Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
vor, diesen Kerl noch .einmal zu unterschätzen.
Verdammt, Cole, warum musstest du auch immer den Helden spielen?
Ihre Kehle zog sich schmerzhaft zusammen. Sie würde ihn höllisch vermissen. Sie schluckte, kämpfte gegen ihren Schmerz und die Tränen an, die hinter ihren Lidern brannten, und suchte dann in ihrem Rucksack nach einer Zigarette. Sie fand eine zerknitterte Packung, schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und machte einen tiefen Zug.
Cole hatte es gehasst, wenn sie geraucht hatte, obwohl sie immer nur dann zur Zigarette griff, wenn sie aufgewühlt war, und es sich eigentlich abgewöhnen wollte. So viel zu meinen guten Vorsätzen, dachte sie. Aber es waren ohnehin nicht mehr viele Zigaretten in der Packung, und sie war merkwürdig sicher, dass das Letzte, was sie in dieser Stadt finden würde, ein Päckchen Virginia Slims sein würde.
Christopher betrat sein Büro, das angenehm kühl war, und sein Blick glitt zu dem schlecht gelaunten Cowboy hinüber, der auf einer Pritsche hockte und an seinem Ehering spielte. Geschieht ihm recht, dachte er, und schloss die Tür mit Nachdruck. Der junge Rancher sprang auf, so hastig, dass er fast das Gestell umwarf, und klammerte sich an den Gitterstäben fest.
»Haben Sie sie gesehen, Marshal ?« Er nahm seinen Hut ab. »Haben Sie mit Millie gesprochen?«
Chris betrachtete ihn einen Moment lang, registrierte den Eifer und das echte Bedauern des jungen Mannes. »Sie macht sich mehr Sorgen um Ihre Sicherheit als um sonst was.«
»Hat sie das gesagt?«
Chris warf Noble die Schlüssel zu. »Lass ihn raus«, befahl er, dann trat er hinter seinen Schreibtisch, nahm einen Revolvergurt aus dem Wandregal und wandte sich wieder dem jungen Rancher zu. »Reden Sie das nächste Mal mit ihr, statt in den nächstbesten Saloon zu stürmen und dort das Mobiliar zu zertrümmern!«
»Ja, Sir.« Boyd fing seinen Revolvergurt auf und schnallte ihn um, dann wartete er darauf, dass der Marshal ihm erlaubte zu gehen. Chris nickte und deutete mit dem Kopf zum Fenster. Boyd blickte nach draußen, und sein Gesicht erhellte sich, als er die junge Frau entdeckte, die wartend auf einem Wagen saß. Doch als er sich den Hut auf den Kopf stülpte, zögerte er.
Langsam ging er zur Tür, zog sie hinter sich zu. Chris beobachtete die Reid en, sah, wie ihre Blicke sich trafen. Er sagte etwas, und sie nickte. Boyd kletterte eilig auf den Wagen, nahm die Zügel und sah dann seine Frau mit einer solchen Bewunderung an, wie sie nur ein Mann empfand, der bis über Reid e Ohren verhebt war. Sie berührte seine Wange, Tränen in den Augen, und Chris war sicher, dass sie ihm versicherte, wie sehr sie ihn li ebte. Denn der junge Mann lächelte plötzlich strahlend und zog sie in seine Arme. Sie küssten sich ganz ungeniert und lösten sich erst wieder voneinander, als ein Passant vorbeiging.
Erst als nur noch eine Staubwolke von den Reid en zu sehen war, fiel Chris auf, dass er sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
»Du hättest ihn ruhig noch heute Nacht schmoren lassen können«, meinte Noble und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, der dem des Marshals gegenüberstand. Er machte eine Handbewegung aus dem Gelenk, und schon hingen die Schlüssel am Nagel in der Wand.
»Er ist nun mal verliebt und fühlte sich verletzt, weil sie in ihrem Zorn auf ihn gesagt hat, dass er nicht mehr nach Hause zu kommen braucht, das war alles.«
»Für jemanden, der weder das eine noch das andere hat, weißt du verdammt gut über Ehefrauen und Kinder Bescheid!«
Chris verengte die Augen. »Und was willst du mir damit
sagen?«
»Dass ich niemals Willow oder Red Elk oder Little River geheiratet hätte, wenn ich immer in dieser Stadt geblieben wäre.«
»Darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass du deine Ehefrauen nur kennen gelernt hast, weil ihre diversen Väter dich gefangen genommen hatten«, erwiderte Chris. »Und dass du sie alle drei überlebt hast.« Was bedeutete, dass der hünenhafte Mann genauso allein wie sein Boss war.
Doch Noble lachte nur. »Wenigstens sind sie mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben!«
Chris schüttelte den Kopf, doch sein Mund verzog sich zu einem seltenen Lächeln. Noble war nicht der Typ, bei dem Gefühle lange anhielten - sei es Rache, Liebe oder Kummer. Er lebte einfach weiter. Wahrscheinlich lag es daran, dass Noble ganz allein in den Bergen von Utah gelebt hatte, als er ein Kind gewesen war; in einer solchen Situation brachten Gefühle
Weitere Kostenlose Bücher