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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Tante guten Tag zu sagen. Von der Straße aus
habe ich bemerkt, daß bei dem Sägewerk etwas los war. Deswegen bin ich
abgebogen. Aus bloßer Neugier.“
    „Ihr gutes Recht. Es war noch jemand bei
Ihnen, glaube ich.“
    „Ein Anhalter, der ebenfalls nach
Prades wollte. Er ist verschwunden, ohne daß es jemand bemerkt hätte. Und bevor
Agnès’ Leiche gefunden wurde. Sein Glück! Denn er hatte schon Dacostas Anblick
kaum ertragen.“
    „Tja, so was soll’s geben. Schließlich
sind nicht alle so wie Sie, Burma! Sagen Sie, Sie haben doch von Ihren Klienten
eine Liste der Bekannten der Toten erhalten. Auf der Liste stand auch der Name
Christine Crouzait, nicht wahr? Haben Sie sie aufgesucht?“
    „Nein. Ich habe zunächst einige pieds-noirs besucht, um meinen Klienten berichten zu können, daß ich sie besucht habe. Wie
gesagt, ich hatte es nicht eilig. Nicht daß ich Mademoiselle nicht aufsuchen
wollte, aber ich ließ mir Zeit. Und dann habe ich von Delmas erfahren — das ist
der Journalist, der mich interviewt hat — , habe ich also von ihm erfahren, daß
Mademoiselle Crouzait...“
    „Ja. Ebenfalls erhängt. Die
Inszenierung eines Verrückten. Würde mich nicht wundern, wenn das auch Dacostas
Werk wäre. Vielleicht wußte sie, daß er seine Tochter umgebracht hatte. Tja,
eine entsetzliche Tragödie, aber denkbar unkompliziert. Wird uns wohl kaum das
Wochenende verderben.“
    Ich sage nichts, sehe ihn nur an.
Unmöglich herauszufinden, ob er glaubt, was er da erzählt. Unmöglich zu
erraten, ob er der Blödmann ist, als den Delmas ihn beschrieben hat, oder ob er
ein ganz Schlauer ist.
    „Ich möchte noch etwas sagen“, meldet
sich Dorville mit tonloser Stimme zu Wort. „Dacosta war vielleicht nicht im
üblichen Sinne verrückt. Dort in Algier...“
    Er erzählt die Geschichte des Verrats,
der Verurteilung in Abwesenheit...
    „Dacosta hatte den Verrat begangen,
und nun konnte er den Gedanken an seine schändliche Tat nicht mehr ertragen.
Möglicherweise hat ihn seine eigene Tochter entlarvt, er hat das Geld verbrannt,
das von der ,Prämie’ übriggeblieben war...“
    „Jaja“, murmelt der Kommissar, der
schon halb eingeschlafen ist. „Was meinen Sie, was mich ihre
Familiengeschichten interessieren, Monsieur Dorville? F.L.N., O.A.S. und
C.O.N., das hat sich alles erledigt. Ob Dacosta sich nun so verhalten hat, wie
er sich verhalten hat, weil er seine Freunde verkauft hat oder weil er nur ein
armer Irrer war, bleibt sich gleich. Das Ergebnis ist jedenfalls dasselbe. Ihre
Interpretation, die Motive usw. usf., das wird vielleicht die Journalisten
interessieren, weil das ihre Spalten füllt. Aber was ändert das an dem, was ich
soeben gesagt habe?“
    „Nichts, natürlich. Entschuldigen
Sie.“
    „Schon gut. Nun, ich glaube, das wär’s
dann. Auf Wiedersehen, Monsieur Burma. Tut mir leid, daß Sie das Mädchen in so
einem Zustand gefunden haben.“
    „Ich hab sie ja nicht einmal
gefunden“, erwidere ich bitter. „Der Hund war’s.“
     
    * * *
     
    Auf dem Flur entdecke ich unter den
Leuten, die dort herumstehen, Delmas, meinen Journalistenfreund.
    „Champion“, raunt er mir zu, als ich
an ihm vorbeigehe.
    Ich grinse ihn komplizenhaft an und
verlasse mit Dorville das Gebäude. Wir sind mit meinem Wagen gekommen.
    „Kaum zu glauben“, seufzt Dorville,
als wir eingestiegen sind. „Dacostas Schuld in der Algier-Affäre, meine ich.
Ich möchte es immer noch nicht wahrhaben, aber man muß sich den Tatsachen
beugen. Agnès — und vielleicht auch die Friseuse — und sich selbst schließlich
hätte er nicht umgebracht, wenn er unschuldig wäre. Und dann das verbrannte
Geld... Ist noch viel davon übriggeblieben?“
    „Schwer zu sagen. Man weiß nur, daß es
sich um ,Bonapartes’ handelte, die nie in Umlauf waren. Aber in dem Kamin sind
nicht fünfzig Millionen verbrannt...“
    „Hat man noch weitere Banknoten
gefunden?“
    „Nein. Sie trauern dem Geld nach, was?
Es tut Ihnen leid, daß Sie es sich nicht unter den Nagel reißen konnten, nicht
wahr?“
    „Um Gottes willen, Burma! Ich bitte
Sie, Sie müssen mir glauben... Die schweinischen Absichten, die ich neulich
geäußert habe, liegen mir heute fern...“
    „Um so besser! Warum haben Sie dem
Flic eigentlich von dem Verrat in Algier erzählt?“
    „Damit er nicht auf anderem Wege davon
erfährt. Offen gesagt, Burma, Sie machen mir Angst. Sie haben den Kommissar
zwar nicht angelogen, aber Sie haben durch Verschweigen gesündigt. Ich auch,
aber

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