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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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weit entrückt war wie der Mond, und wagten es nicht, ihn auf der Straße anzusprechen. Oder aber sie sahen in ihm einen schrulligen Außenseiter. Schließlich gab es viele Leute, die in ihrer Jugend ein bißchen schreiben. Doch das legte sich, und dann gingen sie einer richtigen Beschäftigung nach. Sie waren erwachsen geworden. In Shepherd’s Warning war man der Ansicht, daß etwas nicht ganz stimmte bei einem Mann, der mit dreißig noch schrieb. Er war irgendwie zurückgeblieben.
    Doch einmal im Jahr wurde Jocelyns Selbstbewußtsein bis weit über den Normaldruck hinaus aufgepumpt. Das war, wenn er nach London fuhr, um seinen Verleger zu besuchen.
    In London genoß Jocelyn ein Ansehen, wie er es in Shepherd’s Warning nie erreichen würde. Sein Verleger, sein Agent und ihre Angestellten behandelten ihn mit mehr Herzlichkeit und Respekt, als er daheim je zu spüren bekam. Es gab Sherry im Besprechungszimmer, Lunch im lvy, Portwein im Club, ja ihm wurde sogar die größte aller denkbaren Ehren zuteil: er durfte die Direktionstoilette benutzen. Nach einem solchen Tag in London kehrte Jocelyn stets mit einem gesunden Gefühl für die eigene Bedeutung heim, vom Alkohol köstlich beschwingt, aber auch von Gewissensbissen geplagt, weil die arme alte Mummi sich den ganzen Tag mit den Kindern hatte herumschlagen müssen, während er in London in Saus und Braus gelebt hatte.
    Sie stand unter der Haustür und erwartete ihn. «Liebling», rief sie. «Es war eine Ewigkeit. Hast du es schön gehabt?»
    «Herrlich», sagte er. Arm in Arm gingen sie in die Halle, glücklich, nach der ungewohnten Trennung wieder beisammen zu sein. Sie waren zugleich die allerbesten Freunde.
    Die übrigen Mitglieder der Familie lagen schon im Bett. May drückte Jocelyn in einen tiefen Ledersessel und brachte ihm einen Teller mit belegten Broten und ein Glas Bier.
    «Na, dann schieß mal los», sagte sie.
    Er erzählte. Es dauerte eine ganze Weile. Sie hörte ihm zu und freute sich mit ihm. Endlich sagte er: «Und während ich all das erlebt habe, hast du nur einen gewöhnlichen, langweiligen Alltag auf dem Lande verbracht. Stimmt’s?»
    «Nicht ganz so langweilig», sagte sie.
    Er lächelte ihr über das Glas hinweg zu. «Willst du sagen, daß wirklich etwas los war?»
    «Also, zunächst einmal ist die Jagd nach Willie abgeblasen.»
    «Abgeblasen? Warum?»
    «Weil sich herausstellte, daß er nicht wirklich verschwunden war. Gaylord hatte ihn auf unserem Heuboden versteckt. »
    «O nein», stöhnte Paps.
    «O ja», sagte Mummi.
    «Aber... Aber was hat die Polizei dazu gesagt?»
    «Sehr wenig. Äußerst beherrscht und maßvoll.»
    «Ihr Glück», sagte Jocelyn.
    «Bei der Sache mit dem Dynamit waren sie nicht ganz so zurückhaltend.“
    «Mit dem was?»
    May sagte: «Gaylord hat Dynamit im alten Steinbruch gefunden. Und es unter seinen Freunden verteilt wie Kaugummi, um den Constable zu zitieren.»
    «Dynamit? »
    «So ist es, Liebling. Anscheinend hat Henry Bartlett ein paar Wochen mit Dynamit unter dem Kopfkissen geschlafen.»
    Paps sagte gar nichts mehr. Er sackte in seinem Sessel zusammen und starrte Mummi entgeistert an. «Ach ja, noch was, Liebling - da war ein reizender Leutnant hier und hat das restliche Dynamit aus Gaylords Spielzeugkiste geholt.»
    «Ein Leutnant?»
    «Ja, mein Herz. Die Polizei hat die Militärbehörden alarmiert, und in der Zwischenzeit sind sie überall in den Straßen herumgefahren mit einem Lautsprecherwagen und haben gebrüllt: Oder so ähnlich jedenfalls.»
    «Guter Gott!» Paps hatte schon einen leicht glasigen Blick.
    May lächelte ihn strahlend an. «Ich glaube, das war alles», sagte sie. «Bis auf die Sache mit dem Alibi natürlich.»
    «Nur zu», sagte Jocelyn, auf schlimmstes gefaßt.
    «Als das letzte Kind überfallen wurde - um halb zwölf nachts, du weißt ja -, da befand sich Willie bei den Ruinen der Alten Halle, also eine gute Meile vom Tatort entfernt. Und er hat einen Zeugen, der beeiden kann, daß er sich in der fraglichen Zeit dort mit ihm unterhalten hat.
    Sie sahen sich an. «Wer...» begann Paps und verstummte.
    «Dreimal darfst du raten», sagte Mummi.
    Paps seufzte. «Ich glaube, wir werden wohl besser in den Norden von England übersiedeln», sagte er, «irgendwohin, wo uns niemand kennt.»
    May sagte: «Ich habe ihm heute selbst gesagt, er tut alles aus den edelsten Motiven.»
    Jocelyn saß immer noch zusammengesunken im Sessel. «Der liebe Gott mag uns vor dem Tag

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