Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
drangen schließlich von ganz allein an sein Ohr. Dagegen konnte er gar nichts tun, nicht wahr?
    «Liebling, du siehst ja schrecklich aus», sagte Jocelyn. «Was ist denn passiert?»
    «Ich bin zu weit gegangen. Ich habe David praktisch beschuldigt. Das war unverzeihlich von mir.»
    «Wie hat er reagiert?»
    «Er saß ziemlich auf dem hohen Roß. Ich kann’s ihm nicht mal verdenken - falls er unschuldig ist.»
    «Liebling, verzeih, aber ich bin sicher, daß er das ist.»
    Sie setzte sich auf den Hackklotz. «Das ist alles schön und gut, Jocelyn, aber jemand ist es gewesen. Du sagst, es ist nicht David, und Willie ist es deiner Meinung nach auch nicht. Ich weiß, es erscheint dir unglaubwürdig. Du stellst dir solche Menschen immer als Ungeheuer vor. Aber das sind sie gar nicht - jedenfalls nicht nach außen hin. Sie sind ganz gewöhnliche menschliche Wesen und leben im allgemeinen ganz normal unter ihren Mitmenschen.»
    Jocelyn sagte: «Aber David ist doch gestern abend gar nicht in der Nähe des Dorfes gewesen. Das hat er uns doch erzählt.»
    «Ich weiß. Und ich glaube, daß er die Wahrheit gesagt hat. Aber etwas anderes interessiert mich brennend: Wo war dieser Willie Foggerty heute nacht um halb zwölf?»
    Die Worte waren in der Tat nach oben zum Heuboden gedrungen. Gaylord lauschte mit wachsendem Entsetzen. Er wußte, wo Willie um halb zwölf gewesen war. Aber sie wußten es nicht, und Gaylord konnte es ihnen nicht erzählen, und so würden sie es nun dem armen Willie anhängen. Dabei war doch David in Shepherd’s Warning gewesen. Gaylord befand sich in einer mißlichen Lage. Er hätte alles aufklären können, wenn sein Mund nicht versiegelt gewesen wäre. Und er war versiegelt, ganz, ganz fest. Denn wenn ich ihn aufmache, dachte er verstört, dann droht mir ein Schicksal schlimmer als der Tod.
    Aber dann hörte er sie unten weiterreden. «Constable Harris ist heute morgen gleich bei den Foggertys gewesen», sagte Mummi. «Aber offenbar hat er wenig erreicht. Willie war nicht da, und seine Mutter hat ihn nach dem Fernsehprogramm gestern abend nicht mehr gesehen.»
    «Der arme Willie», sagte Paps. «Bei einer Hexenjagd ist er das nächstliegende Opfer. » Besorgt fügte er hinzu: «Ich hoffe nur, daß die Leute im Dorf die Sache nicht selbst in die Hand nehmen. Sie sind sehr gereizt.»
    Gaylord hatte genug gehört. Sein Freund war in höchster Gefahr. Es war an der Zeit, die unverzüglich einzuleiten.
     
    Unterwegs begegnete ihm David. Und da Gaylord, der bei aller Raffinesse grundehrlich war, den Gedanken an eine direkte Lüge nicht ertragen konnte, sagte er: «Wo warst du eigentlich gestern nacht, David? »
    David schaute seinen Vetter erstaunt an. Seiner Meinung nach hatten kleine Jungen nur zu reden, wenn sie gefragt wurden.
    Er sagte: «Du hast doch wohl gehört, was ich zu deinem Vater gesagt habe. Ich bin den Fluß entlanggegangen.»
    Gaylord sagte empört: «Das stimmt doch gar nicht, David. Du warst im Dorf.»
    Unverhohlener Haß zeichnete sich in Davids Gesicht ab. «Du kleine Kröte», sagte er. «Ich war am Fluß.»
    «Aber David, ich hab dich doch gesehen ! » sagte Gaylord. Kaum war ihm dieser Satz entfahren, als er zu Tode erschrak. Nicht nur, weil er sein schlimmes Geheimnis preisgegeben hatte, sondern mehr noch, weil David leichenblaß geworden war. Und schon packte David den kleinen Gaylord vorn an der Jacke und hob ihn vom Boden hoch. Seine Knöchel bohrten sich hart und schmerzhaft in Gaylords Kehle, als er ihn wütend hin und her schüttelte. «Du widerlicher Schnüffler! Du kleine Ratte!» zischte er. «Ich wette, du bist gleich zu deiner lieben Mummi gerannt und hast es ihr erzählt.»
    Gaylord schüttelte entrüstet den Kopf.
    «Untersteh dich bloß», sagte David. Unvermittelt ließ er Gaylord zu Boden fallen. Er setzte elegant seinen Fuß auf Gaylords Magen. «Untersteh dich», sagte er noch einmal und schritt hoheitsvoll davon.
     

17
     
    Constable Harris war in seinem Element. Der Sergeant war für vierzehn Tage an die See gefahren. Der rituelle Abschied war ungewöhnlich leutselig verlaufen. «Auf bald also, Constable. Und tun Sie nichts, was ich nicht auch machen würde, klar?»
    «Auf bald, Sergeant. Und wenn Sie unbedingt über die Stränge hauen müssen, geben Sie gut auf sich acht.»
    Nun war Harris allein mit einem jungen Sergeant, den er um den Finger wickeln konnte, und damit praktisch der Boss des Polizeireviers. Zumindest im Augenblick war er

Weitere Kostenlose Bücher