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Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Wenn Werwolf-Pranken streicheln

Titel: Wenn Werwolf-Pranken streicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie und stellte die Kassette neben der Treppe auf einem kleinen Tisch ab.
    Da meldete sich das Telefon. Wir alle schauten uns an. »Ist er das?« fragte Harper rauh.
    »Bestimmt, heben Sie ab.«
    Cole Harper griff mit zitternden Händen zum Telefonhörer…
    ***
    Zuerst schaukelte der mit Teppichen belegte Fußboden im Rhythmus der Laufbewegungen, danach die Stufen der Treppe und anschließend der dunkle Untergrund.
    Da befand sich Brenda Rattigan bereits im Garten. Sie konnte es noch immer nicht fassen und spürte die harte Pranke der Bestie wie eine Klammer auf ihrem Körper.
    Man nahm sie einfach mit. Man hatte sie entführt, man wollte vielleicht ihr Leben.
    Zweige und Blätter peitschten in ihr Gesicht. Sie hörte die dumpfen Laute, mit denen der Werwolf beim Laufen auf den Boden hämmerte. Kühler Wind strich wie mit Händen gegen ihre schweißnasse Haut und ließ sie frösteln.
    Brenda hatte Angst, die ihr zusätzlich auf den Magen schlug. Noch nie zuvor hatte sich Brenda in einer auch nur entfernt ähnlichen Lage befunden. Zwar wußte sie von Gwen, daß die beiden Werwölfe existierten, nur waren sie die angeblichen Großeltern des Kindes und liebten es wie die eigenen Eltern.
    Noch befand sich Brenda in dem großen Garten. Dies blieb auch so. Die beiden Werwölfe zogen sich mit ihr in den dunklen Teil zurück. Dort hatte sie nie gern hingewollt, nun gab es keine andere Möglichkeit mehr. Sich zu wehren, wäre vielleicht sogar Selbstmord gewesen. Brenda ließ eben alles auf sich zukommen.
    Plötzlich verdoppelte sich die Lautstärke der Schritte. Dann lief die zweite Bestie neben der ersten her und drehte ihren Kopf. Brenda sah die kalten, gelben Augen so lange über sich schweben, bis Buschwerk und Zweige sie verdeckten.
    Sie blieben im Garten!
    Dort befand sich auch ihr Ziel. Brenda hätte es sich eigentlich denken können, es waren die dunklen Mauern des Pavillons, die sich aus dem Finstern hervorschälten.
    Dort hatte sich auch Gwen stets mit ihren ungewöhnlichen Großeltern getroffen.
    Nun wurde Brenda hergeschafft!
    Sie brachten das Kindermädchen in den Pavillon. Der Wind wehte durch die offenen Fenster. Irgendwo in der Nähe schrie plötzlich ein Käuzchen. Sein Ruf hallte klagend durch den Garten und schien den Mond erreichen zu wollen.
    Die Bestien, das Käuzchen mit seinem klagenden Schrei, die Finsternis — all das trug dazu bei, eine schaurige Atmosphäre zu schaffen. Man legte sie auf eine harte Unterlage. Zuerst dachte sie daran, auf einem Tisch zu liegen, bis Brenda erkannte, daß sie auf einer Bank ihren Platz gefunden hatte.
    Sie erinnerte sich daran, daß auch Gwendolyn von einer Bank gesprochen hatte, wenn sie in den Pavillon gegangen war. Es mußte die gleiche sein.
    Sie war nicht so lang, als daß sich Brenda hätte ausstrecken können. Ihre Beine hingen noch ein Stück über.
    Plötzlich begann sie zu frieren. Nicht allein die äußerliche Kälte trug dazu bei, es war die Kühle, die von innen her in ihr hochstieg und sich ausbreitete. Angst?
    Sie hielt die Augen weit offen. Noch bewegten sich die beiden Bestien nicht in ihrer unmittelbaren Nähe. Sie waren nie ruhig, Brenda nahm sie mehr als wandernde Schatten wahr.
    Auf einmal standen sie vor ihr. Nebeneinander hielten sie sich auf und senkten gemeinsam die Köpfe.
    Das Kindermädchen hätte sich am liebsten im Boden verkrochen. Brenda fürchtete sich vor den kalten, gelben, grausamen Augen, die das Mädchen mit ihren Blicken zu durchbohren schienen. Es raffte allen Mut zusammen, um die flüsternde Frage stellen zu können. »Was… was habt ihr mit mir vor?«
    Als hätten die beiden die Worte verstanden, streckten sie, wie auf ein geheimes Kommando hin, ihre Arme aus und senkten sie gleichzeitig nieder.
    Brenda versteifte.
    Dann spürte sie den Kontakt.
    Sie dachte daran, daß ihr die scharfen Pranken die Kleidung aufreißen würden, um anschließend etwas Schlimmeres zu tun. Das geschah nicht. Die Pranken berührten sie, und sie waren sehr sanft. Wenn Werwolfhände streicheln…
    Brenda konnte es einfach nicht fassen. Sie erlebte Augenblicke wie nie zuvor in ihrem Leben. Die streichelnden Pranken schienen sprechen zu können. Sie teilten sich ihr in beruhigenden Worten mit, gaben eine Botschaft der Furchtlosigkeit.
    Vergessen waren die Angst, der Streß und die Hektik. Die Ruhe umgab sie wie ein gewaltiges Kissen.
    Für Brenda war es wie die Flucht in eine andere Welt. Die reale verschwand einfach, die andere Dimension, die andere

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