aber wenn du dabei draufgehst, komme ich nach und vermöbele dir den Hintern.“
    Sie zwinkerte ihm zu, kletterte aus dem Transporter und machte sich mit klackernden Pumps und schwingenden Hüften auf den Weg. Spöttisch strich ihm der laue Abendwind über das Gesicht. Duftend nach den Blumen perfekt gepflegter Gärten.
    „Frauen“, stöhnte Daniel und erntete von seinen Männern ein beipflichtendes Nicken.

    Elena holte tief Luft, als sie die Klingel drückte. Eine sanfte Melodie erklang, alles in ihr schrie danach, Hals über Kopf das Weite zu suchen. Aber letztendlich war sie in diesem Job gelandet, weil sie stark genug war, ihren Ängsten die Stirn zu bieten. Das hier musste sein.
    Sie strich das Kostüm glatt, fuhr durch ihre Haare und sprach sich Mut zu. Daniel war keine fünfzig Yards entfernt und wartete mit den SRT-Kollegen in dem schwarzen, gepanzerten Mannschaftstransporter auf den Einsatz. Er und seine Männer würden nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. Ihre anfängliche Sicherheit zerschmolz kurz vor dem Ziel zu einem kläglichen Häufchen zusammen.
    Auf einem messingfarbenen Schild prangte der Name Tony Durat. Zwei Wörter, die nicht nach irrsinnigem Serienmörder klangen. Aber solche Mutmaßungen waren idiotisch. Wahnsinn konnte in der unschuldigsten Hülle

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