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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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Kreuzchen. Auf einem Bein kann man schließlich nicht stehen. Natürlich wurde kein Tag mit dem Marker eingefärbt. An Sport war wirklich nicht zu denken. Ich malte kleine Sternchen an die beiden Kringel-Tage. Unten auf der Seite wurden die Sternchen erklärt. Da stand schlicht »Rom«, damit ich Monate später, wenn ich mal in meiner Agenda blättern würde, nicht allzu hart mit mir ins Gericht ging.
    Es waren wunderbare Tage in Rom, auch wenn ich ein bisschen gehandicapt war. Man kann mit lädiertem Schienbein und knatschblauem großen Zeh die Fußgängerzonen wirklich nur eingeschränkt durchstreifen.
    Ja, Shoppen war nur in begrenztem Ausmaß möglich, aber ansonsten klappte alles ganz prima.
     
     

Sport ohne Laufen
     
     
     
     
    Wir waren schon wieder ein paar Tage zu Hause, aber meine unteren Extremitäten verrichteten immer noch nicht klaglos ihren Dienst. Ich streute mal wieder einen Besuch bei meinem Lieblingsarzt Oliver Tobolski ein. »Wie sieht es aus? Darf ich mit diesem Zeh laufen?«
    Oliver steckte meine Beine in einen Kernspintomografen und sagte: »Du darfst natürlich laufen, nur nicht zwischen zweiundwanzig Uhr abends und sieben Uhr morgens. Dann könnten deine Schmerzensschreie als ruhestörender Lärm interpretiert werden. Also, jetzt mal im Ernst: Laufen fällt im Moment erst mal aus. Du kannst Fahrrad fahren, du kannst schwimmen, aber laufen geht definitiv nicht.«
    »Crosstrainer?«, fragte ich, und Oliver sagte nur: »Hm. Probier’s aus.«
    Das habe ich getan. Acht Tage nach meiner Mark-Spitz-Imitation stand ich auf dem Crosstrainer in unserem Schlafzimmer.
    Irgendwann kam ich sogar auf die Idee, dass es noch lustiger wäre, Shakira zuzusehen, wie sie sich rekelt, anstatt nur ihrer bezaubernden Stimme zu lauschen. Man kann ja auch den Fernseher anschalten, da hatte ich ja im Fitnessstudio tolle Erfahrungen gemacht. Und wenn man Musik und Fernsehen kombinieren will, dann landet man schnell bei VIVA oder Jamba! TV .
    Früher, in den Achtzigern, als die heutigen VIVA - VJ s noch ein kurzes Funkeln im Auge ihres Vaters waren, da liefen Musikvideos fast ausschließlich bei »Formel Eins«. Viele der Clips waren kleine filmische Meisterwerke, zum Beispiel »November Rain« von Guns N’ Roses, Tom Pettys »Mary Jane’s Last Dance« mit Kim Basinger oder »Into the Great Wide Open« mit dem jungen, unverbrauchten Johnny Depp. Und natürlich Michael Jacksons »Thriller«. Auch heute gibt es noch gute Musikvideos, aber in der Regel sind sie so belanglos wie die Musik: Meist zeigen sie irgendwelche Rap-Clowns in abgrundtief hässlichen Turnschuhen und zugegebenermaßen nicht ganz so hässliche halb nackte Damen in Pumps.
    Das ist sicher alles Geschmackssache. Mittlerweile sind Musikvideos aber nur noch dann richtig cool, wenn rund um das Bild noch Balken und Säulen eingeblendet werden mit Sänger, Titel, Telefonnummern und irgendwelchen Sonderaktionen.
    Dann kommt die Werbung: »Hey, cooles Girl, hey, cooler Möchtegern-Rapper mit der Hose in den Kniekehlen! Es gibt mittlerweile vierhundert verschiedene Klingeltöne pro Woche, es gibt jede Menge Bilder, die euch anzeigen, wann euer Akku leer ist. Und es gibt jede Menge Tophits zum Runterladen. Und wenn ihr diese ganzen Sachen bestellt habt, dann kommt Peter Zwegat, und dann muss euer Papa sein Auto verkaufen, damit er den ganzen Mist bezahlen kann!«
    Nein, das will ich jetzt gar nicht kritisieren. Ein Klingelton oder eine neue Grafik fürs Handy, das ist immerhin noch eine Leistung, und Leistung muss ja auch bezahlt werden.
    Aber ich stand auf dem Crosstrainer, und unten unter den Musikvideos lief eine Endlos-Schriftzeile, die mich fragte, ob ich wissen wollte, wie es mit mir und meinem »Schwarm« klappt. Schwarm?! Ich dachte, das ist ein Begriff, der mit den Prilblumen ausgestorben ist. Jetzt kam der Hammer. Da stand: »Schick einfach deinen Namen und den von dem anderen Pisa-Opfer an 0199 weiß der Geier, und du erhältst sofort die Antwort.«
    Mein Puls lag bei hundertachtunddreißig. Das war die erwünschte Frequenz, bei der man sich noch mit dem Joggingpartner unterhalten kann. Unterhalten ging aber nicht, denn ich stand ganz alleine auf dem Crosstrainer in unserem Schlafzimmer und malte mir aus, welcher Spezialist bei VIVA anhand von zwei Vornamen entscheiden kann, ob »ich und mein Schwarm« zusammenpassen.
    Ich las weiter die Endlos-Schriftzeile mit: »Beverly! Der Kevin-Prince spielt nur mit dir! Keine Chance.« Dann: »Jessica,

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