Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
dreißig Kilo.
Anne konnte mich mit weiblicher Diplomatie (»Du spinnst!«) davon abbringen, zum Markt zu fahren und die Pyramide zwecks Visualisierung nachzubauen. Stattdessen habe ich dann auch »Schlank im Schlaf« gelesen.
Es war wirklich beeindruckend. Ich bin zwar Dauercamper, aber entwicklungsgeschichtlich bin ich ein Nomade, und deshalb speichert mein Körper zu viel Fett. Ich habe verstanden, wie ich aus der Insulinfalle komme, und ich weiß mittlerweile, warum so viele Menschen mit diesem Prinzip sehr viel abgenommen haben, warum so viele Menschen damit viel zufriedener leben können als vorher, und trotzdem ist diese Ernährungsweise in der Praxis ziemlich kompliziert – gerade für berufstätige Männer.
Morgens beim Frühstück sollte man auf tierisches Eiweiß verzichten, also auf Wurst, Käse und Ei. Ich liebe frisch zubereitetes Rührei. Marmelade ist erlaubt. Das ist toll, aber ich persönlich finde Marmelade zum Frühstück so überflüssig wie Stühle in einem Stehcafé.
Mittags steht dann abwechslungsreiche Mischkost auf dem Plan. Dafür bietet das Buch tolle Rezepte, wie man sich ein schmackhaftes Mittagessen zubereitet, aber ich sitze mittags im Auto. Die Kiste verfügt zwar über einen Tempomat mit Abstandsautomatik, über eine tolle Stereoanlage und ein festplattengestütztes Navigations-system, aber unverständlicherweise hat der Automobil-hersteller auf die Installation einer Küchenzeile verzichtet. Beim nächsten Wagen werde ich darauf achten. Wieder so ein Männerproblem.
Abends soll ich eine Sporteinheit einlegen und danach möglichst früh ins Bett gehen. Hm, das ist schwierig. 17 : 00 Uhr: Soundcheck, danach Abendessen, 20 : 00 Uhr: Showtime, 21 : 00 Uhr: Pause. Ich denke, das Publikum wäre schon ein bisschen irritiert, wenn ich mich dann verabschieden würde, um der Melatoninauschüttung in meinem Körper eine Chance zu geben.
Ich esse morgens viele gesunde Kohlehydrate, Vollkornbrot und Körnerbrötchen, abends verzichte ich auf die vier schlimmsten Kohlehydratcontainer, also Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis, und ich bewege mich regelmäßig. Ich habe also beim Lesen von »Schlank im Schlaf« viel gelernt, aber wissenschaftlich korrekt ist meine Ernährungsweise deshalb trotzdem nicht. Korrekt nicht, aber einfach, und was soll ich sagen? Es wirkt.
Anne und Annika
Anne hatte mit der gesunden Mischkost am Mittag natürlich kein Problem, und bei ihr purzelten mittlerweile auch die Pfunde. Sie ging jetzt regelmäßig zum Personal Training, und jedes Mal kam sie fröhlich und zufrieden nach Hause, konnte sich am nächsten Morgen nicht mehr bewegen und fand das großartig.
Das wunderte mich manchmal, wenn sie schilderte, wie ihr letztes Training ausgesehen hatte. Liegestütze mit den Füßen auf dem Gymnastikball, Kniebeugen auf dem Wackelkissen, Crunches auf der Bauchmaschine, Training der tief liegenden Muskulatur und Hinterteilmodellierung auf dem Waver, das ist ein Gerät, auf dem man Beinbewegungen macht wie beim Schlittschuhlaufen – ganz ohne Eis.
Sie erzählte so begeistert, und sie sah so klasse aus, dass ich wirklich froh war, dass ihr Personal Trainer Annika hieß und nicht Andreas. Trotzdem war ich auch ein bisschen eifersüchtig. »Kannst du Annika mal fragen, ob sie noch einen Termin frei hat? Ich möchte das mit dem Personal Training auch mal ausprobieren.«
Annika stellte mir ihren Kollegen Prentice vor. Prentice ist ehemaliger Basketballer, er hat einen Körperbau wie ein Zehnkämpfer, einen Körperfettanteil im negativen Bereich und die natürliche Autorität eines Felix Magath.
Ich hatte schon mal gehört, dass manche Leute Geld ausgeben, um sich quälen lassen, aber das passiert normalerweise in einer ganz anderen Art von Studio. Prentice quält auf sehr subtile Art.
Ich liege auf einer Gymnastikmatte und verdrehe meine Gliedmaßen, trainiere Ausfallschritte mit der Langhantelstange und verhaue eine arme Stützsäule mit dem Medizinball.
Prentice hält in jeder Hand ein zusammengerolltes Handtuch fest, ich ergreife dann die anderen Enden, wobei sich die Handtücher kreuzen. Dann muss ich die Dinger in Schulterhöhe mit gestreckten Armen zur Seite ziehen … Normalerweise kein Problem, aber der Kerl hat verdammt noch mal (noch!) mehr Kraft als ich.
Das Training dauert fünfzig Minuten, und danach ist wieder bewiesen, dass moderne Sportfunktionskleidung die Feuchtigkeit vom Körper weg nach außen transportiert. Ich liege in
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