Wer bist du, schöne Juno
gebracht zu haben.“
„Und welche Art von delikater Angelegenheit haben Sie diskutiert?“
„Ehrlich gesagt, haben wir ein Thema diskutiert, von dem ich bezweifele, daß es Sie interessieren wird, Sir. Wir diskutierten die Möglichkeit einer Ehe.“
„Ich verstehe“, sagte Martin und zog die Brauen hoch. „Wessen Ehe?“
Helen schloß die Augen.
Hedley blinzelte.
„Wessen? Meine und Ladys Walfords, natürlich!“
Ehe Mr. Swayne mehr äußern konnte, sagte Martin beherrscht: „Ich befürchte, daß ich im Gegensatz zu Ihrer Meinung langsam zum Experten werde, was Heiratsangträge betrifft.“
Sein Blick glitt zu Lady Walford hinüber.
In diesem Moment schlug sie die Lider auf, bemerkte den Blick des Earl und mußte sich zusammennehmen, um nicht zusammenzuzucken. „Zufällig habe ich bereits um Lady Walfords Hand angehalten“, fuhr Martin fort. „Ich bin hier, um meinen Antrag zu erneuern und Mylady um ihre endgültige Antwort zu bitten.“
Hedley fiel der Unterkiefer herunter.
Helen widerstand dem Drang, die Augen wieder zuzumachen und eine Ohnmacht vorzutäuschen. Der Nachdruck, den der Earl auf die vorletzten beiden Worte gelegt hatte, war ihr nicht entgangen. Martin hatte ihr zu verstehen gegeben, daß dies ihre letzte Gelegenheit war, ihr Glück zu finden.
Er hatte sich zu ihr umgedreht und schaute sie an.
Sein Blick war gespannt und wachsam. Nach einem Moment lächelte er leicht.
„Nun, meine Liebe?“ fragte er und sah sie etwas spöttisch an. „Da unsere Liaison jetzt allgemein bekanntgeworden ist, sieht es so aus, daß für Sie der einzig anständige Ausweg eine Ehe ist. Entweder Sie werden die Countess of Merton oder Mrs. Swayne. Was wollen Sie sein?“
Sie schluckte. Unerhört! Martin hatte sie in die Zwangslage gebracht, entweder den einen oder den anderen Antrag anzunehmen oder wie ein zügelloses Weib zu wirken, das sich blind über alle gesellschaftlichen Spielregeln hinwegsetzte. Die instinktive Reaktion auf beide Anträge war, sie in Bausch und Bogen abzuweisen.
„Überlegen Sie sorgfältig, meine Liebe, ehe Sie sich entscheiden.“
Der Ausdruck in den Augen des Earl warnte sie, daß es nicht funktionieren würde, beide Anträge rundheraus abzulehnen. Gequält holte sie Luft und bemühte sich, klar zu denken.
„Lassen Sie mir einen Moment Zeit zum Nachdenken“, bat sie.
Sie hatte nicht damit gerechnet, Martin wiederzusehen, nachdem er sie so schnöde behandelt und ihr im übertragenen Sinne beim Ball in Barham House einen Schlag ins Gesicht versetzt hatte. Zweifellos war das nur eine Reaktion gewesen, die bei einem Manne seines Temperamentes nur natürlich war. Helen hatte sich jedoch gedacht, daß das die Ende ihrer Beziehung zu ihm sein würde.
Warum war er dann hier? Die Antwort war in seinen Worten deutlich genug ausgedrückt worden.
Das Herz krampfte sich ihr zusammen. Er war Mittelpunkt eines Skandals geworden.
Wie hatte sie vergessen können, daß er das schon einmal gewesen war? Beklommen stellte sie sich vor, welcher Art seine Gefühle sein mußten, da er schon wieder gezwungen war, mit Rücksicht auf den ton einen Heiratsantrag zu machen. Sie preßte die Hände zusammen. Er war jetzt der Earl of Merton, von dem erwartet wurde, daß er sich an die gesellschaftlichen Spielregeln hielt. Deshalb erwartete man von ihm, daß er um Helens Hand anhielt, um ihren Ruf zu schützen, jedoch um welchen Preis! Sie konnte ihm beides ersparen, die gesellschaftliche Achtung und die mütterliche Strafe, indem sie Hedley Swayne heiratete.
Sie befürchtete, daß der Mut sie verlassen würde, wenn sie nicht rasch die getroffene Entscheidung verkündete, und sagte daher hastig: „Ich habe mich entschlossen.“ Ihr Blick verweilte einen Moment auf Martins Gesicht, ehe sie sich an Mr. Swayne wandte und fortfuhr: „Ich nehme Ihren Heiratsantrag an, Sir.“
„Oh! Ich meine . ..“ Offenen Mundes starrte er sie an. ,Ja, natürlich. Ich bin entzückt, meine Liebe.“
Einen flüchtigen Augenblick war Martins Gesicht vor Überraschung wie erstarrt. Dann zeigte sich der Schmerz, den Helen zu sehen erwartet hatte, ebenso kurz, ehe Martin eine reglose Miene aufsetzte und alle Emotionen dahinter verbarg.
Er verneigte sich steif und sagte: „Sie haben Ihre Entscheidung getroffen, Madam. Ich wünsche Ihnen Glück. Ich hoffe, daß Sie sie nicht bereuen werden.“
Sein Blick hielt ihren eine quälende letzte Minute lang fest. Dann drehte der Earl sich auf dem Absatz um und verließ
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