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Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Titel: Wenn Werwolf-Pranken streicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte sie das Zimmer verlassen? Weil sie ebenfalls die klagenden Laute vernommen hatte?
    Mich hatte sie nicht gesehen. Wenn mich nicht alles täuschte, hielt sie den Blick gesenkt, um über das Balkongeländer hinweg und direkt in die Tiefe schauen zu können, wo sich die Rankengewächse an der Mauer bewegten.
    Was kroch dort hoch?
    Wäre es heller gewesen, hätte ich es sicherlich erkennen können, denn so breit waren die Pflanzen auch nicht, um einen Körper vollständig verdecken zu können.
    Ich ging noch einige kleine Schritte vor und holte bereits meine Lampe aus der Tasche. Auch wenn mich die Frau sah, das war mir jetzt egal, ich wollte Klarheit.
    Blätter trudelten zu Boden, die von der hochkletternden Gestalt abgerissen worden waren. Dann erschien sie selbst. Das Mädchen auf dem Balkon zuckte zusammen. Jetzt wird sie schreien, dachte ich. Es war für einige Zeit mein letzter Gedanke. Der Hammer traf mich von hinten, zwischen Ohr und Hals. Ich hörte noch den dumpfen Schlag und bekam einen Moment später das große Schädelsausen, das mich regelrecht auffraß.
    Für mich gingen erst einmal die Laternen aus!
    ***
    Brenda Rattigan sah die Pranke. Sie schrak zusammen, wollte auch schreien, aber die Furcht hatte sie gelähmt. So stand sie auf dem Fleck, stierte die Hand an, sah das dichte Fell auf der Klaue wachsen und auch die gebogenen Finger, die den Handlauf umklammert hielten, damit genügend Halt vorhanden war, um den Körper in die Höhe zu ziehen. Es geschah mit einem Ruck. Der Schatten erschien dicht vor Brendas Gesicht. Er war geschmeidig, und aus ihm schien die Bestie regelrecht hervorzuwachsen.
    Brenda nahm einen scharfen Raubtiergeruch wahr. Sie hatte starre Augen bekommen, und in ihrem Kopf formierte sich nur ein Gedanke. Das Monster ist da!
    Wie ein stummer Schrei hatte sich dieses Wissen in ihrem Kopf festgesetzt. Sie konnte nichts tun und nur auf die Bestie schauen, die neben ihr stand und sie anstarrte.
    Gelbe Augen in einem furchtbaren Gesicht. Eine vorgeschobene Schnauze, die an ihrer Spitze feucht glänzte. Sie hatte das Maul geöffnet, das Mädchen sah die Zahnreihen spitz wie Messer und weißlichgelb leuchtend, denn zwischen den Zähnen hing gelblicher Geifer in langen Fäden.
    Das mußte der Werwolf sein!
    Brenda wurde alles klar. Gwen hatte nicht gelogen, nichts war ausgedacht worden, es gab dieses Untier tatsächlich. Vielleicht wohnte es im dunklen Teil des Gartens, vielleicht hatte sich auch nur jemand verkleidet, um sie zu erschrecken.
    Brenda wußte es nicht. Sie war völlig durcheinander und gleichzeitig starr vor Angst.
    Ihre Gedankenkette riß, als die Pranke auf sie zuschoß. Genau in Kopfhöhe. Brenda sah sich schon mit zerfetzter Kehle auf dem Balkon liegen, aber die Berührung der Pranke wirkte im Gegensatz zu diesem Trauma nahezu zärtlich. Sie legte sich auf die Schulter und drehte Brenda herum.
    Die Bestie wollte etwas von ihr. Vielleicht sollte sie im Zimmer sterben, und Brenda wollte sich gegen den Druck anstemmen. Das gelang ihr nicht, die Kräfte des Werwolfs waren stärker.
    Sie mußte der Richtung folgen, taumelte über die Schwelle der Balkontür und in den Raum hinein, wo sie sich umdrehte und wieder zurückschaute.
    Der Werwolf folgte ihr. Er mußte sich schräg durch die Öffnung schieben, weil sein Körper einfach zu breit war. Mit tappenden Schritten und leicht angewinkelten Armen schlich er auf das Mädchen zu. Eine nackte, fellbedeckte, zottige Gestalt mit kalten Augen und Mordgier in den Pupillen.
    Brenda Rattigan wunderte sich, daß sie es trotz allem noch schaffte, auf den Beinen zu bleiben. In ihren Knien spürte sie das Zittern. Ihr Herzschlag schien sich mehr als verdoppelt zu haben. Kalte Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn.
    Wann tötete die Bestie sie?
    Der Werwolf durchwanderte das Zimmer. Es kam Brenda vor, als würde er etwas suchen, es aber nicht finden. Ein drohendes Knurren drang aus seinem Maul. Manchmal schüttelte er auch wütend den Kopf. Die Bestie konnte nicht sprechen, aber sie drückte sich anders aus, und Brenda verstand allmählich, was der Eindringling wollte. Er suchte etwas.
    Vielleicht Gwen?
    Es war verrückt, völlig unerklärbar, vielleicht auch der reinste Wahnsinn, doch Brenda wollte es riskieren und stellte die entsprechende Frage. Ja, sie traute sich, die Bestie einfach anzusprechen.
    »Suchst du Gwendolyn Harper?«
    Der Werwolf hatte nahe der Tür gestanden, als Brenda die Frage stellte. Jetzt schnellte er herum, seine

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