Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
viel passieren, oder?»
«Sieh dich nur vor», sagte May. «Vielleicht läßt du dich besser einschließen?»
«Liebling!» sagte er vorwurfsvoll. «Das Ganze ist schließlich nicht komisch.»
«Das sagst du mir? Aber ich weiß auch nicht, wie ich dir helfen soll. Du mußt dir schon selbst zu helfen wissen, mein Junge.»
«Ja», sagte er unglücklich. Er mochte noch nicht auflegen. Er brauchte die tröstliche Stimme seiner Frau. Aber da kam schon das Warnzeichen, und er hatte kein Kleingeld mehr.
Jenny und Emma zogen sich in ihren Wartesaal zurück. Aber nicht für lange. Fünf Minuten später war Jenny bereits wieder da. Jocelyn fuhr hoch. «Onkel Jocelyn, es tut mir leid, daß ich dir auf die Nerven gehe. Aber ich habe eben mit dem Gepäckträger gesprochen, und er sagte, die Hotels im Ort seien halb leer.»
Er sah sie säuerlich an. Aber es war erst halb sieben. Nur fünf Minuten hatte er auf der harten Bank gelegen, und sein grimmiger Entschluß, hier eisern auszuharren, begann schon zu wanken. Er stand auf. «Los, kommt», sagte er mürrisch.
«Wo gehn wir hin?» flötete Gaylord.
«In ein Hotel.»
«Aber Paps! Du hast uns doch Fisch und Chips versprochen.»
Jenny sagte: «Wenn wir in einem Hotel unterkämen, dann brauchtest du nicht die ganze Nacht auf der harten Bank zu liegen.»
«Ich fand es prima. Es war richtig gemütlich. Paps, wenn wir in ein
Hotel gehen, kriegen wir dann nicht Fisch und Chips?» Gaylord machte eine Jammermiene.
«Gaylord, du bist aber wirklich die reinste Nervensäge», sagte Jocelyn. Er zog mit Emma und Jenny los. Gaylord schlurfte hinterher, schob die Unterlippe vor und warf sehnsüchtige Blicke nach dem Wartesaal zurück.
Sie gingen in ein Hotel. Der Portier, der Chefportier und der Empfangschef musterten sie kühl. «Haben Sie vier Einzelzimmer?» fragte Paps.
«Nein, mein Herr. Sie können zwei Doppelzimmer haben.»
«Das ist doch prima», sagte Emma. «Ich schlafe mit Gaylord, und Jenny...»
«Schön», sagte Jocelyn. «Die beiden Damen nehmen das eine Zimmer, und der kleine Junge und ich das andere.»
Gaylord hatte eine Idee. «Paps, vielleicht gibt’s hier Fisch und Chips.»
Emma sagte: «Also, ich fände es viel besser, wenn Gaylord und ich ein Zimmer nähmen...»
«Aber ich nicht», sagte Gaylord ungalant.
«Haben Sie Gepäck, mein Herr?» erkundigte sich der Empfangschef.
«Nein», sagte Jocelyn.
Erstaunt hochgezogene Augenbrauen: «Soll Ihnen der Portier die Garage zeigen, mein Herr?»
«Wir haben keinen Wagen.»
Die Brauen kletterte noch ein Stück höher. «Würden Sie so freundlich sein, sich hier einzutragen. Sie sind Mr. und Mrs...?»
«Nein», sagte Jocelyn. «Mister und Miss.»
«Verzeihung.» Der Empfangschef betrachtete interessiert das gemischte Quartett. Vater und drei Kinder? Nein. Sie trug sich unter einem anderen Namen ein. Also Mr., Miss und der gemeinsame Nachwuchs? Dazu sah sie nicht alt genug aus, aber heutzutage konnte man nie wissen. Kein Gepäck. Kein Wagen. Das war schon faul. «Ich muß Sie leider bitten, im voraus zu zahlen, mein Herr», sagte er ölig.
Jocelyns Laune sank unter den Gefrierpunkt.
Eine Stunde später war ihm schon wesentlich wohler. Es war eines jener Hotels, in denen man Kinder nicht so gern im Speisesaal sieht. Ein Kellner war aufs Zimmer gekommen und hatte sich erkundigt, was der junge Herr zum Abendessen wünsche.
«Fisch und Chips», sagte der junge Herr wie aus der Pistole geschossen. Sie brachten ihm für 17 Shilling Sixpence davon.
Gaylord haute kräftig rein, während Paps ein gut Teil seiner schlechten Laune in einem ausgedehnten, genußvollen Bad ertränkte. Als er nach einer Weile wieder ins Schlafzimmer kam, fand er Gaylord in ein schwieriges Problem vertieft.
«Paps, ich habe keine Zahnbürste. Wie soll ich mir die Zähne putzen?»
«Gar nicht», antwortete Paps.
Damit war Gaylord höchst einverstanden. Ausnahmsweise widersprach er nicht. Das ist sehr interessant, dachte er. Wie verschieden Eltern doch sein können. Mummi hätte so leicht nicht aufgegeben. Wenn Mummi jetzt hiergewesen wäre, hätte sie es todsicher fertiggebracht, eine Zahnbürste für Gaylord aufzutreiben, und wenn sie das ganze Hotel hätte rebellisch machen müssen. Gaylords Zähne jedenfalls wären geputzt worden. Wieder einmal mußte Gaylord feststellen, daß eine Welt ohne Frauen doch erheblich gemütlicher wäre.
«Ich habe auch keinen Schlafanzug», sagte Gaylord.
«Nein. Du mußt im Hemd
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