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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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will dich nicht nur wegen deiner Erinnerung. Ich will dich in mir spüren. Und ich will die Seele, die sich mit deiner verbunden hat. Ihr beide zusammen seid die ultimative Köstlichkeit. Und deine Süße wird den perfekten Nachtisch abgeben.“
    „Hast du eine Ahnung, wie pervers das klingt?“ Daniel sah, wie seine Hände zu leuchten begannen. Das Licht verbrannte Durat. Wenn er es freiließ, würde der Körper vor ihm binnen von Sekunden in weiße Asche verwandelt werden. „Ich habe die Nase voll von dir. Du wirst keine Seele mehr bekommen. Am allerwenigsten meine.“
    Durat verklärtes Lächeln erstarb. Seine Augen weiteten sich. Daniel spürte die Anspannung der Muskeln unter seinem Körper und plötzlich, mit einer Schnelligkeit, die selbst seine Sinne überforderte, riss Durat sich los und schlug auf ihn ein. Seine Abblockbewegung ging fehl, eine Handkante krachte gegen seinen Oberschenkel. Genau auf die Stelle, die zuvor der Wagen gestreift hatte.
    Keuchend ging Daniel in die Knie. Sterne tanzten vor seinen Augen. Er spürte Hände auf seinen Schultern, die ihn zu Boden drückten. Und dann war Durats Gesicht über seinem. Ein gewaltiges Brennen brach in seinem Körper aus, Licht versengte seine Augen. Er spürte, wie Durat begann, seine Seele zu trinken. Es war ein grauenvoller Sog in jeder Faser seines Körpers, dem er nichts entgegensetzen konnte. Verzweifelt wehrte er sich, klammerte die Schmerzen aus und warf sich gegen die Arme, die ihn festhielten. Doch der Sog hörte nicht auf. Daniel begriff, dass er verlieren würde. Gegen die Kraft, die Durat im Laufe der Jahrzehnte aufgesogen hatte, Seele für Seele, war er machtlos.
    Elena …
    Er konnte sie nicht allein lassen. Niemals. Sie brauchte ihn, und er brauchte sie. Dieses verdammte Arschloch! Plötzlich, als er bereits spürte, wie seine Seele sich aus dem Fleisch löste, geschah etwas. Es fühlte sich an wie ein Stoß, der ihn zurückwarf. Nicht körperlich, sondern geistig
    Moa’ri.
    „Nein!“ Ob er es schrie, wusste er nicht. Alles geschah unglaublich schnell. Ein kurzes, blendend helles Aufleuchten, und er fand sich allein auf dem Boden wieder. Durat taumelte mit ausgebreiteten Armen zurück. Sein Lächeln sprach von heller Entzückung. Doch es war nicht von langer Dauer. Schüsse erklangen, Kugeln durchsiebten Durats Körper. Er wurde zurückgeschleudert, ging in die Knie, rappelte sich wieder auf und rannte blutüberströmt davon. Unsicher und stolpernd, doch immer noch schneller als ein Mensch je hätte laufen können. Sie würden ihn niemals erwischen.
    Daniel blieb wie betäubt zurück. In ihm herrschte schale, fassungslose Leere. Moa’ri hatte seine Seele für ihn geopfert. Er war absorbiert von Durats krankem Geist und würde niemals die Ruhe finden, nach der er sich gesehnt hatte. Stattdessen war sein Schicksal ein Gefängnis aus Fleisch und Blut. Oder Schlimmeres. Konnte jemand vollkommen ausgelöscht werden? Rettungslos und für immer?
    Der Gedanke war zu schrecklich, um ihn zu verfolgen.
    Er hatte versagt. Kein körperlicher Schmerz konnte schwerer wiegen als diese Gewissheit.

    Sie fiel Daniel in die Arme, doch als er sie umfangen hielt, fühlte es sich seltsam an. Nicht tröstend und beschützend wie sonst, sondern Hilfe suchend. Ohne ein Wort wechseln zu müssen, wusste sie, dass Durat entkommen war. Doch das allein war es nicht.
    „Geht es dir gut? Bist du verletzt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Es ist nichts.“
    „Du humpelst.“
    „Nicht der Rede wert.“
    Daniels Blick trug einen Schmerz, den sie nicht definieren konnte. Mit matten Bewegungen löste er sich von ihr und begann, jeden Winkel des Hauses zu durchsuchen. Die Spurensicherung war unterwegs, aber er schien nicht in Stimmung zu sein, auf das Team zu warten. Seltsamerweise ließ Smith ihn gewähren. Zu zweit durchsuchten sie Schubladen, Schränke und diverse Bücher, während der Rest des Teams die Umgebung des Hauses sondierte. Alte Ölgemälde zierten die Wände, zumeist vom Alter verblasste Porträts englischer Rennpferde. Doch neben der vielsagenden Darstellung der dem Tode geweihten Andromeda gab es zwei weitere Bilder, die ihr einen kalten Schauder über den Rücken jagten. Eines zeigte die berühmte Darstellung des Aufhockers, der auf einer liegenden Frau in einem weißen Kleid kauerte, auf dem anderen sah man ein Werwesen, halb Mensch und halb Wolf, das ein Kleinkind zwischen seinen triefenden Fängen hielt. Elena fühlte sich wie die Besucherin eines

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