Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Gurken und Zucchini nach Deutschland exportiert, und zweitens kann man einen Salat nicht in der Fritteuse zubereiten.
Moment, vielleicht sollte ich sagen, man sollte einen Salat nicht in der Fritteuse zubereiten. Es gibt ganz sicher irgendwelche Strandkneipen an den niederländischen Gestaden der Nordsee, wo das passiert.
Wir verbrachten unseren Sommerurlaub 2008 wieder in Noordkapelle, und ich ernährte mich hauptsächlich aus der Fritteuse. Auch das Grimbergen wusste mich wieder zu überzeugen.
Nach dem Urlaub hatte ich drei Openairs. Schöne Konzerte, schöne Abende mit meinen Freunden, die ich sommerferienbedingt lange nicht mehr gesehen hatte.
Und dann ging es auf Lesereise. Mein Krimi sollte auf der Buchmesse in Frankfurt vorgestellt werden, und da hieß es vorher noch ordentlich die Werbetrommel zu rühren.
Es war ein Campingkrimi. Wenn man so über den Campingplatz stolziert, dann bemerkt man, dass vor fast jedem Wohnwagen ein Campingtisch steht. Und auf diesem Campingtisch liegt immer ein Buch. Dieses Buch ist mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ein Krimi. Anscheinend macht es gewaltigen Spaß, im Campingurlaub Mörder zu jagen.
Also hatte ich mich unter Zuhilfenahme von einer Flasche Rotwein gefragt: Was wäre denn wohl der perfideste Mord, der auf so einem Campingplatz stattfinden könnte?
Am Fuße dieser Flasche Rotwein war ich zu der Erkenntnis gelangt, wenn der Kantinenwirt kopfüber in der Porta-Potti-Entsorgungsstation ertrunken aufgefunden wird – und es sieht nicht nach Selbstmord aus –, das wäre schon mal ein schöner Anfang. Und was soll ich Ihnen sagen. Genauso fängt das Buch an.
So ein Krimi muss natürlich spannend sein, das ist das Wesensmerkmal einer jeden Detektivgeschichte, aber ich verfolgte auch noch ein anderes Ziel. Die letzten Krimis, die ich gelesen hatte, waren alle so düster, die Gesellschaft war so marode und die Welt so nahe am Abgrund, wenn ich das Buch zugeklappt hatte, musste ich automatisch denken: Wenn ich jetzt einen Revolver zur Hand hätte, könnte ich mir auch noch kurz in die Schläfe schießen. Es sollte also ein Krimi werden, bei dem man zumindest noch schmunzeln konnte. Und er sollte auch nicht vorrangig sozialkritisch sein – dafür gibt’s ja den »Tatort«.
Und dann die Lesereise. Dreißig Tage in sechsundzwanzig verschiedenen Städten, in Malente und Menden, in Chemnitz und Crimmitschau, in Essen und Erkelenz. Ich hatte gehofft, dass das Publikum ein bisschen schmunzeln würde, aber die Leute lachten laut bei unseren Lesungen. »Unsere Lesungen« ist der richtige Ausdruck, denn ich war unterwegs mit Olivier. Olivier ist Schweizer. Er fährt das Auto, und er kennt die Buchhändler. Olivier ist ein großer Freund guter Weine, und er ist in der Lage, besondere Sätze zu sagen. Wir saßen in Gescher im Münsterland vor einem Gasthaus auf der Terrasse, als Olivier feststellte: »Gescher sieht ein bisschen so aus, als wäre es aus einer Modelleisenbahn ausgeschnitten.«
Wir hatten eine schöne Zeit. Wir hatten nette Zuhörer, wir hatten schöne Abende, gute Restaurants, tolle Hotelbars, schöne Frühstücksbuffets und zu wenig Zeit für Sport.
Die Buchmesse in Frankfurt stand vor der Tür, das wahre Paradies für Bücherjunkies und die Dealer, die diese Junkies mit Stoff versorgen. Es war ein Fest für mich. Ich lernte Menschen kennen, die ich nur vom Foto auf dem Einband ihrer Bücher kannte. Ich nenne seit dieser Buchmesse ein Exemplar von Die Säulen der Erde mein Eigen, das der Autor mit folgenden Worten signiert hat: To my collegue Bernd, yours Ken Follett !
Der großartige Ken Follett, dieser Mann, der mir Tage und Wochen intensivsten Leseerlebnisses geschenkt hatte, der schrieb in mein Exemplar von Die Säulen der Erde: »Für meinen Kollegen«!
War das eine geile Buchmesse! Ich traf nette Kollegen am Stand. Wir hatten wieder schöne Abende, gute Restaurants, super Vino, tolle Hotelbars, schöne Frühstücksbuffets und natürlich viel zu wenig Zeit für Sport.
Am Montagmorgen fuhr Olivier mich nach Hause. Die Lesereise war zu Ende, die Messe war zu Ende, der Kalender war leer. Ich war leer. Ziemlich zufrieden und ziemlich kaputt. Eher mehr kaputt als zufrieden.
Niemand war zu Hause. Wahrscheinlich war Anne wieder mit dem Mama-Taxi unterwegs. Ich stellte den Koffer in die Ecke und ging ins Bad, erst mal eine Dusche. Dann stieg ich instinktiv auf die Waage, und mich traf fast der Schlag. Die Digitalanzeige meiner Personenwaage zeigte
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