Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
erzählt, dass sie kurz vor dem Johannistag drei oder vier Kilo Spargel einfriert, der soll fast so schmecken wie der frische. Ich brauche das nicht. Ich habe in den letzten Wochen so viel Spargel gegessen, dass er mir aus den Ohren wieder herauskommt.
Natürlich bin ich auch ein bisschen traurig, wenn die Spargelzeit vorbei ist, aber man muss auch die positive Seite sehen. Es ist sehr angenehm, wenn es im Klo wieder normal riecht.
Im Sommer liebe ich Kohlrabi, im Herbst Schwarzwurzeln, im Winter sterbe ich für Grünkohl. Ich kann mittlerweile mit Fug und Recht in dreister Abwandlung eines bekannten Buchtitels von Heinz Strunk behaupten: Gemüse ist mein Pommes!
Na, Fünfzig-Prozent-Argument entkräftet? Für die ganz hartnäckigen Beilagenverfechter bleibt noch das letzte Argument:
Die Regel gilt für den Abend. Wenn es unbedingt mal Nudeln sein müssen, und solche Tage habe ich auch, dann esse ich sie mittags.
Das andere Fünfzig-Prozent-Argument ist: »Dreimal in der Woche Sport? Dafür habe ich keine Zeit.«
Tja, jetzt wird es argumentativ schwierig. Wenn ich hier behaupte, Zeit ist eine ziemlich subjektive Angelegenheit, dann wird jeder Naturwissenschaftler sagen: »Um Einsteins willen, was schreibt der Mann für einen Blödsinn! Zeit ist objektiv messbar, da bleibt überhaupt kein Raum für subjektive Empfindungen.«
Mag sein. Wenn jemand sagt, ich habe eine Stunde Zeit, dann ist das messbar. Wenn er aber sagt, ich habe keine Zeit, dann ist das ein sehr subjektives Gefühl, denn tatsächlich hat er vierundzwanzig Stunden pro Tag.
Ich glaube, es hat eher mit Lust zu tun. Und mit den verfügbaren Alternativen. Psychologen sprechen von »konkurrierenden Aktivitäten«, die uns von den eigentlich wichtigen Tätigkeiten abhalten. Beverly und Kevin-Prince haben uns doch nicht deshalb bei Pisa reingeritten, weil sie keine Zeit zum Lernen haben, sondern weil sie, anstatt mittags in die Schulbücher zu gucken, lieber shoppen, am Computer spielen oder auf der Jagd nach den neuesten Klingeltönen sind. Das macht einfach mehr Spaß. Und im fünften Lebensjahrzehnt ist das nicht anders: Steht man vor der Frage, Sport oder Sportschau, dann werden es sich die meisten wohl auf dem Sofa bequem machen. Bei der Wahl zwischen Sport und Darmspiegelung sieht die Sache vermutlich anders aus.
Wenn es also darum geht, die zur Verfügung stehenden vierundzwanzig Stunden sinnvoll einzuteilen, dann geht es darum, Prioritäten zu setzen. Eine Regel aus dem Zeitmanagement, die angeblich auf den General und späteren US -Präsidenten Eisenhower zurückgeht, besagt, man soll bei der Planung seiner Aktivitäten und Aufgaben immer zwischen Wichtigkeit und Dringlichkeit unterscheiden. Und dann soll man sich auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig sind, und sich von der »Tyrannei der Dringlichkeit« befreien. Vergessen Sie also die Dinge, die man unbedingt noch »dringend« erledigen müsste, bevor man laufen geht: Auto waschen, Rasen mähen und die Modelleisenbahn – all das kann warten. Und glauben Sie nicht, dass Sie im Fernsehen wirklich etwas verpassen.
»Ich habe keine Zeit.« Dieses Argument kann ich nicht entkräften. Ich kann nur die Karte mit dem Killer-Argument ziehen, und darauf steht: »Wenn du dir selbst die Zeit nicht nimmst, nimmt sie dir demnächst vielleicht dein Arzt!«
Uns passt nichts mehr
Jede Menge abzunehmen hat in erster Linie drei Konsequenzen: Mehr Platz, mehr Spaß – und weniger Geld. Ja, es gibt tatsächlich ein Argument gegen die erfolgreiche Gewichtsreduktion. Eine komplett neue Garderobe ist schweineteuer! Nachdem ich gute fünfundzwanzig Kilo abgenommen hatte, saß bei mir jede Hose wie Tristans Lieblingsjeans, in den Kniekehlen. Alles war mir zu groß. Ich sah aus, wie ein in die Jahre gekommenes, weißes Kid aus der Bronx. Wie Ralf Schmitz in der Garderobe von Rainer Hunold. Wie Marko Marin in Klamotten für Erwachsene.
Ich besaß einen ganzen Kleiderschrank voll schöner Klamotten, und mir passte nichts mehr. Selbst die Gummizüge in den Boxershorts weigerten sich, das Unterhosenbündchen so weit zusammenzuziehen, dass mir die Dinger nicht von der Hüfte rutschten.
Ich habe einige Lieblings-T-Shirts und Pullover, die ich auch »oversized« immer noch trage, aber den Großteil meiner Garderobe musste ich ersetzen.
Natürlich hatte ich schon gehört, dass ausgedehnte Shopping-Touren bei vielen Frauen zur Kompensation der Wechseljahre dienen, aber ich hatte
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