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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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mit
    Ausnahme seiner Kriegsorden, dort an der Wand.«
    »Rein technisch gesprochen, schätze ich, dass er die ganzen Jahre über die Stadt bestohlen hat.« Markby wackelte versuchsweise an einem der Stühle.
    »Er würde das nicht so sehen. Er kümmert sich um die Halde.« Markby war in ein anderes Zimmer gegangen, und seine Stimme drang durch die offene Tür.
    »Hast du diesen ausgestopften Tierkopf gesehen? Ein grässliches Ding! Hmmm, das Bett ist ordentlich gemacht. Passt gar nicht zu dem alten Kerl. Eigenartig.«
    »Aber der Küchenherd ist aus, und das ist noch viel eigenartiger!«, rief sie zurück. Plötzlich drang von draußen lauter Krach herein, und Markby kam hastig in das Wohnzimmer zurück.
    »Hast du dir wehgetan?« Im gleichen Augenblick rief eine verstörte Stimme:
    »Ist dort jemand? Um Himmels willen, Chief Inspector, sind Sie das?« Markby und Meredith wechselten einen alarmierten Blick und stießen dann zusammen, als beide gleichzeitig zur Eingangstür rennen wollten. Draußen hockte Ian Jackson und rieb sich das Schienbein. Der Kurator des Bamford Museum sah aus, als wäre er einem Geist begegnet. Sein Haar hing wirr herab, und seine Augen starrten wild aus seinem vollkommen bleichen Gesicht.
    »Was ist denn, stimmt etwas nicht?«, fragte Markby in scharfem Tonfall.
    »Sie müssen sofort rüber zur Grabungsstelle kommen!«, sprudelte Jackson hervor und humpelte auf die beiden zu.
    »Es ist … es ist entsetzlich! Wir haben ihn gerade erst gefunden! Dan und ich haben die Plane zurückgerollt!« Doch Markby – dicht gefolgt von Meredith – hatte bereits die Hauptstraße überquert und eilte mit langen Schritten auf den Bamford Hill zu. Es sieht fast aus, dachte Meredith, wie eines dieser Gemälde aus dem neunzehnten Jahrhundert, auf dem ländliche Bestattungszeremonien festgehalten sind. Der Wind blies kräftig über das offene Land, über die Wehrmauer, die im Verlauf der Geschichte so viel gesehen hatte, und über die aufgewühlte Erde der Grabung. Das Vieh der Felstons, wieder zurück auf der Weide, stand da und beobachtete das Geschehen mit gelassenem, schwerfälligem Interesse. Die Menschen am Schauplatz der Handlung hatten sich ausnahmslos schweigend um das Grab des sächsischen Kriegers versammelt. Nicht einer be wegte sich. Erst als die Neuankömmlinge den Hang hinaufgestapft kamen, teilten sie sich und machten ihnen Platz. Dan Woollard kauerte am Kopf des Grabes, und seine breiten Hände hielten noch immer die Plane gepackt, die das Loch abgedeckt hatte. Er hob den Kopf und musterte Markby und Meredith mit abgespanntem Gesicht. Markby fluchte leise, etwas, das Meredith kaum jemals bei ihm erlebt hatte. Sie trat hinter ihm vor, um etwas sehen zu können. Der alte Krieger lag noch immer in seinem Grab, doch war er nicht länger allein. Einen wilden Augenblick lang hoffte Meredith, dass irgendein Witzbold die Vogelscheuche vom Hügel heruntergebracht und sie auf den ursprünglichen Grabbewohner gelegt hatte. Die Haltung war die gleiche: die gleichen steifen Glieder, ein Arm auf die Brust gelegt, die gleiche abgerissene Kleidung, das runde leere Gesicht und die Zähne. Im offenen Mund waren sie verrutscht und glitzerten in der Sonne des Spätnachmittags, als sei der Unterkiefer ausgerenkt, genau wie bei dem Skelett darunter. Doch es war nicht die Vogelscheuche, das wusste Meredith, und ein dumpfer, wütender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus. Es war Finny, fein säuberlich hineingelegt, ohne sei nen Hut, aber sonst genauso, wie er im Leben gewesen war.
    »Das ist abscheulich!«, hörte sie sich selbst mit leiser, kalter Stimme sagen. Eine Frau begann hysterisch zu schluchzen, und Meredith wandte den Kopf, um zu sehen, wer es war. Karen. Renee ging zu ihr, um sie zu trösten. Ursula stand ein wenig abseits, die Arme verschränkt, das Gesicht versteinert, wie die Heldin einer griechischen Tragödie, und ihr langes dunkles Haar flatterte im Wind. Markby kniete vor dem Grab nieder und fauchte:
    »Hat irgendjemand den Leichnam angerührt?« Schweigen ringsum, dann murmelte jeder verneinend oder schüttelte den Kopf. Woollard sagte rau:
    »Wir sind praktisch alle zugleich hier eingetroffen. Erst vor ein paar Minuten. Wir haben kurz darüber diskutiert, wie wir die verbleibende Zeit bei der Grabung am besten nutzen können. Wir dachten daran, das Skelett zur Konservierung zu geben. Ian und ich schlugen die Plane zurück, und da lag er. Der arme alte Teufel.« Jackson setzte den Bericht mit

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