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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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Ahmed ist total in dich verknallt! Lass ihn noch ein bisschen zappeln!« Und: »Justin, Nele ist viel zu cool für dich! Du kannst ihr nicht das Wasser reichen!« Fehlte eigentlich nur noch: »Kevin-Prince! Beverly ist total heiß auf dich!«
    Ich denke mal, in irgendeinem Callcenter in Addis Abeba oder Agadir sitzen irgendwelche Psychologen mit VHS -Diplom und lachen sich schlapp, während sie auf diese Art und Weise fünfzehnjährigen Mädels und Jungs für neunundsiebzig Cent unglaublich schöne Illusionen rauben.
    Mein Crosstrainer hat eine Trinkflaschenhalterung, aber keinen Kotztütenständer, also schaltete ich den Fernseher einfach wieder aus und hörte Musik. Mein Tipp: »Ein Kuss im Kornfeld«, der Soundtrack von »Bauer sucht Frau«.
    Es funktionierte. Auf dem Crosstrainer vollführten die Füße elliptische Bewegungen, ich musste nicht auftreten, und es tat nicht weh. Ich lief!
    Gut, der CD -Spieler liefert andere Musik als VIVA . Als Erstes kam Nana Mouskouri mit »Guten Morgen, Sonnenschein!«. Ich sang laut mit bei Tony Christies »Amarillo«. Was ist das für eine bekloppte Geschichte bei den Herman’s Hermits? Nur weil seine große Liebe die Biege gemacht hat, liefert der Milchmann nicht mehr, das ist doch Blödsinn! »No Milk Today«!
    Als die Band mit den vier »Y« anfing, zeigte das Display » 1 , 00 h«. Ich war tatsächlich eine ganze Stunde auf dem Crosstrainer, und ich verließ ihn auch nicht, bevor Lynyrd Skynyrd ihr »Sweet Home Alabama« zu Ende gesungen hatten.
    Ich war nass geschwitzt, als Spitzenwert hatte ich einen Puls von 155 . Das lag wahrscheinlich an »Clout«, das war eine Mädchen-Band, damals, als ich noch jung war. Sie hatten zwei Riesenhits: »Substitute« und »Save me«. Beide Singles steckten in meinem grünen Single-Ordner in Schlangenlederoptik, und in die Schlagzeugerin war ich damals ziemlich verliebt. Heute ist sie wahrscheinlich auch so um die fünfzig und schon zweifache Oma. Mag sein, aber wenn ich »Substitute« höre, da kriege ich immer noch einen Puls von 155 ! Wie damals.
    Das Digitaldisplay meines Crosstrainers fasste mein Trainingsprogramm zusammen: Trainingszeit: 1 , 02 h. Gelaufene Strecke: 8 , 8 km. Maximalpuls: 155 . Verbrauchte Energie: 780 kcal.
    Gute Leistung. Ich schmunzelte. Verdammt lange her, dass ich in meinem Schlafzimmer so viele Kalorien verbrannt hatte!
     
     

Helden bergen in Heldenbergen
     
     
     
     
    Als mein Fuß endlich so weit belastbar war, dass ich wieder am Rhein entlangtraben konnte, hing kein Blatt mehr an den Bäumen. Den goldenen Oktober und ein paar schöne Sonnentage im November hatte es schon dahingerafft, während ich als Teilzeitinvalide dem Joggen nicht frönen konnte.
    Trotzdem hielt ich mich an meine Vorgabe, dreimal in der Woche den Leibesübungen zu huldigen. Ich fuhr Fahrrad, stand in Fitnessstudios auf Ergometern und Crosstrainern. Ich entdeckte meine Liebe für das Rudergerät, ging ins Hallenbad oder zum Kieser Training.
    Mein Auftritt in Nidderau fand an einem Freitag statt. Das heißt, Nidderau ist nicht genau der richtige Ort, es war die Kultur- und Sporthalle Heldenbergen, aber ich dachte mir, wer kennt schon Heldenbergen, dann nenne ich lieber die Stadt, also Nidderau.
    Ach, Nidderau kennen Sie auch nicht! Wo das liegt? Das ist relativ einfach: Nidderau liegt zwischen Florstadt und Hammersbach, also fünfzehn Kilometer nördlich von Hanau.
    Gegenüber der Kulturhalle erspähte mein geübtes Sportlerauge sofort ein Fitnessstudio. Ich fragte die sportliche junge Frau am Empfang, wann das Studio am Samstag öffnete.
    »Um 13 : 00 Uhr.«
    Wenn ich pünktlich auf der Matte stehen würde, säße ich um 15 : 00 Uhr frisch geduscht im Auto und wäre um 17 : 00 Uhr pünktlich zum Soundcheck in Bad Kreuznach. Passt!
    Siebenhundert fröhlich klatschende Hessen versüßten mir den Abend in Nidderau, und damit es nicht zu süß wurde, tranken wir noch »Stöffche« nach dem Auftritt, also Ebbelwoi. Der Kellner brachte tatsächlich zwei Bembel, wie im »Blauen Bock«, die passenden Gläser nennt man Gerippte, weil sie halt gerippt sind. Also, ich könnte mich daran gewöhnen.
    Als morgens um halb neun der Wecker klingelte, war ich ebbelwoibedingt ziemlich froh, dass das Fitnessstudio erst um eins öffnete. Ich stellte den Wecker auf halb zehn und drehte mich noch einmal um. Die freundliche Kellnerin im Hotel »Ritter« brachte mir um zehn den Frühstückskaffee, und nun konnte ich den Tag ganz in Ruhe beginnen.
    Ich

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