Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
zu Mensch reden zu können, zumal wenn der andere mit der Problematik vertraut ist.
Es gibt auch eine Reihe von Selbsthilfegruppen für Angst- und Panikpatienten, die meist von den Betroffenen selbst geleitet werden. Sie sind oft eine große Hilfe, da sie den Einzelnen das Gefühl geben, mit ihren Problemen nicht allein zu sein und Hilfe und Unterstützung zu bekommen.
Der (die) Betroffene selbst kann am besten beurteilen, ob er (sie) die vorgeschlagenen Übungen durchführen möchte oder nicht. Falls nicht, dann ist das auf keinen Fall ein Grund, sich zu schämen oder als Versager zu fühlen. Die persönlichen Umstände können von Mensch zu Mensch sehr stark variieren, und wir sprechen über einen mächtigen Feind – die Angst –, den wir nicht unterschätzen dürfen.
In welchen Fällen sollten keine persönlichen Experimente durchgeführt werden?
Es gibt Fälle, in denen man auf persönliche Experimente verzichten sollte – zum Beispiel dann, wenn der betreffende Patient unter einer ärztlich diagnostizierten Krankheit leidet (etwa einer Herzkrankheit oder Asthma), die sich durch Aufregung oder körperliche Belastung verschlimmert.
Wenn ein Asthmatiker ein persönliches Experiment macht, dann kann das unter Umständen eine kontraproduktive Wirkung haben – statt zu beweisen, dass Panik ungefährlich ist, kann es den Patienten möglicherweise in dem Glauben bestärken, dass Panik gefährlich ist. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie im Zweifel sind, dann konsultieren Sie Ihren Hausarzt und richten Sie sich nach seinem Rat.
Wann sollte man damit aufhören, persönliche Experimente durchzuführen?
Die einfache Antwort lautet: Wenn man alles gelernt hat, was man über Panik wissen muss. Es ist nicht nötig, monatelang mit dem Experimentieren fortzufahren.
Als oberste Grenze für eine Versuchsreihe empfehle ich einen Zeitraum von etwa vier Monaten.
Die Experimente sollen kein Selbstzweck sein – sie sind dazu gedacht, dass die Betroffenen mit ihrer Hilfe bestimmte wichtige Tatsachen in Bezug auf Panik lernen. Wenn das geschehen ist, sind keine weiteren Experimente mehr erforderlich. Man kann dann dieses Kapitel getrost abschließen und sich anderen Dingen zuwenden.
Welcher Grad von Heilung ist möglich?
Meine Antwort lautet: Vollständige Heilung ist möglich. Aber was bedeutet »vollständige Heilung«? Es bedeutet nicht, dass der Betreffende in Zukunft nie mehr eine Panikattacke erleben wird. Wenn das das Ziel der Therapie wäre, dann würde das meiner Ansicht nach darauf schließen lassen, dass es da ein Problem gibt – nämlich, dass der Patient immer noch Angst vor Panikattacken hat.
Menschen, die nach meiner Definition völlig geheilt sind, haben keine Angst mehr vor Panikattacken, und wenn sie gelegentlich eine Panikattacke haben, dann wirft sie das nicht um. Sie erleben vielleicht manchmal Panik und Angst, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg schwierigen, belastenden Situationen ausgesetzt sind. Das ist vollkommen normal; solche Phasen gehen erfahrungsgemäß schnell vorbei, wenn die Betreffenden ihnen keine allzu große Bedeutung beimessen und sie nicht als »Rückfall« interpretieren. Sie sind unangenehm, aber harmlos. Mit der Zeit können sie auch völlig verschwinden.
Was ist, wenn ich alles gemacht habe, was in diesem Buch steht, und es mir immer noch nicht besser geht?
Wenn ein Patient alles sorgfältig befolgt hat, was in diesem Buch steht, und trotzdem keine Besserung feststellen kann, dann sollte er die beschriebenen Übungen nicht länger fortsetzen – es hat keinen Sinn, »mit dem Kopf durch die Wand« zu wollen.
Beachten Sie aber bitte Folgendes:
– Der Patient muss seiner Angst zu sterben, verrückt zu werden oder was auch immer es sein mag, wirklich ins Auge sehen. Wenn er dieser Angst aus dem Weg geht, und sei es auf noch so raffinierte Weise, dann hat er die Übungen nicht korrekt durchgeführt und kann auch keine völlige Heilung erwarten.
– Der Patient muss die Übungen so lange durchführen, bis er wirklich sieht, was geschieht. Es hat keinen Zweck, nur die Zehenspitzen ins Wasser zu tauchen. Wenn jemand sich zum Beispiel nur ein einziges Mal in eine Menschenmenge begibt, dann hat er sich nicht wirklich auf das Übungsprogramm eingelassen.
– Wenn der Patient alle Übungen durchführt, ohne dabei jemals eine Panikattacke zu bekommen, dann lernt er vielleicht, dass die Übungen ungefährlich sind – er lernt jedoch nicht, dass Panikattacken
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