Wer bist du, suesse Morgenfee
ins Bett zu gehen, Liebling", sagte ihre Mutter, die mit Mitte fünfzig noch immer schön war. Sie war klein und schlank, hatte schulterlanges dunkles Haar und tiefblaue Augen. Das Gesicht war jugendlich, fast faltenlos.
Ihr Blick war freundlich und warmherzig, besonders wenn sie ihre jüngere Tochter ansah.
Penny war schon zehn gewesen, als Chloe zur Welt gekommen war, eine späte Überraschung. Chloe hatte jedoch immer gespürt, dass sie von allen umso mehr geliebt wurde. Deshalb war ihr jetzt das Glück ihrer Familie ungeheuer wichtig ...
„Ich sehe euch morgen früh." Chloe lächelte ihre Eltern an. Sobald sie draußen in der Eingangshalle war, verschwand ihr Lächeln. Sie konnte den Anruf nicht länger aufschieben.
Oben in ihrem Schlafzimmer holte sie ihr Handy heraus und wählte Fergus McClouds Nummer, bevor sie es sich vielleicht doch noch anders überlegte. Wenn sie zu lange darüber nach dachte, würde sie es einfach nicht tun! Sie verlor den Mut, während sie wartete. Endlich hatte sie beschlossen, ihn anzurufen, und jetzt war er nicht zu Hause! Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Was ...?
„McCloud", meldete er sich schließlich.
„Habe ich dich bei irgendetwas gestört?" fragte sie selbstbewusst, obwohl sie sich keineswegs so fühlte. Es wäre ihrer Sache nicht förderlich, wenn Fergus wüsste, dass ihr wegen dieses Anrufs ganz schlecht war vor Nervosität!
„Chloe?"
Er klang unsicher. Vielleicht hatte es funktioniert, verhalten zu spielen.
„Wen sonst hast du erwartet? Oder ist das eine dumme Frage?"
Er könnte ja eine Frau - mehrere Frauen! - in seinem Leben haben. Sie hatte in den vergangenen zwei Wochen diskret Erkundigungen eingezogen, aber was diese Seite von Fergus' Privatleben betraf, hatte sie nicht allzu viel herausgefunden. An scheinend war er am Vortag nicht mit einer Partnerin zur Hoch zeit gegangen, denn er war ja allein in den Nachtclub gekommen. Oder ...?
„Keineswegs", erwiderte er spöttisch. Seine Unsicherheit war verschwunden. „Ich musste aus der Badewanne steigen, um ans Telefon zu gehen:"
Er hörte sich nicht an, als wäre er darüber verärgert.
„Bedeutet das, dass du völlig nackt dastehst, während wir uns unterhalten?" fragte Chloe aufreizend. Allein die Vorstellung beschwor Bilder von der vergangenen Nacht und dem Morgen herauf, von Fergus, der lässig durchs Zimmer ging, um seinen Morgenmantel aus dem Bad zu holen. Es hatte sie ihre ganze Willenskraft gekostet, so zu tun, als würde sie nichts dabei finden, ihn nackt zu sehen. Sie musste zugeben, dass es sich lohnte, Fergus anzusehen. Groß und muskulös, kein Gramm Fett zu viel am Körper, bewegte er sich mit fast raubtierhafter Geschmeidigkeit.
„Nicht ganz", erwiderte Fergus trocken.
„Oh." Chloe klang enttäuscht.
„Ich setze mich gerade hin", sagte er lachend. „Und ich fange an zu frieren."
„Handy", stieß sie hervor, nur um nicht zu lange bei den Erinnerungen an seinen Körper zu verweilen.
„Wie bitte?" fragte er verwirrt.
„Wenn du ein Handy hättest, könntest du es mit ins Badezimmer nehmen."
„Ich hasse die verdammten Dinger. Sie verletzen die Privatsphäre. Ich finde die Vorstellung ziemlich unangenehm, dass jedermann in mein Bad eindringen kann. Ich bin da wählerisch!"
Chloe erinnerte sich deutlich an das luxuriöse Badezimmer mit der runden eingelassenen Wanne, die den gold- und cremefarbenen Raum beherrschte. Ja, sie war groß genug für zwei!
„War nur so ein Gedanke."
„Warum rufst du an?" fragte Fergus.
Dein gedankenloses Handeln droht meinen Vater und meine Familie zu zerstören! wollte Chloe ihn anschreien. Aber sie tat es nicht.
„Ich habe gesagt, ich würde anrufen."
„Und du tust immer, was du sagst?"
„Ich finde, das ist normalerweise das Beste, ja. Wie war's beim Golf?"
„Brice hat mich haushoch besiegt", erwiderte Fergus empört. „Was hast du gestern Nacht mit mir gemacht? Ich hatte heute Mittag kaum die Kraft, den verdammten Golfball zu treffen!"
Sie hatte nichts mit ihm gemacht. Zumindest nicht das, was er meinte. Bis sie ihn zum Bett geschafft und ausgezogen hatte, war er schon bewusstlos gewesen! Sie lachte heiser. „Armer Fergus", sagte sie unverbindlich. Zuerst war sie schockiert gewesen, als ihr am Morgen klar geworden war, wie er ihre Anwesenheit in seinem Haus deutete. Dann war sie zu dem Schluss gekommen, dass es ihren Zwecken besser entsprach, wenn Fergus ein bisschen unsicher war, was sie anbelangte. Trotzdem
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