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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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setzt sich wieder hin.
    „Wie dem auch sei, das ist jedenfalls
nicht das Problem... Um wieder auf Agnès zurückzukommen... Bevor Dacosta den
Geldschein erhielt, hatte ich geglaubt, sie wäre einfach von zu Hause
ausgerissen. Dann bin ich ins Grübeln gekommen, und ich spielte schon mit dem
Gedanken, Sie zur Hilfe zu rufen, als Laura Ihren Namen aussprach und sogleich
mit Ihnen telefonierte.“
    „Sie hätten es doch erzählen können.“
    „Was hätte ich erzählen können?“
    „Daß Sie hinter dem Verschwinden des
Mädchens den Verräter von Algier vermuteten und daß Sie ihn sich vornehmen
wollten.“
    „Vielleicht“, erwidert er
achselzuckend. „Aber ich hatte meine Zweifel, ob Sie dann noch anbeißen würden.
Schließlich tangiert Sie die Sache nicht so wie uns.“
    „Trotzdem hätte ich mich bereit
erklären können, Agnès zu suchen, um dann den Verräter Ihnen zu überlassen.“
    Dorville preßt die Lippen aufeinander.
Wie ein Lausbub, den man beim Lügen ertappt hat.
    „Hm“, brummt er. „Und jetzt? Machen
Sie weiter, obwohl ich nicht offen zu Ihnen war?“
    „Ja.“
    „Sie sagen das in einem Ton!“
    „In was für einen Ton?“
    „Ich weiß nicht... in so einem
komischen Ton eben.“
    Ich lache.
    „Möglich... Sie haben sich also
überlegt, daß Agnès irgend etwas herausgefunden haben könnte, was mit dem
Verrat von Algier zu tun hat. Haben Sie Ihre Vermutungen Dacosta mitgeteilt?“
    „Weder Dacosta noch Laura. Laura...“
    Er versucht zu lächeln. Es gelingt ihm
nicht.
    „Wir waren gute Freunde. Mehr als das
sogar... Nun ja, heute... Sie verstehen.“
    Nein, ich verstehe nicht und werde
nicht verstehen, warum zwei erwachsene Menschen, die miteinander geschlafen
haben, sich nach der Trennung nicht mal mehr mit dem Hintern angucken. Aber ich
weiß, daß es in den meisten Fällen so ist. Verständnislos schüttele ich den
Kopf. Dorville fährt fort: „Und was Dacosta angeht... Man tut ihm bestimmt
nicht Unrecht, wenn man behauptet, daß er völlig verstört und apathisch ist.
Warum sollte ich ihn noch mehr verwirren?“
    „Ja, warum? Und vielleicht sind Sie
nicht unbedingt von seiner Unschuld überzeugt, nicht wahr?“
    „Also, wissen Sie...“
    Soll heißen: Sie machen alles gerne
noch komplizierter, als es ohnehin schon ist, und suchen überall das Haar in
der Suppe!
    „Ja, ich weiß“, unterbreche ich seinen
unausgesprochenen Satz. „Dacosta ist ein Opfer des Schicksals... und der
Straßensperren. Als ich Ihnen neulich nachts die Frage stellte, ob Sie ihn für
den Verräter halten, haben Sie das verneint und ihn verteidigt. Ganz besonders
wohl fühlten Sie sich aber nicht dabei.“
    „Wie sollte ich?“ seufzt Dorville. „Es
gibt Augenblicke, da weiß ich nicht mehr, woran ich bin... Nein!“ ruft er und
schüttelt energisch den Kopf. „Auch wenn ich einen gewissen Verdacht gehegt
habe, wie alle... Doch der ist nicht begründet, ganz und gar nicht...
Sicher...“ Seine Energie verfliegt ein wenig. „Sein Verhalten fordert
unangenehme Verdächtigungen geradezu heraus.“
    „Oh, ja, natürlich! Seine Tochter
verschwindet, und er benachrichtigt nicht die Polizei, die er lieber von hinten
zu sehen scheint. Das läßt tief blicken, auch wenn er in Abwesenheit zum Tode
verurteilt wurde. Ein Vater müßte sich anders verhalten. So etwas kann einen
von Berufs wegen misstrauischen Kopf wie meinen schon auf seltsame Gedanken
bringen. Zum Beispiel auf den, daß Agnès gar nicht seine Tochter und ihr
Schicksal ihm scheißegal ist, auch wenn er’s nicht zugibt.“
    „Nicht seine Tochter?“
    „Sie ähnelt ihm nicht sehr.“
    „Das heißt doch nichts.“
    „Einverstanden, aber mir wäre es
lieber, wenn Sie weniger hübsch wäre und Dacosta ähnlich sähe. Hat seine Frau
sie eventuell von einem anderen?“
    „Das kann ich nicht sagen. Und die
anderen seltsamen Ideen?“
    „Eine nur. Sie basiert auf Dacostas
möglicher Schuld. Nehmen wir einmal an, er ist der Verräter. Agnès kriegt es
heraus — etwa durch den Geldschein, den er ihr aus Unachtsamkeit gibt, als
Taschengeld zum Beispiel. Angewidert haut sie von zu Hause ab, schickt ihm als
Erklärung und letzten Gruß den Judasschein... oder läßt ihn schicken.“
    „Um Himmels willen!“ ruft Dorville
aus. „Sie sprechen doch wohl nicht im Ernst?“
    Er sieht mich entsetzt an, doch ich
glaube in seinem Blick zu lesen, daß er von meinen Überlegungen gar nicht so
weit entfernt ist.
    „Ich spreche nur, das ist alles“,
erwidere

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