Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
wenigstens die Spielregeln einhalten. Mummi stand vor ihm, schaute ihn an und überlegte angestrengt. Er konnte fast hören, wie ihr Gehirn arbeitete. Und plötzlich hatte es die Antwort gefunden.
    Mummi wurde blaß. «Gaylord», sagte sie düster, «du... versteckst doch nicht etwa Willie?»
    Gaylord war puterrot geworden. Er ließ den Kopf hängen und rieb die linke Schuhspitze am rechten Strumpf.
    «So ungefähr, Mummi», flüsterte er.
    «O Gott», sagte Mummi und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Gaylord verschlug es vor Überraschung die Sprache, als sie die Arme weit ausstreckte und ihn an sich zog. «Aber Herzchen, alle Welt sucht doch nach ihm. Sie kämmen die ganze Gegend durch.»
    «Ja, Mummi», sagte Gaylord.
    «Und dein Vater mußte ausgerechnet nach London. Das ist typisch», sagte sie. «Damit erübrigt sich jede Frage, wer nun die Polizei anrufen muß. Übrigens, wo steckt er denn überhaupt?»
    «Auf dem Heuboden, Mummi.»
    «Auf unserem Heuboden», sagte sie und griff nach dem Telefon. «Weißt du, mein Engelchen, nach diesem Debakel bleibt uns nur noch eins. Die Emigration.»
    «Was ist Emigration?»
    «Aus der Heimat fliehen», sagte Mummi.
    Gaylord fand, daß Mummi allzu optimistisch sei. Bis er, Gaylord, aus dem Gefängnis freikäme, würde er viel zu alt sein, um zu emigrieren. Und wiewohl er nicht ganz genau wußte, was das Gesetz in einem solchen Fall vorschrieb, befürchtete er stark, daß auch Mummi und Paps ins Gefängnis kamen, weil sie so ein Kind wie ihn in die Welt gesetzt hatten.
     

19
     
    Constable Harris hatte es nicht leicht. Kaum hatte er wegen des jungen Foggerty Alarm geschlagen, als der Aushilfssergeant zu ihm sagte: «Passen Sie auf den Laden auf, Constable.» Von da an verschwand er bei jeder Gelegenheit und machte Außendienst. Um diese Jahreszeit gab es nichts Langweiligeres, als «auf den Laden aufzupassen». Die kleinen Gauner, die sonst den Betrieb in Gang hielten, waren anscheinend allesamt ans Meer gefahren. Es passierte aber auch gar nichts. Da klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab.
    «Hier spricht May Pentecost», sagte eine Stimme.
    «Ja, Mrs. Pentecost?» Harris war auf der Hut.
    «Ich höre, Sie suchen Willie Foggerty.»
    Der Puls des Constable ging rascher. «Ja, Mrs. Pentecost?»
    «Er ist auf unserem Heuboden», sagte May.
    «Lebend?»
    «Munter und fidel, wie ich höre.» May schluckte und gab sich einen Ruck. «Mein kleiner Sohn hat ihn in bester Absicht dort versteckt und ihn mit Essen versorgt.»
    Stille. Dann: «Wollen Sie damit sagen, daß er schon längere Zeit dort sitzt? »
    «Wie ich höre, schon mehrere Tage.»
    Wieder Stille. Dann sagte der Constable mühsam beherrscht: «Danke, Mrs. Pentecost. Wir lassen ihn holen.»
    Langsam legte er den Hörer auf. Er wußte genau, was jetzt passieren würde. Wenn man Foggerty irgendwo tot in einem Graben gefunden hätte, dann hätten seine Vorgesetzten sich gegenseitig beglückwünscht, und kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, von Constable Harris zu sprechen. Doch an diesem abgrundtief lächerlichen Ausgang konnte nur ein einziger Mensch schuld sein. Constable Harris wußte, daß er erledigt war.
     
    Auch May legte den Hörer auf. Gaylord sagte voll düsterer Ahnungen: «Da kommt Henry Bartletts Mutter die Auffahrt herauf.»
    Was denn nun wieder? dachte May und ging zur Tür. Mrs. Bartlett stand auf der Treppe und rang die Hände.
    «Könnte ich Sie einen Moment sprechen, Mrs. Pentecost? Es geht um Henry. Ich bin ganz außer mir.
    «Aber natürlich», sagte May. «Kommen Sie herein, Mrs. Bartlett.»
    Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. So mußte den Heldinnen der griechischen Tragödie zumute gewesen sein, wenn der nächste Bote hereingestürzt kam und sein «Wehe! Wehe!» rief.
    Mrs. Bartlett sagte: «Es ist wegen Henry, Mrs. Pentecost. Ich habe ein kleines, rundes Stäbchen unter seinem Kopfkissen gefunden. Er behauptet, es sei etwas, womit man sich Wünsche erfüllen könnte. Er sagt, er hätte es von Gaylord.»
    Nun, vorläufig klang das ja noch ganz erträglich. Doch May wartete ab. Ihr schwante, daß das Schlimmste erst kommen sollte.
    So war es. «Ich glaube, es ist Dynamit», sagte Mrs. Bartlett.
    «Dynamit? Gaylord!» rief May. «Hast du Henry ein kleines, rundes Stäbchen gegeben?»
    «Ich glaube schon...» begann Gaylord.
    «Hast du noch mehr davon?»
    Gaylords Welt stürzte über ihm zusammen. «Kann sein, daß ich noch eins oder zwei davon in meinem Schlafzimmer habe. Soll

Weitere Kostenlose Bücher