Wenn Werwolf-Pranken streicheln
langgezogen und klagend angehört, als würde ein Tier unter unsäglichen Schmerzen leiden.
Von dem klagend klingenden Laut hatte Brenda eine Gänsehaut bekommen. Noch nie zuvor hatte sie so etwas gehört. Sie war sicher, daß er im Garten aufgeklungen war.
Da schlich jemand umher…
Sie schluckte ihren Kloß herunter, der sich in der Kehle festgesetzt hatte. Eine Ahnung überkam sie. Vielleicht waren es die Kidnapper, die das Haus unter Beobachtung hielten.
Obwohl ihr der Verstand sagte, lieber zurück ins Zimmer zu laufen, blieb Brenda stehen und starrte über die Brüstung in den Garten. Sie sah kein Licht. Die Bäume, Büsche und Sträucher wurden für sie zu gespenstischen Wesen, wenn die Blätter im Abendwind raschelten. Das war die Stunde der Furcht, der großen Angst, die Zeit der Geister. Gwen hatte davon gesprochen. Inzwischen glaubte auch Brenda daran, das es in dem verwilderten Teil des Gartens nicht mehr ganz geheuer war. Dort ging etwas vor…
Sie beugte sich noch tiefer. Die Hauswand selbst sah sie nicht. Rankengewächse bedeckten sie. Und die bewegten sich. Da raschelten die Blätter, etwas riß ab, und Brenda hörte ein schaurig klingendes Knurren.
Hatte sich ein Hund im Garten verirrt — oder ein anderes Tier?
Sie wußte es nicht, aber sie bekam es bald zu sehen. Aus dem Rankenwirrwarr schob sich ein schattenhaftes Etwas in die Höhe, griff zu und umklammerte das Geländer des Balkons.
Es war die Franke eines Werwolfs!
***
Auch ich sah den Vollmond!
Wie ein Signet, das mich auf die Spur der Werwölfe bringen sollte, stand er am Himmel. Bisher war ich bei meinen Ermittlungen auf Vermutungen angewiesen, die sich nur auf dieses kleine Interview und meine Spürnase stützten.
Hoffentlich verließ sie mich nicht.
Cole Harper hatte keine Polizei haben wollen. Aus seiner Sicht war das verständlich. Ich würde mich auch hüten und bei ihm offiziell anklingeln. Ich wollte auch nicht die Mauer übersteigen, dann wäre ich nicht besser gewesen als ein Dieb, schließlich gehörte ich zur anderen Seite, aber niemand konnte mir verbieten, das Haus und auch den Garten, soweit dies möglich war, unter Beobachtung zu halten.
Noch in der Wohnung hatte ich mir auf einer guten und sehr genauen Karte die Umgebung angeschaut. Das Grundstück der Harpers war sehr groß. So etwas in dieser Gegend überhaupt bezahlen zu können, dazu gehörte einiges. Rechts und links grenzten Nachbargrundstücke an Harpers Land. An der Rückseite führte jedoch eine Straße vorbei. Auch hier sah ich wieder die weiße Mauer, an der ich langsam vorbeirollte.
Da die Fahrbahn leer war, konnte ich den Blick nach links wenden und hatte auch Erfolg, denn ich entdeckte einen rechteckigen Kasten mit einem gläsernen Auge in der Mitte, das leicht spiegelte. Eine Kamera.
Eine zweite sah ich ebenfalls. Beide »Augen« befanden sich jeweils an den Grundstücksenden.
Ich stieg noch nicht aus, sondern fuhr einmal um das Karree. Wie Cole Harper versprochen hatte, war das Tor vorn geschlossen. Im Mondlicht schimmerte die Mauer noch blasser, als sie es ohnehin schon war. Ich mußte mich zwischen der Vorder-und Rückseite entscheiden und fuhr nicht noch einmal zurück. Parkplätze gab es in dieser Gegend zur Genüge. Wer hier lebte, dessen Fahrzeuge verschwanden in den Garagen, wobei manche schon die Ausmaße eines kleinen Einfamilienhauses besaßen. Auf einem hellen Teppich ließ ich den Rover ausrollen. Der Wind hatte zahlreiche Blüten von den Bäumen geweht. Sie bildeten auf dem Boden diese helle Schicht.
Ich stieg aus und drückte die Tür vorsichtig wieder zu. Autoverkehr herrschte in dieser Gegend und um diese Zeit so gut wie kaum. Ein Keuchen ließ mich aufmerksam werden. Ich blieb im Schatten des Wagens und der Bäume stehen, schaute nach vorn und sah eine Gestalt aus der Dunkelheit erscheinen.
Es war ein Jogger, der wenig später an mir vorbeikeuchte. Er hatte mich nicht einmal gesehen.
Ich hielt mich dicht an der Mauer, als ich den Weg wieder zurückging. Das Eingangstor wurde von zwei hellen Lampen flankiert, die ihr Licht bis auf den Boden warfen und sowohl das Gebiet vor als auch hinter dem Tor erreichten.
Natürlich standen auch hier die Glotzaugen der Kameras. Sie beobachteten die gesamte Mauerlänge und waren sicherlich auch mit einer Alarmanlage verbunden.
Auf dem Grundstück tat sich nichts. Der hellere Teil wirkte anheimelnd, der dunkle kam mir vor wie ein tiefer Dschungel, in dem sich das Böse
Weitere Kostenlose Bücher