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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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spätestens übermorgen, werde
ich von meiner Sekretärin den Namen des Verräters erfahren. Sicher, er wird
Ihrem Strafgericht entgehen, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Der Verrat
von Algier wird ihm nicht zur Last gelegt werden. Aber die Morde an Sigari,
Christine Crouzait, Dacosta und Agnès werden seiner Karriere schaden, so
glänzend sie auch sein mag.“ Mit dieser Hoffnung begeben wir uns in den
Wohntrakt, um Couscous zu essen. Ich habe aber auch ein Glück! Wo ich dieses
Gericht doch so sehr hasse... Auch ein Absinth à la Dacosta fehlt nicht. Ich
trinke reichlich davon, um das Essen hinunterzuspülen. Wahrscheinlich wurde das
Zeug von Arabern erfunden, die dem Rassismus Nahrung geben wollten...
    Es ist schon ziemlich spät, als ich
Dorville vor seiner Wohnung absetze. Er sieht düster und nachdenklich aus, so
als hätte er Dacostas Platz eingenommen.
    „Hören Sie, Burma“, sagt er zum Abschied
zu mir, „das Ganze nimmt wirklich Dimensionen an... Wäre es nicht vernünftiger,
alles den Flics zu erzählen?“
    Ich schnauze ihn an und schüttele ihn
an den Schultern. Schließlich beugt er sich meinen Argumenten.
    Beunruhigt fahre ich zum Littoral zurück. Ich muß an Dorville denken. Dann an Laura Lambert. Ohne einen konkreten
Grund zu haben, finde ich es ärgerlich, daß man sie nicht erreichen kann...
Aber, aber, ich werde doch wohl nicht auf den Gedanken kommen, sie könnte
verschwunden sein? Los, ab ins Bett mit dir, Nestor! Du brauchst dringend
Schlaf.
    Ich gehe zu Bett und schlafe. Vorher
noch beschließe ich, morgen als erstes Lauras Adresse zu erfragen. Ich habe
nämlich lediglich ihre Telefonnummer. Als ich gerade ans Telefon denke,
klingelt es. Ich schaue auf die Leuchtziffern meiner Armbanduhr. Zwei Uhr. Ich
nehme den Hörer ab. Es ist Zavatter. Seine Stimme klingt sehr sonderbar. Ich
sage es ihm.
    „Das ist, weil ich ein bißchen
besoffen bin“, entschuldigt er sich. „Aber das geht vorbei. Ich bin schon wieder
so gut wie nüchtern. Die Villa Lydia bietet interessante Schauspiele,
die den schlimmsten Rausch verfliegen lassen. Können Sie sofort hierher kommen,
Chef? Wenn’s geht, mit einem Sarg. Passend für Mortaut.“
     
    * * *
     
    „Wir haben ihn gefunden, als wir
zurückgekommen sind“, berichtet Zavatter und zeigt auf den barbouze, der
mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegt, ein kleines Loch am Hinterkopf.
Die Szene wird von dem gedämpften Licht einer Lampe mit rosafarbenem Schirm
beleuchtet.
    „Dabei waren wir so
quietschvergnügt...“
    Inzwischen sind sie es nicht mehr. Vor
allem die blonde Raymonde, die wie erschlagen in einem Sessel außerhalb des
rosa Lichtkegels liegt. Ihr Minirock hat sich hochgeschoben. Zwischen zwei
Schluchzern nimmt sie einen Schluck aus ihrem Glas, das offensichtlich Whisky
pur enthält. Ich betrachte den toten Mortaut. Mort wie tot.
    „Er hat Glück gehabt“, bemerke ich.
    „Kann man wohl sagen“, pflichtet mir
Zavatter bei. „Er hätte von einer Mücke gestochen werden können. Das ist ihm
erspart geblieben.“
    „Ich meine, er hatte das Glück, auf
das er seit Sonntag gewartet hat. Heute nachmittag oder heute abend hat er
endlich diesen Blois getroffen. Das ist einer der Namen des Verräters von
Algier. Mortaut muß ihn wohl gebeten haben, mit ihm auf einen kleinen Schwatz
hierher zu kommen. Oder aber der andere hat ihn gesehen und ist ihm bis hierher
gefolgt. Auf jeden Fall kann ich die Frage, die ich Mortaut stellen wollte,
vergessen...“
    Ich gehe zu Raymonde.
    „Wissen Sie vielleicht zufällig, warum
Ihr Freund mir im Littoral einen Zehntausender geklaut hat? Es war ein
ganz besonderer Schein...“
    Schluchzend schreit sie mich an, ich
solle mich zum Teufel scheren mit meinen zehntausend Francs. Sie habe die
Schnauze nämlich voll, ob das denn so schwer zu kapieren sei? Gestrichen voll
habe sie die Schnauze, und abhauen wolle sie, nach Paris, nach Marseille, egal
wohin, Hauptsache weit weg von dieser verdammten Stadt! Zur Bekräftigung wirft
sie mir ihr Glas an den Kopf, und dann fängt sie an, mit den Füßen auf den
Boden zu stampfen. Zavatter weiß, wie man mit Damen umgeht. Er beruhigt sie mit
einem gekonnten Kinnhaken, lädt sie sich auf seine Schultern und bringt sie ins
Bett.
    Als er zurückkommt, bin ich dabei, die
Leiche zu durchsuchen. In der Hosentasche des Toten und in seiner Brieftasche
finde ich Geld. Darunter ist auch die Banknote, die mit O AS gezeichnet ist.
Besser gesagt: eine Banknote, die mit O AS

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