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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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mit
böser Absicht, nur so, um dich wichtig zu machen oder einfach so, um etwas zu
sagen, hast du vor den durstigen Hotelgästen damit geprahlt, daß ich im Littoral abgestiegen bin. Stimmt’s?“
    „Ach, Monsieur Burma“, stammelt er
ängstlich, „vor Ihnen kann man aber auch wirklich nichts verbergen...“
    Er steht auf, hält aber respektvoll
Abstand zu mir.
    „Es stimmt... Monsieur Mortaut hat Sie
sicher besucht...“
    „Mich hat niemand besucht!“ fahre ich
ihn an. „Monsieur Mortaut... ist das einer der Gäste, die so spät ins Hotel
gekommen sind?“
    „Ja, Zimmer 78. Ich schwöre Ihnen,
eigentlich ist es nicht meine Art, so herumzuquatschen, auch wenn Sie das
Gegenteil annehmen... aber... in der besagten Nacht... Ich weiß auch nicht, was
mit mir los war... Ich wußte nicht mehr, was ich sagte... War ‘n bißchen
angesäuselt... ganz aufgekratzt... Und dann haben die außerdem auch angefangen,
sozusagen... Also, ja, ich wollte der Frau imponieren... Pardon, ich meine,
einer der Damen...”
    „Laß mich mit deinen Damen zufrieden!
Weiter!“
    „Na ja, es war ja kein Verbrechen,
schließlich sind Sie nicht inkognito abgestiegen... Als ich ihnen den Whisky
und die Gläser und den ganzen Kram raufgebracht habe, hat Monsieur Mortaut zu
mir gesagt: ,Na, Page, du trinkst also heimlich in der Garderobe, was?’ Sie
erinnern sich, ich war mit dem Glas in der Hand rausgegangen, in die
Hotelhalle, als sie geklingelt haben... Und ich antworte: ,Nein, nicht
heimlich. Zusammen mit Nestor Burma!’“
    „Und den Leuten blieb vor Staunen der
Mund offenstehen, nicht wahr?“
    „Nein, M’sieur, entschuldigen Sie,
aber…“
    Gérards Angst ist verflogen, er lacht
in sich hinein.
    „Sie schienen nicht sehr beeindruckt“,
fährt er fort. „,Und was ist das für einer, dieser Nestor Burma?’ hat mich
Monsieur Mortaut gefragt. ,Ein berühmter Privatdetektiv’, hab ich geantwortet,
und da hat mich Madame Mortaut bewundernd angesehen. Aber ihr Mann hat
angefangen zu lachen, und Monsieur Bernard, sein Freund von Zimmer 75, hat auch
gelacht. Ich wär verrückt, hat er gesagt, und ich würde zuviele Kriminalfilme
sehen. Und Monsieur Mortaut hat hinzugefügt, Privatdetektive, so was gäb’s nur
in Büchern. Das hat mich geärgert, vor allem, weil Madame Mortaut mich so
angesehen hat. ,Im Moment ist Monsieur Burma beschäftigt’, hab ich gesagt,
,aber morgen können Sie zu ihm gehen und ihn fragen, ob er Privatdetektiv ist
oder nicht. Er hat das Zimmer 83.’“
    „Du bist wirklich ein ganz Schlauer,
Gérard“, sage ich lachend zu ihm. „Solche wie dich, die gab’s zu meiner Zeit
nicht in dieser verdammten Stadt! Im Ernst: Du bist so blöd, daß ich dir nicht
böse sein kann. Hier... Hier hast du noch einen Tausender.“
    Ich gebe ihm den Schein, und er nimmt
ihn. Zögernd, aber er nimmt ihn und steckt ihn zu dem andern in die Hosentasche.
    „Und nun“, fahre ich fort, „da du ja
so gerne quatschst, möchte ich dir ein paar Fragen stellen.“
    „Ja, M’sieur.“
    „Wer ist dieser Monsieur Mortaut?“
    „Ein Vertreter aus Paris.“
    „Vertreter wofür?“
    „Keine Ahnung.“
    „Ist er vielleicht jung und hager,
braungebrannt, mit zerfurchtem Gesicht, einer schiefen Nase und einem
Schnurrbart à la Brassens?“
    Ich denke an den Kerl, der Dacostas Petit-Chêne mit dem Fernglas beobachtet hat. Doch Gérard muß mich enttäuschen. Mortaut sei
untersetzt, ziemlich dick, ungefähr vierzig, habe eine platte Nase, keinen
Schnurrbart und die übliche Gesichtsfarbe der Leute, die nördlich von Lyon
wohnen.
    „Und Madame Mortaut?“
    Da besteht nun kein Zweifel. Gérard
beschreibt mir die Blondine, die ich auf der Straße nach Prades kennengelernt
habe.
    „Sind die beiden immer noch im Hotel?“
frage ich.
    „Nein, sie sind heute abgereist.“
    Man könnte meinen, ich hätte ihnen
Angst gemacht. Es wird immer verwickelter.
    „Wann und woher sind sie gekommen?“
    „Sonntag, glaube ich. Aus Paris.“
    „Du hast auch einen Monsieur Bernard
erwähnt. Wer ist das?“
    „Ach, Monsieur und Madame Bernard?
Haben auf 75 gewohnt und sind letzten Mittwoch abgereist. Geschäftsleute aus
Avignon, mehr weiß ich nicht.“
    „Haben sich Mortaut und Bernard
geduzt?“
    „Nein. Ich hatte den Eindruck, daß sie
sich zufällig hier kennengelernt haben, so wie man sich eben im Urlaub
kennenlernt.“
    „Gut, das wäre alles im Moment. Ich
danke dir. Aber paß auf, ja? Ich meine es ernst: Klappe halten!“
    Ziemlich

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