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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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gezeichnet ist. Ein
„Bonaparte“, einer von denen, an die ich mich so langsam gewöhne, praktisch
neu, gedruckt Anfang Juni 1962 (Datum unterstrichen) und mit dem subversiven
Kürzel gezeichnet, ebenfalls mit Lippenstift; aber ich habe das Gefühl, daß es
nicht derselbe Schein ist, den man Dacosta zugeschickt hat.
    „Der erinnert mich an etwas Lustiges“,
sagt Zavatter und zeigt auf den „Bonaparte“.
    „Ach ja? Und woran? Lassen Sie mich
mitlachen! Ich möchte furchtbar gerne wissen, was daran so lustig ist.“
    „Als wir eben zurückgekommen sind...
oder vielleicht etwas früher schon, ganz genau weiß ich das nicht mehr... noch
in der Stadt jedenfalls... da habe ich einen Lieferwagen gesehen, auf dem stand
auch OAS.“
    „Und was ist daran so lustig? Das war
doch sicher General Salan auf Inspektionsreise. Am 13. Mai geht er immer auf
Tour... Ich glaube wirklich, die Blonde schafft Sie!“
    „Ja, ja, schon gut...“
    Zavatter zuckt beleidigt die Achseln.
    „Machen Sie sich nur über mich lustig.
Ich war besoffen, wie gesagt, ich muß geträumt haben. Oder es waren die Anfangsbuchstaben
von OASIS. Hotel OASIS oder so was Ähnliches.“
    „Das da jedenfalls...“ Ich tippe den
Toten mit der Fußspitze an, „das ist kein Traum. Kommissar Vaillaud schien mit
den beiden Leichen heute nachmittag schon bestens bedient. Wenn ich ihm noch
eine weitere präsentiere, wird ihm das sein Wochenende versauen. Es bleibt uns
also nichts anderes übrig, als den barbouze irgendwo kühl zu lagern und
auf Tage zu warten, die sich für derartige Enthüllungen besser eignen. Gibt es
einen Keller in diesem Kasten?“
    Es gibt einen, und zwar einen tiefen
und äußerst feuchten, sozusagen extra für unsere Zwecke gebaut. Wir wickeln
Mortaut in eine Decke und bringen ihn nach unten.
    „Und nun“, sage ich zu Zavatter, als
wir wieder oben im Salon sitzen, „hören Sie mir mal gut zu. Wir müssen uns die
Blondine vom Hals schaffen, so angenehm der Kontakt mit ihr auch sein mag.
Sobald sie aufwacht, werden Sie ihr Mortauts Geld geben — plus einen Betrag,
den ich beisteuern werde — und sie so schnell wie möglich in einen Zug nach
Marseille oder anderswohin setzen. Dann werden Sie in die Rue Saint-Louis gehen
und vor Dorvilles Wohnung Wache schieben. Dorville ist der Mann, der mit mir
hierhergekommen ist, als Sie und Raymonde gerade ausgehen wollten. Unser Klient
eben! Wir müssen ihn beobachten.“
    „Ach! Beschatten wir jetzt unsere
eigenen Klienten?“
    „Wenn sie im Begriff sind, Mist zu
bauen, ja. Dorville muß davon abgehalten werden, das Flic-House zu
betreten, falls er das vorhat.“
    „Von mir aus... Aber haben Sie auch
daran gedacht, daß dieser Dorville gar nicht zu den Flics gehen muß, um Mist zu
bauen? Schließlich gibt es Telefon, oder?“
    „Stimmt. Ich bin vielleicht etwas
übermüdet. Aber tun Sie trotzdem das, was ich Ihnen gesagt habe. Und jetzt
wollen wir mal sehen, wieviel Reisegeld wir Raymonde in den Seidenstrumpf
schieben können.“
    Ich lege das Geld, das ich bei dem
toten barbouze gefunden habe, auf den Tisch und ergänze es durch ein
paar Scheine aus meiner Privatschatulle.
    „Legen Sie auch noch was drauf, Za!
Nach dem, was zwischen euch geschehen ist... Das ist doch das wenigste! Oder
haben Sie aus Paris nur wenig Kleingeld mitgebracht?“
    „Sie sagen es! Doch ich bin ein
vorausschauender Mensch und nehme immer einige Reiseschecks mit. Heute morgen,
bevor wir in Ihr Zimmer gekommen sind, habe ich einen zu Bargeld gemacht.“
    Er holt einige Zehntausender — alte
Francs! — hervor. Auch neue „Bonapartes“ sind darunter. Ich nehme einen in die
Hand und schaue auf das Ausgabedatum: Anfang Juni 1962...
    Ich muß einen Schluck trinken. Ich
mache mich auf die Suche nach einer Flasche, finde eine und setze sie mir an
den Hals. Dann frage ich Zavatter:
    „Hat man Ihnen diese Banknote gegen
Ihren Scheck ausgezahlt?“
    „Vermutlich.“
    „Im Littoral ?“
    „Nein, in einer Bank neben dem Hotel.
Die Banque Bonfils , eine kleine lokale Bank.“
    Ich nehme einen zweiten Schluck, setze
mich hin, schließe die Augen und zähle zwei und zwei zusammen.
    „Ich hab’s, Za! Blois — nennen wir ihn
vorläufig bei seinem Decknamen — schleppte diese fünfzig Millionen wie einen
Klotz am Bein mit sich herum. Er muß einen Dreh finden, um die nagelneuen
Scheine mit fortlaufenden Nummern in ganz gewöhnliche Banknoten umzutauschen.
Er kann sie nicht einfach so auf die Bank bringen. Können Sie

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