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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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immer geglaubt, Gespenster wür
    den mit Ketten rasseln. Daß sie an Ketten ziehen, habe ich noch nie gehört.» Sie fand ihre Antwort für drei Uhr nachts äußerst schlagfertig. Doch zu ihrem Kummer war Jocelyn schon wieder eingeschlafen. Das nennt man Perlen vor schlafende Säue werfen, dachte sie ärgerlich. Sie wollte es sich für morgen früh aufheben.
    Als sie sich am anderen Morgen anzogen, sagte sie daher: «Erinnerst du dich, daß du heute nacht aufgewacht bist und gesagt hast, hier spuke es?»
    «Hab ich das?» sagte er. «Du lieber Gott. Da muß ich ja wohl geträumt haben.»
    «Nein, du hast geschworen, draußen auf der Toilette im Hof hätte jemand an der Kette gezogen.» Sie überlegte gerade, wie sie am besten ihren kleinen Witz anbringen könne, da sagte Jocelyn: «Aber Gespenster ziehen doch nicht an Ketten», und schien nachzudenken. Dann breitete sich über sein langes melancholisches Gesicht Entzücken aus und er rief: «Sie rasseln nur damit.»
    Es gehörte einiges dazu, Jocelyn vor zehn Uhr morgens zum Lachen zu bringen. Doch jetzt lachte er. Als er das Gesicht seiner Frau sah, kam er wieder zu sich. «Also ich fand das komisch», stammelte er.
    «Ich auch, als ich es nämlich heute morgen um drei Uhr sagte.»
    Er war starr vor Staunen. «Soll das heißen, daß du denselben Witz gemacht hast?»
    Sie nickte. «Ich glaube, ich habe ihn nur besser formuliert.»
    Es verschlug ihm die Sprache. Kein Berufshumorist hat es gern, wenn ihm andere zuvorkommen.
     
    Die Mahlzeiten waren die reine Hölle. Gaylord begriff langsam, vor welchem Problem ein Amselvater mit einem Nest voller Jungen stand. Dabei mußte ein Amselvater sich das Futter nicht einmal unter Mummis Augen zusammenklauben. Und hatte keine Kusine am Hals. Obendrein brauchte er nicht wählerisch sein und konnte seinen Jungen vorsetzen, was er wollte. Gaylord beneidete den Amselvater geradezu. Hätte er Willie Würmer und Käfer vorsetzen können, wäre das Leben erheblich einfacher gewesen.
    Die erste in einer Reihe von Krisen brach am Sonntagnachmittag über ihn herein. «Tante May», flötete Emma.
    «Ja, Kind?»
    «Gaylord hat sich gerade ein Schokoladen-Eclair in die Hosentasche gesteckt.»
    May schenkte gerade den Tee ein. Sie stellte die Kanne wieder auf den Untersatz. «Was... hat er gemacht?»
    «Ein Schokoladen-Eclair in die Tasche gesteckt», wiederholte das widerwärtige Kind.
    May sah ihren Sohn entgeistert an. Er war das leibhaftige schlechte Gewissen. «Was fällt dir ein!» sagte sie.
    Er ließ den Kopf hängen. «Ich krieg immer so einen Hunger in der Kirche», sagte er.
    May griff in die Hosentasche ihres Sohnes und mußte feststellen, daß Emma nur die Hälfte verraten hatte. Die Schokoladencreme bildete mit einer Tomate und einer überreifen Pflaume eine einzige Masse.
    «Also, Gaylord», sagte May, «manchmal frage ich mich, ob du wirklich noch bei Verstand bist.»
    «Ja, Mummi», sagte Gaylord kläglich. Er wußte aus Erfahrung, daß es jetzt nur eine Möglichkeit gab: mit dem Wind zu segeln.
    «Entschuldige bitte vielmals, Mummi», flüsterte er zerknirscht. «Man sollte nicht meinen, daß ein Eclair so einen Matsch machen kann, nicht wahr? »
    «Die Tomate und die Pflaume haben schließlich auch noch ihr Teil beigetragen», sagte Mummi. «Los, marsch ab ins Badezimmer.»
    Doch als sie oben allein waren, sagte sie plötzlich: «Was sollte das denn geben? Ein Picknick um Mitternacht?»
    Er blickte auf und sah zu seiner Verblüffung, daß Mummi lächelte. Das nahm ihm den Wind vollends aus den Segeln. Mummi zu überlisten wurde sehr schwierig, wenn sie sich plötzlich auf seine Seite schlug. «So was Ähnliches», sagte er mürrisch.
    «Ich müßte dir sehr böse sein. Und ich bin es auch», sagte sie, während sie die Säuberungsaktion begann. «Aber Emma sollte nicht petzen. Das hast du nun doch nicht verdient, daß Emma und ich dir im Nacken sitzen.»
    «Nein, Mummi», sagte Gaylord, der ihr zwar nicht ganz folgen konnte, aber doch dunkel ahnte, daß er nicht aufs Sünderbänkchen geschickt wurde.
     
    Die nächste Krise war beunruhigender. Gaylord kam von Shepherd’s Warning zurück, als er plötzlich auf einem sich nähernden Fahrrad Constable Harris erkannte. Gleich darauf trat der Constable in die Bremse und stieg ab, als sei Gaylord sein ältester und bester Freund.
    «Hallo, junger Mann», rief er.
    «Hallo», sagte Gaylord wenig begeistert. Der Polizei traute er nicht über den Weg. Außerdem schätzte er es

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