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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Polizei nicht benachrichtigt, aber auch nicht einmal
daran gedacht, einen Privatdetektiv einzuschalten. Monsieur Dorville und Madame
Lambert haben praktisch gegen seinen Willen gehandelt, als sie Sie in Paris
anriefen. Apropos... Sie haben uns die Adresse von Madame Lambert gegeben,
Monsieur Dorville, jedoch gleichzeitig darauf hingewiesen, daß die Dame sich
zur Zeit nicht in der Stadt aufhält. Als Pharmavertreterin stattet sie den
Ärzten in den benachbarten Departements Besuche ab. Wissen Sie vielleicht, wo
wir sie im Moment erreichen können?“
    „Nein, ich habe nicht die geringste
Ahnung“, antwortet Dorville.
    Kommissar Vaillaud runzelt die Stirn.
Daß jemand so herumvagabundiert, frei wie der Wind, stört seinen Ordnungssinn.
Doch dann schickt er sich ins Unvermeidliche.
    „Na ja, das ist auch nicht weiter von
Bedeutung“, sagt er schließlich. „Ich wüßte nicht, wie Madame Lambert uns
weiterhelfen könnte. Fahren wir fort. Im großen und ganzen stellt sich der Fall
für mich folgendermaßen dar: Zunächst einmal war Dacosta nicht mehr ganz
richtig im Kopf. Kein Wunder, bei allem, was sich während der acht Jahre in
Algerien zugetragen hat... Repatriierte, die verrückt geworden sind, gibt es
mehr, als es die Statistiken wahrhaben wollen... Ich weiß nicht, warum Dacosta
eine Woche wartet, bis er sich selbst richtet, nachdem er seine Tochter
umgebracht hat — falls es tatsächlich seine Tochter war. Vielleicht geht das
Zögern auf das Konto seines beginnenden Wahnsinns. Oder der Grund dafür ist
der, daß er die letzte Kugel aus seiner Waffe verschossen hatte. Wäre das
Magazin nicht leer gewesen, hätte er sich möglicherweise auf der Stelle
getötet. Jedenfalls war er mehr oder weniger verrückt. Eher mehr, glaube ich,
wenn ich an die Zehntausender denke, die er im Kamin verbrannt hat. Warum
dieses Autodafé? ... Und heute hat er sich erhängt. Heute nacht oder heute
morgen, das wird die Autopsie ergeben. Die Autopsie der anderen Leiche wird uns
Aufschluß über das Todesdatum von Agnès geben. Wo Dacosta die Leiche zunächst
versteckt hatte, werden wir nie erfahren. Denn im Sägemehl lag sie erst seit
kurzem. Vielleicht in seinem Keller? An dem Kleid sind Spuren von Erde gefunden
worden. Und das Kleid? Agnès muß von einem Fest nach Flause gekommen sein...
oder aber Dacosta hat sie gezwungen, das Kleid anzuziehen. Das Kleid, das
Sägemehl, die verbrannten Geldscheine, das alles ist die Inszenierung eines
Verrückten. Darüber werden wir uns nicht weiter den Kopf zerbrechen Er wendet
sich an Dorville:
    „Wann haben Sie Dacosta zum letzten
Mal gesehen?“
    „Gestern nachmittag“, antwortet
Dorville. „Ich war bei ihm, um ihm Monsieur Burmas Bericht zu überbringen.“
    „Erstatten Sie nicht persönlich
Bericht?“ fragt der Kommissar an meine Adresse.
    „Dacosta war mir unsympathisch“,
erkläre ich. „Je weniger ich ihn sah, desto lieber war es mir.“
    „Denken Sie immer so über Ihre
Klienten?“
    „Ich habe Monsieur Dacosta nicht als
meinen Klienten betrachtet. Die eigentlichen Klienten waren Monsieur Dorville
und Madame Lambert... und das arme Mädchen.“
    „Verstehe...Und was besagte der
Bericht?“
    „Nichts. Es war ein negativer
Bericht.“
    „Haha!“ lacht der Kommissar. „Dann
wissen auch Sie also manchmal nicht weiter, was?“
    „Wie wir alle. Und außerdem hatte ich
es, offen gesagt, auch nicht übermäßig eilig, Agnès an den heimischen Herd
zurückzubringen. Ich hatte nämlich begriffen, daß sie dort nicht sehr glücklich
gewesen war. Ich dachte, sie wäre mit einem Kerl abgehauen. Sollte sie in Frieden
dahinziehen! Warum also alle Hebel in Bewegung setzen?“
    „Und wenn Sie’s getan hätten, wäre
auch nichts Großartiges dabei herausgekommen, nicht wahr? Es hatte sich
erledigt, bevor Sie hier eintrafen... Wie fanden Sie Dacosta bei Ihrem Besuch,
Monsieur Dorville?“
    „Teilnahmslos, wie immer. Er brütete
vor sich hin.“
    Vaillaud wirft einen Blick auf seine
Notizen.
    „Roland Chambord und André Cauvin...
Bekannte des Toten... haben ihn gefunden... haben die Polizei alarmiert...“
    Er reicht dem braven Sekretär ein Blatt
Papier.
    „Die beiden müssen herbestellt oder
geholt werden, damit sie ihre Aussagen unterschreiben. Der Form halber.“
    „Ja, Chef.“
    „Monsieur Burma... Je weniger Sie
Dacosta sahen, desto lieber war es Ihnen, sagen Sie; aber eben waren Sie in
seinem Haus
    „Zufällig. Ich wollte nach Prades
fahren, um meinem Onkel und meiner

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