Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
blitzten.
»Wieso?«
»Weil eine junge Frau wie Sie einen Ort braucht, den sie aufsuchen kann, wenn sie irgendwann genug von dieser Lebensweise hat.« Er deutete auf das umgebende Elend.
»Eine Familie, bei der man neue Kräfte sammeln kann. Ihre Freundin Lily hat diese Möglichkeit wahrscheinlich nicht.« Er hatte einen freiliegenden Nerv getroffen.
»Ich werde nicht nach Hause zurücklaufen, ganz gleich, was geschieht!«, kreischte sie in nackter Wut.
»Das hier ist mein Leben! Ich will nicht mehr zurück. Niemals! Außerdem würden sie mich nicht mehr haben wollen.« Er hätte mit ihr streiten können, doch er verspürte keine Lust dazu. Außerdem kehrte Lily in diesem Augenblick mit einem bärtigen Mann zurück, der einen alten Aran-Pullover und einen grünen Klapphut trug.
»Ich bin Pete Wardle«, stellte sich der Neuankömmling vor.
»Sie sind von der Polizei, hat Lily erzählt?« Markby stellte sich ein weiteres Mal vor.
»Sie werden weiterziehen müssen, wissen Sie?«, sagte er.
»Wir tun niemandem weh.«
»Darüber lässt sich streiten. Die Landbesitzer sagen, Sie zerstören Hecken für Feuerholz, und Ihre Hunde verschrecken das Vieh. Ich sehe Müllhaufen, die Sie, wie ich vermute, liegen lassen wollen, wenn Sie weiterziehen, was die Landschaft verschandelt und eine Gefahr für die Tiere und Wanderer darstellt. Außerdem haben Sie ein beträchtliches Stück Weidefläche mit Ihrem Feuer vernichtet.«
»Das wird schon wieder zuwachsen, wenn wir erst weg sind.«
»Mit Unkraut, aber nicht mit Gras. An diesem Morgen«, fuhr Markby fort, bevor Pete ihn unterbrechen konnte,
»habe ich zwei Ihrer Leute in Bamford beim Betteln beobachtet. Ich bin gekommen, um Sie fair zu warnen. Ich werde das nicht dulden. Ich habe die beiden für heute in Ruhe ihre Straßenmusik machen lassen, doch wenn sie am Abend wieder hier im Lager sind, sagen Sie ihnen, dass ich jeden in Arrest nehmen und zur Anzeige bringen werde, der von Morgen an in der Stadt beim Betteln erwischt wird.«
»Wem schadet das schon?«, fauchte Anna.
»Ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen darüber zu diskutieren, sondern um Ihnen den Standpunkt des Gesetzes klarzumachen und Ihnen mitzuteilen, was ich zu unternehmen gedenke, Miss Harbin.«
»Hören Sie verdammt noch mal auf, mich so zu nennen!« Er ignorierte sie.
»Ich möchte, dass der gesamte Konvoi innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder unterwegs ist. Haben Sie mich verstanden? Guten Tag.« Er wandte sich ab, und sie starrten ihm wütend hinterher. Wenn sie tatsächlich weiterziehen, dachte er, dann nicht aus Furcht vor dem Gesetz, sondern weil Anna befürchtet, ich könnte ihrer Familie verraten, wo sie sich herumtreibt. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die anderen sich nach dem richten, was Anna Harbin will. Nachdem er schon hier draußen war, konnte er genauso gut einen Rundumschlag machen und auch noch die Felstons besuchen. Die Farm lag weniger als eine Meile entfernt, direkt hinter der Hügelkuppe, und ein Spaziergang über die Felder in der warmen Sonne würde sicherlich gut tun. Er kletterte über eine Zaunleiter und machte sich in Richtung der fernen Schornsteine auf den Weg. Er war an jenem Tag nicht der einzige Besucher auf Mott’s Farm. Ein Wagen stand im Hof, und aus einem Stall drangen Stimmen und das traurige Muhen einer Kuh, die sich allem Anschein nach unwohl fühlte. Markby streckte den Kopf durch die Tür und entdeckte beide Felstons und den örtlichen Tierarzt. Alle drei standen knöcheltief im schmutzigen Stroh um eine schwarz-weiße Kuh herum, die offensichtlich Beschwerden hatte.
»Ich hab mich schon gefragt, wann einer von euch Polizisten den Mut aufbringt, sich hier blicken zu lassen«, fauchte Lionel Felston anstelle einer Begrüßung.
»Sehen Sie das hier?« Auch Brian verzichtete auf einen Gruß und deutete auf die Kuh.
»Sie hat wahrscheinlich irgendeinen Dreck gefressen, den diese Hippies überall rumliegen lassen, und es hat sie fast umgebracht!«
»Sie wird wieder gesund«, sagte der Tierarzt, während er sich die Hände in einem Eimer Wasser wusch. Dann stand er auf, trocknete sich beide Hände ab und zog seine Jacke über.
»Aber behalten Sie das Tier für den Augenblick noch drinnen. Wenn sich bis morgen nichts gebessert hat, rufen Sie mich an. Hallo, Markby.« Alle traten hinaus in die Sonne.
»Sie sind ganz sicher, was den Grund für die Krankheit der Kuh betrifft?«, erkundigte sich Markby bei dem Tierarzt.
»So sicher, wie ich nur sein
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