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Wer bist du, schöne Juno

Wer bist du, schöne Juno

Titel: Wer bist du, schöne Juno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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konnte, und wartete gehorsam auf seinen Befehl, ehe sie mit den Zügeln ruckte.
    Die Pferde legten sich ins Geschirr. Die Karriole bewegte sich langsam voran. Endlich waren die Räder auf festerem Untergrund. Die Pferde wollten an traben.
    Eine jähe Anwandlung von Furcht unterdrückend, die durch die Kraft der stattlichen Tiere verursacht worden war, zog Helen entschlossen die Zügel wieder an und bemühte sich, die Pferde zum Halten zu bringen. Sie zog die Handbremse an, und die Kutsche geriet leicht ins Rutschen.
    Dann war Martin neben der schönen Juno und nahm ihr die Zügel aus den schlaffen Fingern.
    „Gutes Mädchen!“
    Das Lob erwärmte ihr das Herz. Das Leuchten in den Augen des Earl ließ ihr die Hitze noch mehr ins Gesicht steigen. Zu ihrer Verärgerung merkte sie, daß sie errötete. Ein seltsames Gefühl der Schwäche, die noch nicht wie eine nahende Ohnmacht, aber doch ganz ähnlich war, erfaßte  sie.
    Sie rutschte auf dem Sitz nach rechts, um dem Earl mehr Platz zu machen, und war sich seiner Nähe ungemein bewußt, als er sich wieder an ihrer Seite niederließ.
    Zu ihrer Erleichterung schien er sich damit zu begnügen, die Reise ohne weiteren Verzug fortzusetzen, und überließ es ihr, Ordnung in die verwirrten Gedanken zu bringen. Und wenn sie die Sache richtig beurteilte, war der Earl genau die Art Mann, der aus einer Entfernung von zehn Schritten ahnte, daß eine Frau abschweifende Gedanken hatte. Ihre Sicherheit mochte im Augenblick gewährleistet sein, aber wie würde das  Abenteuer weitergehen?
    Nachdem Martin etwas verspätet seine Lektion gelernt hatte, widmete er dem Kutschieren so viel Aufmerksamkeit, wie er konnte. Die Straße nach London wurde ohne weitere Zwischenfälle erreicht. Bald rollte die Kutsche in flottem Tempo voran. Dennoch war es nach zwei Uhr, als er, sich in das Unvermeidliche fügend, die Geschwindigkeit drosselte und in Wincanton in den Hof des Gasthauses „Frosch und Ente“ fuhr. Er drehte sich lächelnd um und schaute der schönen Juno in die ihn fragend anblickenden Augen.
    „Lunch. Ich bin verhungert, selbst wenn Sie als vornehme Dame es nicht sein sollten.“
    Sie öffnete die Augen etwas weiter und sagte: „So vornehm bin ich nicht.“
    Martin lachte und sprang auf die Erde. Er streckte die Arme aus, um die schöne Juno aus der Kutsche zu heben. Er bemerkte ihr leichtes Zögern, ehe sie ohne weitere Umstände näherrückte und sich von ihm um die Taille fassen ließ.
    Schon wieder von Verwirrung ergriffen, doch entschlossen, sie nicht zu zeigen, akzeptierte Helen den Arm, den der Earl ihr reichte.
    Er führte sie die Treppe zum Eingang des Gasthauses hoch und trat beiseite, um sie vorangehen zu lassen.
    Während sie das tat, kam der Stallmeister, der gesehen hatte, daß die Knechte sich um die Pferde kümmerten, zu dem Herrn, um seine Befehle entgegenzunehmen.
    Helen überquerte allein die Schwelle und war dankbar für die dämmerige Kühle, die sie im Innern des Hauses empfing. Sie fühlte sich ungebührlich warm. Die Tür führte direkt in den Schankraum, einen großen, gemütlichen Raum mit tiefhängender Decke und einem enormen Kamin an der rechten Stirnseite.
    Durch den Lärm auf dem Hof angelockt, eilte der Wirt herbei. Als er die Dame sah, blieb er stehen und starrte sie an.
    Sie wurde sich bewußt, daß auch alle anderen Anwesenden, sechs an der Zahl und alles Männer, gleichermaßen verblüfft waren. Dann zeigte sich zu ihrem Unbehagen ein lüsternes Grinsen im Gesicht des Wirtes. Wie ein schwächerer Abglanz war das auch in den Gesichtern seiner Gäste der Fall. Gleichzeitig begreifend, welchen Anblick sie bieten und welche Schlußfolgerung der Wirt daraus gezogen haben mußte, straffte sie sich und war bereit, ihre Position zu verteidigen.
    Die Notwendigkeit dazu bestand nicht. Martin kam durch die offene Tür und blieb neben der schönen Juno stehen. Es bedurfte nur eines Blickes, um zu begreifen, zu welchen Schlußfolgerungen die im „Frosch und  Ente“ befindlichen Männer gelangt waren. Er warf dem Wirt einen finsteren Blick zu.
    „Einen Privatsalon, Wirt, wo meine Gattin ungestört ist!“
    Der knurrige Befehl vertrieb das lüsterne Grinsen des Wirtes so schnell, daß er keinen Gesichtsausdruck parat hatte, um die erfolgende Leere seiner Miene zu vertuschen.
    Helen war nicht sicher, ob sie lachen oder nach Luft schnappen solle. Gattin? Schließlich bedeckte sie die linke Hand mit der rechten, reckte das Kinn und sah hochnäsig den Wirt

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