Wenn Werwolf-Pranken streicheln
die Finsternis und näherten sich dem Ziel von der anderen Seite. Sie hatten instinktiv erfaßt, daß es zur Eskalation kommen würde, und sie witterten auch, daß sich ihr Schützling in der Nähe befand.
So schlichen sie weiter. Zuerst noch langsam, dann mit immer längeren Sätzen. Gemeinsam näherten sie sich dem Ziel.
Dort standen Brenda und Lombardi.
Er wollte das Kind nicht hergeben, beide mußten sterben. Das wußte inzwischen auch Brenda.
Da aber hörten sie das Heulen!
***
Skinny, der ebenfalls gekommen war, schrak zusammen, als hätte man ihm in den Magen geschlagen. Selbst in der Dunkelheit war zu sehen, daß sein Gesicht an Farbe verlor.
Er starrte seinen Boß an. »Verdammt, Angelo, was war das?«
Lombardi zeigte sich irritiert. Er hatte seine Sicherheit verloren. »Hat sich angehört wie ein Hund, der…«
»Nein, Angelo, kein Köter. Das war etwas anderes.« Skinny wischte über den Mund und ging auf Brenda zu. »Oder hast du etwas damit zu tun, Puppe?«
Sie nickte.
»Und?«
»Wölfe!« flüsterte Brenda. »Das müssen Wölfe gewesen sein.«
Skinny bekam große Augen, wollte etwas sagen, überlegte es sich dann und begann zu lachen. »Wölfe, sagst du.« Er hob den Arm an, als wollte er Brenda schlagen. »Du willst mich wohl verarschen, wie?« Skinny hob wieder den Arm an. Die Mündung glotzte Brenda wie ein dunkles Auge an. »Ich will von dir die Wahrheit wissen.«
»Es sind Wölfe. Aber keine normalen, sondern Werwölfe.«
Skinnys Gesicht verzerrte sich. Er krümmte schon den Zeigefinger. Lombardi tat nichts, um ihn davon abzuhalten, als abermals das unheimliche Geräusch durch die Nacht schwang. Jaulend und klagend, schrecklich anzuhören, eine Warnung und gleichzeitig ein Zeichen, daß etwas anderes in der Nähe lauerte und zu einer Gefahr heranwuchs. Skinny wurde unsicher. »Werwölfe, wie?« keuchte er. »Verdammt, Süße, du willst uns hier auf den Arm nehmen. Das kann nicht sein. Werwölfe gibt es im Kino oder im Roman.«
Lombardi war es leid. »Okay, Skinny. Schau nach. Ich passe auf unsere Freundin auf.«
»Gut.« Der Rattengesichtige drehte sich um. Er wußte nicht einmal, aus welcher Richtung das Jaulen aufgeklungen war. Er ging einfach hinein in die Dunkelheit.
Drei Schritte kam er weiter, als er das Fauchen hörte. Und zwar dicht vor sich. Skinny blieb stehen.
Einen Augenblick später wuchs die Gestalt der Bestie vor ihm hoch und griff sofort an.
Der Kerl war gewandt und wendig wie eine Katze. Beide Fäuste rammte er in meinen Leib und stieß mich um. Dabei flog er über mich hinweg, ich sah für einen Moment sein Gesicht und auch die Klinge zwischen seinen Zähnen. Ein gefährliches Kampfmesser, das, als er sich über die Schulter abrollte, in seine auffangbereite Hand fiel. Mit einem Drehsprung war er wieder auf den Beinen. Aber auch ich stand und hörte ein zweites Heulen, viel näher als das erste.
Vielleicht hätte mir der Kidnapper das Messer schon in den Körper gestoßen, aber das Heulen irritierte ihn für einen Moment. Er drehte auch den Kopf, das gab mir Gelegenheit, selbst einzugreifen. Mein Karatetritt erreichte ihn leider nicht richtig. Die Sohle rutschte an seinem Brustkorb hoch, glitt an der Schulter ab, so daß er auf den Beinen bleiben konnte. Er drehte sich nur und schwang seinen rechten Arm herum. Aus der Faust schaute der breite Stahl, den er mir im Haibkreis entgegensäbelte.
Ich sprang zurück, die Klinge glitt an mir vorbei, aber der Mann wuchtete sich auf mich zu.
Wir prallten zusammen. Das Messer kam plötzlich von oben, ich sah es wie eine Sichel und konnte das Gelenk im letzten Augenblick abfangen, bevor die Klinge geradewegs in meine Kopfhaut stach. Ich drükte den Arm zurück, der andere hielt dagegen. Sekundenlang standen wir uns unbeweglich gegenüber. Ich war so nahe bei ihm, daß ich seinen Geruch wahrnehmen konnte. Er stank nach Schweiß und fremden Gewürzen. Die Augen wirkten wie polierte Kohlestücke, und sein warmer Atem streifte mein Gesicht.
Ich trat ihm auf die Zehen.
Er schrie, ich ließ sein Handgelenk los und katapultierte mich zurück. Seine Wut war durch meinen Tritt noch gesteigert worden. Während ich aus der Rolle rückwärts wieder in die Höhe kam, hörte ich nicht weit entfernt einen Schuß, wieder das Heulen, und ich zog mit einer blitzartigen Bewegung meine Waffe, denn der andere hatte mittlerweile den rechten Arm gehoben, um mir die Klinge durch einen gezielten Wurf in die Brust zu wuchten.
Er sah das
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