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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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nicht, wenn man ihn «junger Mann» nannte.
    «Wohl in Shepherd’s Warning gewesen, wie?»
    «Nein.» Gaylord widersprach aus Prinzip.
    Der Constable stutzte. Wenn dieser zigarrenrauchende Dreikäsehoch ihn hereinlegen wollte, konnte er etwas von Jack Harris erleben. Aber soweit waren wir noch nicht. Er behielt den leutseligen, freundlichen Ton bei. «In letzter Zeit mal deinen Freund Willie gesehen?» fragte er.
    «Meinen Sie Willie Foggerty?»
    «Ja, den meine ich.»
    Gaylord blickte Constable Harris sehr erstaunt an. «Natürlich nicht. Er ist doch verschwunden. Wußten Sie das nicht?»
    Auf diese Gegenfrage war Constable Harris nicht gefaßt gewesen. «Ich dachte, du wüßtest vielleicht, wo er steckt», meinte er.
    «Aber wenn einer verschwunden ist und jemand weiß, wo er ist, dann ist er doch nicht mehr verschwunden, oder?» sagte Gaylord.
    «Hm», sagte Constable Harris.
    «Emma ist sicher, daß sie ihn ermordet haben», sagte Gaylord.
    «So?» sagte Constable Harris und machte Anstalten, wieder aufs Rad zu steigen. Dann sagte er fast bittend. «Falls du deinen Freund irgendwo sehen solltest, würdest du mir dann so schnell wie möglich Bescheid geben?»
    «Klar», sagte Gaylord. Der Constable radelte davon. Gaylord sah ihm beklommen nach. Er hatte erhebliche Zweifel, daß das Gespräch so harmlos gewesen war, wie es den Anschein hatte. Merkwürdig, er versteckte seinen Freund Willie doch vor Constable Harris. Und dieser gleiche Constable schien gar nicht zu wissen, daß Willie vermißt wurde. Sehr, sehr eigenartig. Gaylord fragte sich mißtrauisch, ob die Erwachsenen wirklich immer so ehrlich und offen waren, wie sie taten.
     
    Die dritte Krise war niederschmetternd. Es war Samstag nachmittag. Gaylord bummelte durch den Henkerswald. Plötzlich sah er sich einer höchst befremdlichen Schranke gegenüber... einer langen Kette von Männern, die mit finsterer Miene das Unterholz mit Stöcken abklopften und langsam vorrückten. Es waren Männer aus dem Dorf, Pfad-finder und Polizisten mit Funksprechgeräten. Schlimmer noch: dazwischen waren Polizisten mit Hunden. Als sie Gaylord erblickten, blieben sie wie angewurzelt stehen. «He! Du da! » schrie jemand, dann redeten sie alle durcheinander: «Der kleine Pentecost! » - «Der kann’s nicht sein.» - «Viel zu jung.»
    Das menschliche Schleppnetz setzte sich wieder in Bewegung.
    Gaylord war neugierig geworden. Höflich sprach er einen grauhaarigen älteren Mann an. «Suchen Sie was? » fragte er artig.
    «Ja», sagte der Mann. «Willie Foggerty. Hast du ihn vielleicht irgendwo gesehen?»
    Gaylord schüttelte automatisch den Kopf. Regungslos stand er da, starr vor Entsetzen, während die stumme, eifrige Suchmannschaft um ihn herumging, wie eine Flutwelle einen Stein umspült. Lange nachdem sie verschwunden waren, stand er immer noch da, mit einem leeren, kalten Gefühl im Magen und mit weichen Knien. Denn er, Gaylord Pentecost, hatte mit seinen sieben Jahren ganz allein und ohne Hilfestellung diese Aktion ins Rollen gebracht. Wenn er nicht wäre, würden diese Männer jetzt in ihren Gärten arbeiten, vor dem Fernsehapparat sitzen oder mit ihren Frauen einkaufen gehen. Und zu der niederschmetternden Erkenntnis, daß er alles verursacht hatte, gesellte sich die nicht minder niederschmetternde Erkenntnis, daß er mit einem einzigen Wort die Suche beenden konnte. Und der Gedanke, was ihm selbst dann blühte... Nein, das war nicht auszudenken.
    Gaylord ging heim, setzte sich in den Hof und dachte nach. Er ballte die kleinen Fäuste und schlug sie sich gegen die Stirn, um seine Gedanken anzutreiben. Was sollte er bloß machen? Was konnte er machen?
    Es war zwecklos, Willie umzuquartieren. Auf dem Heuboden war er so sicher wie nur irgendwo. Aber seine Stunden waren gezählt. Nachdem jetzt die halbe Bevölkerung draußen mit Hunden und Funkgeräten alles absuchte und hier daheim Mummi und Emma jeden seiner Schritte belauerten, konnte es nicht mehr lange dauern, bis man Willie entdecken würde. Und dann? Armer Willie. Doch in Wirklichkeit war es nicht Willie, um den sich Gaylord jetzt sorgte. Es war der arme Gaylord. Was machten sie wohl mit einem kleinen Jungen, der einen ganzen Ort an der Nase herumgeführt hatte? Welche Strafe stand auf solch ein fürchterliches Verbrechen?
    Er könnte natürlich zur Polizei gehen und sagen: Damit könnte er sich vielleicht aus der Affäre ziehen, und Willie war

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