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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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maximale Herzfrequenz?
    Kein Problem, da gibt es wieder eine Faustregel: zweihundertzwanzig minus Lebensalter.
    Ich musste gar nicht lange rechnen, im Internet habe ich eine Seite gefunden, da gebe ich mein Alter ein, mein Geschlecht, und dann rechnet mir eine lustige Maschine meine aerobe Zone aus, das Ergebnis ist: Puls 121 bis 137 .
    Die anaerobe Schwellenzone liegt laut Internet übrigens zwischen Puls 138 und 154 , und das ist mir im Moment noch ziemlich egal. Wenn ich mir meine Adrenalin 6 schief gelaufen habe, wenn mir eines Tages die Pulsuhr um mein erschlanktes linkes Handgelenk schlabbert, ja dann werde ich noch mal nachlesen, was ich hier über die anaerobe Zone geschrieben habe.
    So einfach geht das. Es ist schon praktisch, wenn man sich mit wissenschaftlicher Recherche auskennt.
    Na ja, »wissenschaftlich« ist wohl nicht der richtige Begriff. Da wird mehr »Pi mal Daumen« gerechnet. Warum die Rechnung »über den Daumen« zu einer »Faustformel« führt, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Willi hatte mir gar nichts von Laktat und aerober Zone erzählt. Er hatte nur gesagt, zwischen hundertdreißig und hundertvierzig. Das ist halt Willi, der Laufpapst. Und dem Papst muss man schließlich einfach glauben.
     
     

Und so weiter und so weiter …
     
     
     
     
    Jetzt habe ich von einer Menge Erfolge berichtet. Ich habe nicht mal ein Jahr gebraucht, um fünfundvierzig Minuten am Stück zu laufen, es waren nur fünf Monate. Das ist eine Leistung, mit dreiundvierzig Jahren. Zwanzig Jahre früher hätte ich das bestimmt nicht hinbekommen. Schon ein Grund, stolz zu sein, und ich war stolz.
    Anne und ich waren noch in diesem Urlaub mit Lothar seine Lieblingsstrecke gelaufen. Von der Fischbude am Strandparkplatz in den Eichenwald, dann bis nach Domburg, am Wasserturm vorbei und auf den mit Muschelkalk bestreuten Wegen durch die Dünen wieder zurück. Auch das haben wir geschafft.
    Aber ich will die Misserfolge nicht verschweigen.
    Mein linkes Knie zollte der Kombination aus meinem sportlichen Ehrgeiz und meinem Gewicht Tribut. Ich ging zu meinem Lieblingsarzt Oliver Tobolski. Oliver ist Sportmediziner und Chirurg. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich mir Sätze würde anhören müssen wie: »Bei deinem Gewicht solltest du lieber Fahrrad fahren oder schwimmen. Das schont die Gelenke.«
    Oliver fragte: »Was macht dir am meisten Spaß?«
    Ich antwortete: »Laufen.«
    Und er erwiderte: »Dann lauf! Wir machen es so. Du läufst, und ich sorge dafür, dass die Gelenke halten.«
    Er hat mir Hyaluronsäure ins Knie gespritzt und mich gewarnt: »Diese Therapie hilft nicht bei jedem.«
    Bei mir half sie.
    Im Jahr darauf hatte ich große Probleme mit dem Rücken. Meine Bandscheiben wollten einfach nicht mehr in der Wirbelsäule bleiben.
    Es gibt nämlich zwei Muskeln, die der zivilisierte deutsche Couch-Potatoe-Chips-Vernichter kaum benutzt. Das ist zum einen der Jochbeinmuskel, der wird normalerweise dazu benutzt, die Mundwinkel hochzuziehen. Die Mundwinkel lässt der Deutsche aber eher talwärts hängen, also braucht er den Jochbeinmuskel nicht. Der andere arbeitslose Muskel ist der »innenliegende Rückenstreckmuskel«.
    Wofür sollten wir den brauchen? Der gestreckte Rücken ist ganz sicher nicht unsere bevorzugte Haltung. Vorm Fernseher, am Schreibtisch, am Tresen, da sinkt der Oberkörper doch eher ein bisschen in sich zusammen. Der »innenliegende Rückenstreckmuskel« ist aber der Geselle, der die Wirbelsäule stützt. Und wenn dem zu schnell die Puste ausgeht, dann fliegen die Knorpel aus der Wirbelsäule wie die Centstücke aus einem Glücksspielautomaten.
    Oliver empfahl mir das Kieser Training, um meine brachliegende Muskulatur zu beschäftigen. Ich machte eine Probestunde aus, und der Trainer in diesem Studio zeigte mir erst mal seine Maschinen. F 3 ist ein Metallgebilde mit Sitz für den Hintern, Lehne für den Rücken, Rollen für die Beine und Gewichten, die der malträtierte Rücken drücken soll.
    Dabei werden zuerst mal die Beine fixiert, damit man die Kraft nicht aus den unteren Extremitäten holt. Nur mit dem bereits bekannten »innenliegenden Rückenstreckmuskel« soll die Rückenlehne nach hinten gedrückt werden. Vier Sekunden nach hinten drücken, zwei Sekunden verharren, vier Sekunden zurück. Diese Bewegung sollte ich neunmal machen, macht neunzig Sekunden. Sollte ich mehr schaffen, könnte ich das Gewicht erhöhen. Sollte ich keine Minute schaffen, müsste das Gewicht reduziert

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