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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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blonde
Haarmähne im Wind weht, beschimpft mich. Unwichtig. Wichtig dagegen ist die
Tatsache, daß ein Mann von dem Hügel aus durch ein Fernglas das Haus von
Justinien Dacosta beobachtet.
    Als ich am Fuße des Hügels halte,
steht er immer noch auf seinem Beobachtungsposten. Ich steige aus und kämpfe
mich durch Gestrüpp und Büsche hindurch auf ihn zu. Das Pech steht mir bei: Ich
verheddere mich mit den Armen in einem Stück Stacheldraht, den Überresten eines
Zauns. Gleichzeitig klammert sich der Zweig irgendeines verdammten Strauches an
meine Jacke und reißt sie mir beinahe von den Schultern. Mein Aufstieg ist erst
einmal gestoppt. Der Mann oben auf der Anhöhe hat sein Fernglas sinken lassen
und beobachtet meine Anstrengungen, zu ihm zu gelangen. Wie versteinert steht
er da. Wahrscheinlich erschreckt ihn mein Pistolenhalfter samt Inhalt, überlege
ich mir. Er ist noch ziemlich jung, mit zerfurchtem, wettergebräunten Gesicht,
einer schiefen Nase und einem Schnurrbart, einer dieser Bürsten, die dank
Georges Brassens Mode geworden sind. Ich versuche, mir die Gesichtszüge des
Mannes einzuprägen. Das ist alles, was ich im Moment tun kann. Bevor ich mich
von Stacheldraht und Strauch befreien kann, flüchtet er in ein Wäldchen. Kurz
darauf höre ich ein Motorengeräusch. Die Sache ist für mich erst einmal erledigt.
    Ich klettere wieder hinunter zur
Straße, setze mich hinters Steuer und fahre ein bißchen in der Gegend herum,
allerdings ohne große Hoffnung auf einen Fahndungserfolg. Kein
Bürstenschnurrbart am Horizont. Ich nehme Kurs auf Prades.
    Ein paar Kilometer weiter, hinter
einer Flußbrücke, gelange ich in den Bereich einer Schnapsbrennerei, die ihren
für empfindsame Nasen besonders unangenehmen Gestank verbreitet. Mein Riecher
schaufelt ihn nur so in sich hinein, was meine Kopfschmerzen nicht eben
lindert. Trotzdem muß ich schmunzeln: Direkt vor der Brennerei, das heißt, in
der unmittelbaren Gefahrenzone für den Geruchssinn, parkt das olivgrüne Kabrio
der Blondine, die mich beinahe... oder, besser gesagt, die ich beinahe in den
Straßengraben geschickt hätte. Die Fahrerin, in einem Minirock, der zwei
herrliche Beine enthüllt, ist über den Kofferraum gebeugt und legt soeben
irgendein Werkzeug hinein. Einen schönen Ort hat sie sich für ihre Panne
ausgesucht! Als sie das Motorengeräusch meines Wagens hört, schlägt sie den
Kofferraum zu, dreht sich um und sieht mir entgegen, so als hätte sie mich
erwartet oder als posiere sie für den Wettbewerb „Automobile Eleganz“. Ich
halte direkt neben ihr.
    „Kann ich helfen?“
    Sie spielt Kastagnetten mit ihren
Fingern, um den Staub loszuwerden, und schenkt mir ein reizendes Lächeln.
    „Nein. Diese Leihwagen stecken voller
Überraschungen! Aber es geht schon, danke.“
    Sie spricht nicht mit einheimischem
Akzent, eher schon mit dem der Pariser Boulevards. Die junge Dame ist höchstens
dreißig und trotz der verbitterten Falten um die Winkel ihres etwas zu stark
geschminkten Mundes zum Anbeißen. Ihre großzügig aufgeknöpfte Hemdbluse läßt
ein hübsches Paar Brüste erahnen... oder erträumen. Ihre Augen und deren
Ausdruck entziehen sich meiner Beurteilung hinter einer Sonnenbrille mit
originellem, weißgepunkteten Gestell.
    „He!“ ruft sie plötzlich, als ihr
Blick auf meine Dauphine fällt. „Sind Sie nicht der Verrückte von eben? Also
wirklich, einen Fahrstil haben Sie!“
    „Entschuldigen Sie, mir war etwas aus
dem Fenster gefallen“, erkläre ich.
    „Das ist mir egal! Sie haben mir einen
schönen Schrecken eingejagt...“
    Ihr Lächeln kehrt wieder.
    „Na ja, ich verzeihe Ihnen... zur
Erinnerung an Paris! Denn dem Akzent nach zu urteilen, sind wir doch zweifellos
beide aus der Hauptstadt, oder?“
    „Hört sich ganz so an“, pflichte ich
ihr bei. „Ich stamme hier aus der Gegend, lebe aber schon lange in Paris.“
    „Ach, Sie sind von hier?“
    „Aus Montpellier, ja.“
    „Meinen Glückwunsch! Scheint ‘n
hübsches kleines Städtchen zu sein.“
    „Ja, das hört man immer wieder. Machen
Sie Urlaub?“
    „Ja.“
    Mit einer anmutigen Geste streicht sie
sich mit der Hand durchs Haar. Was zur Folge hat, daß ihr ohnehin schon kurzer
Rock noch ein Stück höher rutscht. Mein leidender Kopf neigt möglicherweise
dazu, zu phantasieren und mir einen Streich zu spielen. Jedenfalls braust und
brodelt es in ihm. Das Ganze ähnelt stark einer schlecht inszenierten Komödie
mit mittelmäßigen Schauspielern, die ihren Text nicht

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