Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
und du weißt, wie das ist mit Männern und Gebrauchsanleitungen.«
»O.k., ich kaufe das Buch, ich lese es durch, und dann erklär ich es dir.«
Vielleicht gibt es den einen oder anderen Mann, der denkt, jetzt wird sie aber unverschämt. Halt! Nein! Ich dachte in diesem Moment nur: Danke!
Wir sind jetzt fast zwanzig Jahre verheiratet, und das hat Gründe. Ich kann mich noch gut an eine Situation erinnern, als ich mal mit dem Elektriker vor der Spülmaschine kniete. Es war eine Spülmaschine ohne Bedientasten außen. Und diese Maschine war einfach nicht in Gang zu bringen. An der Innenseite der Klappe rechts befanden sich Knöpfe für die verschiedenen Programme: »halb leer«, »ganz dreckig«, »halb dreckig«, »Eco« und »Dish-Booster«. Aber keiner dieser Knöpfe sah sich in der Lage, die neue Spülmaschine anzuwerfen.
Anne trat zu uns, kramte aus dem Verpackungsmaterial die Gebrauchsanweisung hervor, drückte an der Innenseite der Klappe links den »On«-Knopf, und das Mistding funktionierte.
Das war der Tag, an dem ich beschloss, den erlernten Technikfähigkeiten meiner Frau manchmal mehr zu vertrauen als meinem in Jahrmillionen geschärften männ-lichen Instinkt.
Es ist nun mal so. Männer lesen keine Gebrauchsanleitungen. Das hat vermutlich mit der Evolution zu tun. Männer versuchen seit Anbeginn der Menschheit, alleine herauszufinden, wie was funktioniert. Deshalb fragen Männer auch nie nach dem Weg. Haben Sie Humphrey Bogart schon mal nach dem Weg fragen sehen? Oder John Wayne: »Hey Mister, ich bin auf dem Weg nach Dodge City, jemanden erschießen. Muss ich bei der der nächsten Kaktee nach links reiten oder nach rechts?«
Also, ich würde auch nicht fragen. Außerdem müsste ich sowieso schon lange niemanden mehr nach dem Weg fragen. Ich habe GPS im Auto. Anne hat die Gebrauchsanleitung gelesen und mir erklärt, wie es funktioniert. Das würde sie jetzt liebenswürdigerweise auch mit »Schlank im Schlaf« tun, aber das würde etwas dauern. Daher schob ich nach:
»Aber ich brauche ein Sofortprogramm; bis du das Buch gelesen hast.«
»Gut, was ich dir sofort sagen kann, ist: Abends keine Kohlehydrate. Also keine Kartoffeln, keine Nudeln, kein Brot und kein Reis.«
Ich suchte nach Auswegen: »Abends, das ist ja ein weites Feld. In Portugal, Spanien und Italien wird besonders in den Sommermonaten die Hauptmahlzeit erst am späten Abend gegessen, mitunter ist das ein Menü aus drei Gängen. Auch Muslime dürfen beim Ramadan am Tag nichts essen, sondern erst, wenn die Sonne untergegangen ist …«
»Vergiss es! Um 17 : 00 Uhr ist Schicht mit den Kohlehydraten.«
Das waren keine schönen Aussichten. Der Besuch bei Graciano, mit der ganzen Familie, abends, das ist doch eins unserer Lieblingsrituale. Es beginnt mit diesen kleinen Brötchen, die serviert Graciano mit selbst gemachter Kräuterbutter und mit einem Kräuterquark, der in der ganzen Stadt seinesgleichen sucht. Dann gibt es immer Focaccia, ein ligurisches Weißbrot mit Olivenöl, Oregano und einem Hauch Tomate. Manchmal gibt es auch Bruschetta, ein bisschen angetoastet, mit Zwiebeln, Gurken, Tomaten und Mozzarella, ein Gedicht. Und damit sind wir noch nicht einmal bei den »Primi Piatti«, den Zwischengerichten.
In unserer Familie ist Edda der Pasta-Fan. Spaghetti bolognese, Lasagne al forno, was auch immer. Gracianos selbst gemachte Ravioli, gefüllt mit Ricotta und Spinat, sind eine Offenbarung. Es sei denn, man hat jemals die Pizza probiert mit Rucola und Prosciutto di Parma, dieser dünne Boden und der knusprige Rand …
Und dann diese wunderbaren Dialoge: »Willesse du die Pizza inne die sechs oder die acht Stücke gesneide?«
»Bitte in sechs Stücke. Ich bin auf Diät.«
Herrlich!
Ein Abend bei Graciano, das ist eine Kohlehydrateschlacht. Nach einem Abend bei Graciano läuft meine Insulinproduktion auf Hochtouren. Nach einem Abend bei meinem Lieblings-Italiener produziert mein Körper mehr Insulin als der Körper von Victoria Beckham in dreißig Jahren. Nach einem Abend bei Graciano fühlen sich meine Fettzellen so sicher wie ein Big Mac auf einem Vegetarier-Treffen – kein Mensch würde sie anrühren.
Wenn ich Anne aber richtig verstanden hatte, dann war in Zukunft alles verboten, was vor dem Grappa für den Papa serviert wird.
Anne korrigierte mich sofort: »Nicht nur das, was vor dem Grappa serviert wird, auch der Grappa selbst.«
Schon wieder ein Haken. Ich hatte es geahnt. »Schlank im Schlaf« klang ja auch zu
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