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Wer anders liebt (German Edition)

Wer anders liebt (German Edition)

Titel: Wer anders liebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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sich gegenseitig ein?«
    »Kinder«, sagte Skarre.
    »Richtig.«
    »Ich stimme dir ja zu, jedenfalls ein Stück weit. Aber sie hätten ihn doch wieder rausgelassen. Nach einer Weile. Nach ein paar Stunden.«
    »Ja, hätten sie das wirklich?«
    »Natürlich. Sie können doch keinen Kumpel in einen Erdkeller einsperren und dann einfach schlafen gehen.«
    »Es steht ja nicht fest, dass sie schlafen«, sagte Sejer.
    Die beiden Männer wechselten einen Blick, beide schüttelten den Kopf. Sejer zog sein Telefon heraus und gab eine Nummer ein.
    »Was machst du?«
    »Ich rufe Alex Meyer an.«
    Nach einem kurzen Gespräch steckte er das Telefon wieder ein.
    »Sverre hat Schlafprobleme«, sagte er, »und Isak ist zum Bettnässer geworden.«
    49
     
    Mathilde Nohr stellte sich ans Fenster.
    Ihre Silhouette zeichnete sich scharf vor dem Licht draußen ab, sie legte Sverre die Hände besitzergreifend auf die Schultern. Um ihren Mund spielte ein Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte. Sie hatte Sejer nach dem Grund für diese Besprechung gefragt, seine Antwort hatte ihr gewaltige Angst eingejagt. Isak und sein Vater hatten sich gesetzt, der Vater war mager wie eine Zaunlatte, er hatte dunkle Haare und Augen, es sah so aus, als sei das alles schwer für ihn, sein Sohn, diese Begegnung, das Leben an sich. Isak war stumm und bleich, die braunen Sommersprossen waren wie feine Schlammspritzer über seine Wangen verteilt. Sejer sah die beiden Jungen an. Ihm fiel auf, dass Sverres rechte Hand eingegipst und bandagiert war.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Sverre schaute in eine andere Richtung.
    »Hab mir den Finger gebrochen.«
    »Den Finger gebrochen? Wie ist das passiert?«
    Keine Antwort.
    »Wir haben Edwin gefunden«, sagte Sejer.
    Er sah Sverre an. »Weißt du, wo wir Edwin gefunden haben?«
    »Im Erdkeller bei Skagens.«
    »Weißt du das aus den Nachrichten?«
    Sverres Fuß malte Kreise auf dem Boden.
    »Mama hat es gesagt«, sagte er. »Sie hat es im Supermarkt gehört.«
    »Was ist mit dir, Isak?«, fragte Sejer. »Hast du gewusst, wo wir ihn gefunden haben?«
    Isak verschränkte die Finger so heftig, dass er Gefahr lief, sich auch einen zu brechen.
    »Habt ihr mal da unten gespielt?«
    »Nicht sehr oft«, sagte Sverre widerwillig.
    »Aber es ist vorgekommen? Ihr beide miteinander?«
    Sverre zuckte mit den Schultern. Die Eltern passten genau auf, vielleicht ahnten sie schon, dass jetzt jeden Moment das Leben eine Wendung nehmen könnte, die sie in die Flucht schlagen würde.
    »Jemand hat Edwin in den Keller gesperrt«, sagte Sejer. »Und ihn aus irgendeinem Grund nicht wieder rausgelassen. Das verstehen wir nicht.«
    »Verzeihen Sie die Frage, aber was wollen Sie damit andeuten?«, fragte Mathilde Nohr. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, sie hatte die ganze Nacht wachgelegen und ins Dunkle gestarrt.
    »Ich hoffe, dass ich mich endlich einer Lösung nähere«, sagte Sejer. »Edwins Körper weist keine einzige Verletzung auf, niemand hat ihn geschlagen oder misshandelt oder ihm auf andere Weise etwas angetan. Jemand hat ihn in das Erdloch gesperrt, und wir dachten, es könnte vielleicht beim Spielen passiert sein. Bei einem Spiel, bei dem etwas schiefgegangen ist.«
    Sverre schaute zu Isak hinüber, aber Isak war noch immer mit seinen Händen beschäftigt.
    »Ihr müsst erklären, was passiert ist«, sagte Sejer, »und egal, was es ist, ihr werdet nicht bestraft werden, weder mit Prügeln noch mit Gefängnis.«
    Jetzt erwachte Isaks Vater zum Leben.
    »Edwin wurde von einem Auto mitgenommen«, sagte er. »Wollen Sie behaupten, dass mein Sohn lügt?«
    »Ich will gar nichts behaupten«, sagte Sejer. »Ich versuche, den Jungen eine Erklärung zu entlocken. Ihr habt beide ein Handy«, sagte er, »beide sind auf die Namen eurer Eltern registriert, und als wir sie überprüft haben, haben wir festgestellt, dass ihr am Abend des 10. September mehrmals miteinander telefoniert habt. Wir haben insgesamt fünf Gespräche ermittelt, das letzte wurde kurz vor Mitternacht geführt.«
    Er sah Sverre mit ernster Miene an. »Da hast du Isak angerufen, und ihr habt drei Minuten lang miteinander gesprochen. Was musstest du ihm mitten in der Nacht noch sagen?«
    »Wir haben fast nichts gemacht«, flüsterte Sverre.
    Er stieß ein leises Wimmern aus, wie ein Hundebaby, dessen Pfote in einer Tür eingeklemmt ist.
    »Ich bin sicher, dass es eine Erklärung gibt«, sagte Sejer, »und die will ich hören. Ich muss sie jetzt hören«,

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