Wenn Werwolf-Pranken streicheln
hinter ihm. Er sah aus dem Augenwinkel, daß der Werwolf zum Flieger wurde. Nach links verschwand er wie ein großer Umhang. Ob er von einem Baumstamm gestoppt wurde, war für Lombardi nicht mehr zu erkennen. Jedenfalls hing er nicht mehr an seinem Wagen, er hatte es weder geschafft, die verschlossene Tür einzureißen, noch die Scheibe zu zerhämmern. Diese Tatsache ließ Lombardi jubeln. Er schrie seinen Triumph hinaus und gab sich wie ein kleines Kind. Dabei trommelte er noch mit beiden Fäusten auf den Lenkradring, hupte sogar, erhöhte die Geschwindigkeit noch und jagte weiter.
»Geschafft!« brüllte er. »Verdammt, ich habe es geschafft!« Er drehte für einen Moment den Kopf nach hinten. »Hörst du zu, du Balg? Ich habe es geschafft. Deine Freunde konnten mir nichts anhaben. Ich bin eben stärker.«
Natürlich bekam er keine Antwort. Die wollte er auch nicht haben. Für ihn war es wichtig gewesen, dem Grauen entkommen zu sein. Und er jagte weiter.
Im Fernlicht der Scheinwerfer erschien eine Straße. Er bog nach rechts ab, ließ die Reifen dabei aufheulen und gab wieder Gas. Er raste in Richtung City. Erst später fiel ihm ein, daß er zu schnell und auffallend fuhr. Das wollte er keinesfalls. Nur nicht einer Polizeistreife in die Hände fallen.
Deshalb rollte er gemächlicher weiter. Er kannte sich in dieser Gegend aus. Zudem rechnete er damit, daß man ihn verfolgen würde. Irgendwann mußten die Bullen einfach Wind davon bekommen, mit welch einem Wagen er unterwegs war. Aus diesem Grunde lenkte er den Ford in eine kleine Seitenstraße, fuhr sie bis zum Ende durch, rollte noch um ein paar Ecken und hatte schließlich sein Ziel erreicht, ein freies Gelände zwischen zwei Hausfronten, wo Camper ihre Wagen abgestellt hatten.
Hier konnte er ziemlich sicher sein, nicht entdeckt zu werden. In der Nacht hielten sich kaum Menschen auf diesem Platz auf. Und wenn, dann waren es junge Pärchen, die sich mit sich selbst beschäftigten und für ihre Umwelt keinen Blick besaßen.
Er hatte den Wagen bis dicht an die rechte Abgrenzung gefahren, stieg aus und schaute sich zunächst die nähere Umgebung an. Keines der Wohnmobile ließ auf eine nächtliche Benutzung schließen. Nirgendwo brannte Licht, er hörte auch keine Stimmen und öffnete die Klappe an der Rückseite seines Fluchtwagens.
Grinsend kletterte er hinein. Sofort schaltete er die Innenbeleuchtung aus.
Gwen war durch die rasende Fahrt von der Decke gerollt worden. Sie lag jetzt auf der Seite, mit dem Rücken gegen die Innenwand gepreßt. Ihr Gesicht war ebenso schmutzig wie die Kleidung. Die Augen hatte das Kind weit geöffnet. Es war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sprechen. Dafür redete Lombardi, und er riß dabei die Augen weit auf.
»Hast du gesehen, Kleine?« flüsterte er. »Ich habe es geschafft. Ich bin den Bestien entkommen. Ich, Angelo Lombardi, und ich habe das Geld. Drei Millionen Pfund. Aber das reicht mir nicht, nein, ich will mehr. Ich habe mehr verdient nach all den Aufregungen. Ihr habt mich reinlegen wollen, deine Alten, die Bullen und auch dein Kindermädchen. Es hat nicht geklappt, trotz der Hilfe. Ich bin weiter am Ball und werde es auch noch bleiben, verstehst du? Das war erst der Anfang, jetzt komme ich zum Finale. Dein Alter kann noch einmal in die Tasche greifen, auch wieder sehr tief, das schwöre ich dir. Und dich, Kleine, habe ich als Pfand. Ich werde dich mitnehmen.«
Er kroch auf Gwen zu, die seinen Erklärungen schweigend gelauscht hatte. Sie hatte zwar alles verstanden, aber nur die Hälfte begriffen. Sie wußte jedoch jetzt, daß sie noch längst nicht freikommen würde. Dieser Mann war auch weiterhin der große Sieger.
»Wir wechseln nur den Wagen, Kleine«, flüsterte er und packte das neunjährige Mädchen. Über den schmutzigen Boden zog er das Kind zu sich heran.
Jetzt öffnete Gwen zum erstenmal den Mund. »Bitte, Mister, lassen Sie mich doch frei.«
Lombardi begann zu lachen. Es wurde ein Kreischen daraus. »Ich soll dich freilassen? Bist du denn des Wahnsinns? Nein, das kommt nicht in Frage. Ich kann dich nicht freilassen, ich werde dich auch nicht freilassen. Erst soll dein Alter noch einmal tief in die Tasche greifen, und danach werde ich es mir noch überlegen.«
Er zog sich zurück und schleifte Gwen hinter sich her. Zuerst kletterte er aus dem Wagen, dann hob er Gwen hinaus und ließ sie auf seinen Armen liegen.
Mit dem angehobenen Knie rammte er die Tür zu. Er beugte seinen Kopf vor, so
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