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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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nicht helle genug, um ihn zu verraten.
    Aber nein. Das kam für Gaylord gar nicht in Frage. Er wußte nicht einmal warum. Es war einfach ausgeschlossen. Wenn sie Willie haben wollten, mußten sie ihn allein finden, ohne Gaylords Hilfe.
    Zweitens: Er könnte Mummi alles beichten.
    Nein. Undenkbar.
    Drittens: Er könnte es Paps beichten. Aber Paps würde sofort Mummi rufen. Womit er wieder bei Punkt zwei angelangt wäre, und die Antwort darauf stand bereits fest: Nein. Undenkbar.
    Viertens: Er könnte es Opa beichten.
    Das war eine echte Versuchung. Opa würde wahrscheinlich sagen: Aber er würde kein Theater machen wie Mummi. Und wenn die Polizei käme und das Haus umzingeln würde, dann würde er wahrscheinlich brüllen, sie sollten sich von seinem Grundstück scheren. Ja, es war wirklich eine riesige Versuchung, Opa ins Vertrauen zu ziehen. Er dachte an die vielen Männer, die dort drüben so finster entschlossen durch den Wald stapften, und er fühlte sich einsamer als je zuvor in seinem Leben. Er hätte alles dafür gegeben, wenn er Opa unerschütterlich fest an seiner Seite gewußt hätte.
    Aber er brachte es nicht über sich. Er konnte es keinem Menschen gestehen.
    So wie Gaylord nun einmal gebaut war, blieb ihm keine andere Wahl, als sich ins Unvermeidliche zu schicken. Er wollte die Suppe alleine auslöffeln.
     

18
     
    Paps ging hinaus in den Abend, um ein bißchen frische Luft zu schnappen. Da sah er seinen Sohn wie einen Indianer über den Hof schleichen.
    Was drückt er denn da so verstohlen an die Brust, dachte Jocelyn erstaunt. Es sah aus wie ein volles Einkaufsnetz. Eigentlich müßte er der Sache auf den Grund gehen, dachte er.
    Doch Jocelyn war der Ansicht, daß er mit den Geschöpfen seiner Phantasie schon genug Sorgen hatte, als daß er sich den Kopf auch noch mit den lebenden beschweren sollte. Dann fiel ihm ein, daß May ihm auf die Seele gebunden hatte, sich mehr um seinen Sohn zu kümmern, sich mehr dafür zu interessieren, womit er sich beschäftigte, und herauszufinden, womit er sich die Zeit vertrieb. Wahrscheinlich hatte May recht. «Gaylord», rief er.
    «Tod und Hölle», sagte Gaylord. Diesen Fluch pflegte er sich für die allerverzweifelsten Situationen aufzusparen. Er richtete sich auf und verwandelte sich aus einer Rothaut in einen kleinen Jungen, der ein Netz voll Eßwaren trug. In einen kleinlauten und zugleich äußerst gewitzten kleinen Jungen. «Ja, Paps?»
    «Wo willst du mit den Sachen hin?» fragte Jocelyn.
    «Ich will ein Picknick machen, Paps.»
    «Aber wir haben doch gerade Teezeit gehabt.»
    Gaylord konnte hier keinen Zusammenhang erkennen. «Man macht doch nicht kein Picknick, weil man keinen Hunger hat», belehrte er seinen Vater.
    Jocelyn bemühte sich angestrengt, diesen mit Verneinungen gespickten Satz zu verstehen. Gaylord kam ihm zu Hilfe.
    «Bei Tisch muß man essen, was Mummi sagt. Beim Picknick kann man essen, was man will.»
    «Geht Emma mit?»
    Gaylord wehrte entschieden ab. «Nein! » Unruhig trat er von einem Bein aufs andere. «Kann ich jetzt gehen und mein Picknick machen, Paps? »
    «Du mußt ihn ein bißchen ermuntern», hatte May gesagt. «Sprich mit ihm über die Dinge, die er treibt.» Nun, gerade das schien Gaylord nicht zu schätzen. Und Paps war es nur recht. «Bis später, alter Knabe», sagte Jocelyn im Bewußtsein erfüllter Vaterpflicht. «Viel Spaß beim Picknick.»
    «Danke, Paps.» Für den Fall, daß Mummi oder Emma auf dem Kriegspfad sein sollten, verwandelte Gaylord sich vorsichtshalber wieder in einen Indianer. Gerissen machte er einen Umweg über die Weide, schlug einen Haken und pirschte sich von der Rückseite her an die Scheune heran. Er zwängte sich durch die schwere Tür, trat in das erdige Dunkel und kletterte die Leiter hinauf. «Ich hab dir was zu essen gebracht, Willie», sagte er.
    «Gut.» Willie schaute hungrig in das Netz. Als er Mummis selbstgebackene Rosinenbrötchen sah, knurrte er: «Die harten Dinger mag ich nicht.»
    Gaylord hätte es nett gefunden, wenn Willie seine treuen Freundesdienste etwas mehr gewürdigt hätte. Doch er hatte größere Sorgen als Willies mangelnde Manieren. Sollte er es Willie sagen oder ihm seine Illusionen lassen? Sein Mitleid bewog ihn, weiterhin zu schweigen. Illusionen sind herrlich, solange sie dauern.
    Willie sagte selbstzufrieden: «Der Polyp hat mich noch nicht gefunden, Gaylord.»
    «Nein», sagte Gaylord. Er überlegte fieberhaft, was er machen sollte,

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