Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
ich sie holen gehen?» fragte er entgegenkommend.
«Um Gottes willen! Bloß nicht. Das Zeug ist hochexplosiv. Wo hast du das gefunden? »
«Im Steinbruch, Mummi. In einer alten Hütte.»
«Dann ist mir alles klar», sagte May. Sie nahm den Hörer auf. Dann legte sie ihn wieder auf die Gabel. «Hast du sonst noch jemand was davon gegeben?» Sie wollte lieber gleich das Schlimmste wissen, bevor sie die Polizei anrief.
«Ich glaube, ich habe Willie eins gegeben.»
«So, du glaubst, du hast Willie eins gegeben?» Sie hob erneut den Hörer ab. «Constable Harris? Hier noch einmal May Pentecost.»
«Ja, Mrs. Pentecost?» Diesmal klang es mehr als nur vorsichtig, es klang direkt furchtsam.
«Es geht um meinen kleinen Sohn. Allem Anschein nach hat er Dynamit in seinem Schlafzimmer.»
«Guter Gott», sagte Constable Harris.
«Und seien Sie sehr vorsichtig, wenn Sie Willie Foggerty abholen, Gaylord meint, er hätte ihm auch ein Stück gegeben.»
«Allmächtiger», sagte Constable Harris. Er wußte, daß der Sergeant und ein Constable schon unterwegs waren.
«Hat das Zeug wohl unter seinen Freunden wie Kaugummi verteilt?»
«So scheint es», sagte Mummi. «Er ist halt eine freigebige Natur.»
«Rühren Sie nichts an, hören Sie? Ich werde die Sache den Militärbehörden übergeben. »
«Vielen Dank, Constable», sagte May gebrochen.
Da machte die aufgestaute Bitterkeit des geplagten Constable sich jäh Luft. «Wenn ich schon einmal an der Strippe hänge, können Sie mir vielleicht gleich sagen, ob Sie nicht auch noch ein paar kleinere Aufträge für die Marine und die Luftwaffe auf Lager haben. Da sie momentan keinen Krieg führen müssen, nehme ich an, sie treten sich gegenseitig vor Langeweile auf die Hacken. »
«Nein, vielen Dank, Constable», sagte May. So kleinlaut hatte Gaylord seine Mummi noch nie erlebt. Sonst war Mummi nie um eine Antwort verlegen und hatte immer noch eine Zugabe auf Lager.
Sobald es mit einigem Anstand möglich war, zog sich Gaylord vom Schauplatz zurück. Einmal, weil er sich instinktiv in einen stillen Winkel verkriechen wollte wie ein waidwundes Tier. Außerdem wollte er Mummi die Chance geben, sich zu fassen, ehe er ihr wieder unter die Augen treten mußte. Es lag ja wohl auf der Hand, daß Mummi und er jetzt für eine ganze Weile verschiedener Meinung sein würden.
Doch eine Frage war noch offen und bedurfte der Klärung. Und da Mummi der einzige Mensch war, der ihm helfen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie nach einer angemessenen Atempause aufzusuchen.
Sie musterte ihn kühl. «Na, was ist es diesmal?» erkundigte sie sich. «Die Posträuberbande auf dem Speicher? Oder Tellerminen hinten im Garten?»
Das war zu hoch für Gaylord. Aber da er vermutete, daß sie scherzen wollte, lächelte er bläßlich. «Was werden sie mit Willie machen?» fragte er.
Mummis Ton wurde sanfter. «Ich weiß es nicht, Liebling. Sie vermuten wohl, daß er die Kinder überfallen hat. Wenn das stimmt, wird ihm der Prozeß gemacht.»
«Ist Prozeß machen schlimm?»
«Das heißt, daß man vor den Richter kommt, und der entscheidet, ob man es war oder nicht.»
Gaylords Herz wurde schwer. Er konnte sich nicht vorstellen, daß Willie es gern sehen würde, vor einen Richter gebracht zu werden. «Und was machen sie mit ihm, wenn sie meinen, daß er es war? Stecken sie ihn dann ins Gefängnis?»
«Das glaube ich nicht, Liebling. Willie wohl kaum. Sie werden ihn wohl eher in eine Art Krankenhaus schicken.»
Gaylord schluckte. «Er war es nicht, Mummi», sagte er.
May war gerührt. «Liebling, das ist wirklich süß von dir. Aber wissen kannst du das nicht, oder? Nur weil er dein Freund ist...»
Das war der Augenblick der Wahrheit. Gaylord sagte tapfer: «Beim letztenmal, da kann er es unmöglich gewesen sein, Mummi. Weil ich nämlich in der Alten Halle mit ihm gesprochen habe während es passiert ist.»
«Unsinn, Kind», sagte May scharf. «Das war nachts um halb zwölf. Da hast du im Bett gelegen.»
«Nein, Mummi, hab ich nicht. Ich bin aufgestanden und zu Willie gegangen und hab ihn vor der Polizei gewarnt.»
Er senkte den Kopf. Die Lehrerin hatte ihnen von einem gewissen Herrn namens Jupiter erzählt, der Blitze schleuderte. Er wußte nicht, ob auch Damen Blitze schleuderten, doch falls sie es konnten, war zu vermuten, daß Mummi jetzt einen Blitz auf ihn schleudern würde.
Aber Mummi brachte es doch immer wieder fertig, ihn zu überraschen. Sie sagte leise: «Wenn dein
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