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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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straffer und wandte sich Helen zu.
    „Ich muß aussteigen und Steine finden. Glauben Sie, daß Sie fähig sind, die Zügel zu halten?“
    „Ich stand unter dem Eindruck, daß kein passionierter Heißsporn je sein Gespann einer Frau anvertrauen würde“, antwortete Helen und grinste boshaft.
    „Touche!“ erwiderte er freimütig. „Normalerweise würde ich das auch nicht tun. Aber ich gebe keinen Farthing für das Benehmen der Pferde, wenn ich die Zügel nur am Gestänge festbinde. Die Teufel würden die Abwesenheit ihres Herrn merken und lospreschen, sobald die Steine an Ort und Stelle sind. Alles, was sie zur Beruhigung brauchen, ist ein leichter Klaps mit den Zügeln, und mir scheint, Sie verstehen mit Pferden umzugehen.“
    „Das tue ich“, bestätigte Helen und griff nach den Zügeln. „Wenn Sie das Gespann jedoch dadurch erschrecken, daß Sie mit Steinen werfen, fahre ich fort und überlasse Sie Ihrem Schicksal. Seien Sie also gewarnt!“
    Martin lachte über den melodramatischen Ton und übergab ihr die Zügel. Vorsichtig erhob er sich, zog den Mantel aus und legte ihn auf den Sitz, ehe er von der Kutsche sprang.
    Das Wasser ging ihm bis zu den Fußgelenken. Im stillen seufzte er, daß er sich die schönen, auf Hochglanz polierten Stiefel ruinieren würde, stapfte zum Ufer und schaute sich nach Steinen um, die geeignet waren, um hinter und vor die Räder gelegt zu werden.
    Helen beobachtete ihn und hielt sacht die Zügel in den Händen. Hin und wieder merkte sie, daß die Pferde aus Freiheitsdrang zerrten und so den von ihrem Herrn in sie gesetzten Erwartungen entsprachen. Sie waren eindeutig unzufrieden, daß sie stocksteif dazustehen hatten, die Hufe vom Wasser umspült, statt die Beine auf der Straße langmachen zu können. Während die Minuten verstrichen, übertrug die Ungeduld der Pferde sich auf Helen.
    Martin mußte weiter und weiter gehen, um auf dem Feld Steine zu finden, die er um die Räder in den Morast legen konnte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, schätzte jedoch, daß es gegen Mittag sein mußte. Wie weit war sie noch von London entfernt?
    Dann gewann ihr rastloses Wesen die Oberhand und verdrängte alle Bedenken. Sie steckte mitten in einem Abenteuer, und bei einem Abenteuer lösten wichtige Dinge sich von selbst auf. Die Dinge würden in Ordnung kommen. Sie mußte sich nicht sorgen. Das Schicksal trug die Verantwortung.
    Bewußt leichten Sinnes, begann sie zu summen und sang den Refrain des Volksliedes laut, als der Earl wasseraufwärts verschwand.
    Er hörte die hübsche Melodie, sobald er mit noch mehr Steinen zurückkam. Außer Sicht blieb er einen Moment stehen und ließ den Klang der weichen Stimme auf sich wirken. Es war wie eine Liebkosung. Schmunzelnd ging er weiter. Das war nicht weniger denn der Gesang einer Sirene.
    Sie hörte zu singen auf, sobald sie den Earl sah.
    Verwundert hob er eine Braue.
    Sie zog ebenfalls eine Braue hoch, reckte das Kinn und nahm den Gesang wieder auf.
    Mit breitem Lächeln brachte Martin die Steine, die er angeschleppt hatte, an den notwendigen Stellen unter und machte sich auf die Suche nach weiteren.
    Ehrlich gesagt, fand er, der geschworen hätte, alles zu wissen, was es über Frauen zu wissen gab, die Seelenstärke der schönen Juno irgendwie bemerkenswert. Diese Frau hatte sich nicht über die Verzögerung beklagt und keine dümmliche Krittelei über die Konsequenzen geäußert, die weder er noch sie hatten verhindern können. Hatte sie das schon gemerkt?
    Eine interessante Frage. Nun, die schöne Juno war seiner Meinung nach nicht auf den Kopf gefallen.
    Nach drei weiteren Ausflügen auf das Feld waren genug Steine vorhanden, um den Versuch zu wagen, die Kutsche aus dem glitschigen Morast zu befreien. Die Hände auf die Hüften gestemmt, stand Martin neben der Kutsche und schaute zu seiner Assistentin hoch.
    „Ich muß die Kutsche anschieben. Glauben Sie, daß Sie die Pferde halten können, sobald sie auf dem Ufer sind?“
    Er wurde mit einem Blick hochnäsiger Herablassung bedacht.
    „Selbstverständlich!“ sagte Helen. Dann verzichtete sie auf die Hochmütigkeit und fragte: „Glauben Sie, daß sie durchgehen werden?“
    „Nicht, wenn Sie die Zügel kurzhalten“, antwortete er mit einem angedeuteten Lächeln, schüttelte den Kopf und ging, im stillen hoffend, daß er recht behalten möge, zum hinteren Teil der Karriole. „Wenn ich Ihnen Bescheid sage, geben Sie ihnen den Befehl.“
    Helen wollte dem Earl zeigen, was sie

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