Wenn Werwolf-Pranken streicheln
Gebückt stand sie vor dem blonden Killer. Der ließ sie dann los. Sie stellte sich wieder aufrecht hin und drehte sich. Obwohl ihr drei Männer gegenüberstanden, drang so etwas wie Trotz und Wut in ihrem Innern hoch.
»Ich habe meinen Part erfüllt!« fuhr sie Lombardi an. Sie hatte instinktiv erkannt, daß er der Boß dieses Trios war. »Jetzt sind Sie an der Reihe! Geben Sie mir das Kind.«
Lombardi trat ins Scheinwerferlicht. Sein Mund war zu einem Lächeln verzogen. »Was sollte ich für einen Grund haben, dir das Kind zu geben?«
»Sie haben es versprochen!«
»Nichts habe ich versprochen.« Seine Stimme wurde spöttisch. »Aber ich bedanke mich für die drei Millionen.«
»Sie haben Gwen nicht — oder?«
»Doch, die Kleine ist da.«
Die nächsten Worte fielen ihr schwer. »Und? Ist sie… ist sie noch am Leben?«
Lombardi zwinkerte ihr zu. Er machte es spannend. »Was meinen Sie denn?«
»Das können Sie doch nicht getan haben. Nein, das gibt es nicht. Gwen ist erst neun.«
»Willst du sie sehen?« fragte der blonde Boß.
Sollte sie, sollte sie nicht? Noch stand es auf der Kippe. Was war, wenn man ihr den Leichnam des Kindes präsentierte? Brenda stand vor einer furchtbaren Entscheidung.
»Angst?«
»Ich traue Ihnen nicht!« flüsterte sie.
Lombardi deutete auf den Ford und ließ sich die Taschenlampe geben.
»Komm mit.«
Da nickte Brenda. Sie folgte dem Mann wie in Trance und spürte ihre Beine kaum. Die Füße schleiften über den Boden, denken konnte sie nicht mehr, und sie hatte das Gefühl, durch einen luftleeren Raum zu schreiten. Die Breitseite des Wagens wuchs vor ihnen in die Höhe. Auch an den Seiten besaß das Fahrzeug Fenster. In der Mitte blieb Lombardi stehen, hob den Arm und leuchtete durch die Scheibe.
»Schau nach!«
Brenda ging den letzten Schritt. Wieder klopfte ihr Herz zum Zerspringen. Am Gesicht des Mannes war nichts abzulesen. Die beiden anderen warteten im Hintergrund.
Das Kindermädchen mußte sehr dicht an die Scheibe herantreten. Mit der Nasenspitze berührte Brenda das Glas und schielte nach links, wo auch der Strahl hinleuchtete. Dort lag das Kind!
Eine Handschelle hielt es an den Fußgelenken fest. Pullover und Jeanshose waren verschmutzt. Das Gesicht wirkte bleich und auch noch bewegungslos.
Brenda Rattigan schluckte. »Sie ist… sie ist…«
»Sieh genau hin!«
»Aber weshalb bewegt sich das Kind nicht? Was habt ihr mit ihm getan, ihr Hunde?«
Lombardi faßte mit einer Hand in den Nacken der jungen Frau. Er drückte Brendas Gesicht gegen die Scheibe. »Ich habe dir gesagt, daß du genau hinschauen sollst. Sie ist nicht tot, wir haben sie nur ruhigstellen müssen.«
»Durch Drogen?« Brenda erschrak.
»Wenn du das so sehen willst, meinetwegen. Es ist ein Schlafmittel, mehr nicht.«
»Aber sie kann nicht laufen.«
»Das braucht sie auch nicht zu können«, erklärte der Boß. »Wir lassen sie nämlich nicht frei.«
»Nein, das tun wir nicht!« hörte das Mädchen hinter sich die Stimme des Ratten gesichtigen.
Brenda blieb stehen, senkte den Kopf und spürte wieder das kalte Gefühl der Angst. »Wollen Sie uns tatsächlich umbringen?« fragte sie.
»Womit hast du denn gerechnet?«
»Bitte, ich…« Sie wollte herumfahren, aber es blieb beim Vorsatz, denn plötzlich hörte sie ein unheimliches Heulen, das sirenenartig durch die Nacht schwang und selbst den eiskalten Killern eine Gänsehaut auf den Rücken zauberte…
Ich hatte mich an Brenda Rattigans Bitte gehalten, aber aus den Augen lassen wollte ich sie trotzdem nicht. Deshalb rannte ich so schnell wie möglich zu meinem Wagen, schloß ihn auf und warf mich auf den Sitz. Es war jetzt ein Fehler, zwischen den beiden Bäumen zu parken, deshalb rangierte ich den Rover auf die Straße dicht neben den Gehweg. Von hier konnte ich die Zufahrt beobachten. Noch tat sich dort nichts. Wahrscheinlich würde Cole Harper dem Kindermädchen Verhaltensregeln geben. Ich konzentrierte mich sehr stark auf mein Ziel. Deshalb sah ich nicht, was sich in meiner unmittelbaren Umgebung ereignete.
Zwei Gestalten näherten sich dem Wagen. Unheimliche Monstren, die im Schutz der Dunkelheit gelauert hatten und jetzt ihr Ziel fast erreicht hatten.
Ich hatte die Türen nicht mehr verriegelt. Manchmal mußte ich blitzschnell aus dem Fahrzeug, dann zählte jede Sekunde. Ein Zögern konnte ich mir nicht erlauben.
Sie überraschten mich.
Die Beifahrertür wurde so heftig aufgerissen, als sollte sie weggeschleudert
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