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Wer Bist Du, Gott

Titel: Wer Bist Du, Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Unabhängigkeit von Erfolg,Anerkennung, Beachtung. Ich fühle mich mehr mit mir, meiner Tiefe in Verbindung. Ich mache dabei immer wieder die Erfahrung, wie unendlich reich meine Innenwelt ist, wie viel Raum, Freude, Erfüllung, Ekstase sie für mich bereithält, wenn es mir gelingt, in sie einzutauchen.
    Ob das Erfahrungen sind, die ahnen lassen, was das meint, wie das ist, sich mit Gott zu vereinigen? Ich weiß es nicht. Doch ich spüre, dass ich, seitdem ich mit der Tiefe in mir in Berührung bin, auch sensibler, empfänglicher für Gott bin. Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann.Was ich meine, ist: Ich spüre, wie ich ihm mehr da und dort begegne. Ich meine jedenfalls, der Erfahrung näher zu sein, von der die Mystikerinnen und Mystiker berichten: Deus interior intimo meo
- »Gott ist mir innerlicher, als ich es mir selbst bin«. Wohl wissend, dass ich noch weit entfernt bin, das wirklich für mich so zu erfahren.
    Tiefe innere Erfahrungen, die ich machen darf, wenn ich in meine Tiefe eintauche und dabei die Nähe dessen erahnen darf, der mir innerlich näher ist, als ich es mir selbst bin, werden von einer Quelle gespeist, die unergründlich, die ewig ist. Hier erfahre ich die Voll-Endung meines Seins. Hier komme ich endlich dort an, wo ich fälschlicherweise meine, mit äußerem Erfolg und Ruhm anzukommen. Hier finde ich den Frieden, nach dem ich mich so sehr sehne.
     
     
    ANSELM GRÜN: Für mich ist der Weg in den Grund meiner Seele der Weg in den inneren Raum der Stille, von dem die Mystiker sprechen. In jedem von uns ist so ein heiliger Raum reinen Schweigens, der nur von Gott bewohnt wird und nicht von Menschen und auch nicht von menschlichen Überlegungen, von Sorgen und Ängsten, von Leidenschaften und Emotionen. Es ist ein Raum der Stille. In diesem inneren Raum erahne ich Gott, auch wenn ich ihn nicht immer erfahre. Aber dieser Gott, der da in mir wohnt, ist ein Gott, über den ich nicht verfügen kann. Er entzieht sich meinem Zugriff, auch dem Zugriff meiner spirituellen Methoden.
    Trotzdem ist dieses Wissen um den Raum der Stille für mich entscheidend, auch für meine Selbsterfahrung. Manche Menschen haben Angst, in sich hineinzuschauen. Sie meinen, sie würden da nur dem eigenen Chaos begegnen oder dem Bösen. Deshalb halten sie sich lieber an den Gott, den sie bitten, sie vor dem Bösen zu bewahren. Das ist
durchaus legitim. Doch für mich führt der Weg zu Gott immer auch über die eigene Wirklichkeit. Wenn ich in mich hineinhorche, stoße ich eben nicht nur auf meine eigene Lebensgeschichte, auf meine Verletzungen, auf meine Lebensmuster, sondern auf den Grund all dessen, was Meister Eckhart das Unberührte, Reine und Stille nennt, zu dem noch nie ein Gedanke vorgedrungen ist.
    Das ist für Eckhart der heiligste und reinste Bereich des Menschen. Dort, in diesem unberührten Raum reinen Schweigens, wird Gott in mir geboren. Und dort, wo Gott in mir geboren wird, komme ich zu mir selbst, zu meinem wahren Selbst, zu dem unverfälschten, unverletzten, makellosen und unbefleckten Bild, das Gott sich von mir gemacht hat. So kann ich letztlich den Weg zu mir und in meine Wahrheit gar nicht gehen, ohne auf Gott zu stoßen, von dem mein wahres Selbst kommt, in dessen Licht ich das wahre Selbst erkennen kann.

VON DER ERFAHRUNG DES ZU-GRUNDE-GEHENS

Machen wir wirklich die Erfahrung, von Gott getragen zu werden?
    WUNIBALD MÜLLER: Was trägt uns, was hält uns? Auf was, auf wen ist wirklichVerlass? Das ist doch klar, mag mancher sofort antworten: »Was mich trägt, was mich hält, ist Gott.« Aber ist das wirklich so klar? Trägt uns, hält uns Gott? Machen wir wirklich auch dann die Erfahrung, von Gott getragen und gehalten zu werden, wenn es nicht so läuft, wie wir es von Gott erwartet haben? Wenn wichtige Beziehungen scheitern, Gefühle von Sinnlosigkeit, Depression und Angst unser Leben unerträglich machen? Machen wir wirklich die Erfahrung, von Gott getragen und gehalten zu werden, wenn eine unheilbare Krankheit uns unausweichlich dem Tod entgegenführt? Ja, trägt und hält uns Gott in unseren Getsemani-Stunden, wenn wir zittern und bangen, dann, wenn wir mit unserer Endlichkeit und Ohnmacht konfrontiert werden?

     
     
    ANSELM GRÜN: Für mich ist es Gott, der mich trägt. Und doch kann ich mir nicht einfach vorsagen: »Gott trägt mich. Also gibt es keine Probleme für mich. Also kann ich alles ertragen.« So einfach geht es nicht. Dass Gott mich trägt, das erfahre ich nicht, indem ich

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