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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Mensch, man kommt nur schwer an ihn heran. Aber vielleicht ist es gerade das, was mich reizt. Und ich glaube, dass ich dabei bin, die harte Nuss zu knacken. Ich vermute, dass ich nicht die erste Frau für ihn wäre. Doch ich glaube, er fühlt genau wie ich, dass das mit uns beiden etwas Besonderes ist.“
    „Liebst du ihn?“ fragte Anna mit großen Augen. „So, wie in den romantischen Geschichten?“
    Diane drückte Anna kurz fester an sich und lächelte.
     
    „Ja, vielleicht. Jedenfalls würde ich sehr viel für ihn riskieren.“
    Jemand klopfte an die Zimmertür und die Stimme des Mädchens erklang draußen:
    „Der Mittagstisch ist gedeckt, Fräulein von Roder!“
    „Wir kommen sofort“, rief Diane, strich ihrer kleinen Schwester noch einmal über das Haar und stand dann vom Bett auf. „Du kannst dich wirklich auf die Liebe freuen. Es ist das
Wunderbarste, was einem Menschen passieren kann.“
    Anna stand ebenfalls auf und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Esszimmer.
    Ihr Vater, Tante Agnes und der fremde junge Mann saßen bereits am fertig gedeckten Tisch. Der Mann war groß und schlank und hatte ein freundliches, intelligentes Gesicht. Beim Lächeln bildeten sich zwei tiefe Grübchen links und rechts seines Mundes. Er stand auf, als die Töchter des Hauses den Raum betraten und begrüßte beide junge Frauen höflich.
    „Das sind meine Töchter Diane und Anna“, stellte ihr Vater pflichtbewusst vor. „Diane und Anna: Das ist Konrad von Meinert, ein zukünftiger Geschäftspartner von mir - wenn alles gut geht.“
    Anna fragte nach ihrem kleinen Bruder, Bernhard, der nicht bei Tisch erschienen war.
    „Bernhard geht es nicht gut. Er sagt, er kann nichts essen“, erklärte ihr Vater.
    Bernhard ging es sehr häufig nicht gut. Er war von Geburt an krank und schwächlich gewesen und Herr von Roder hatte schon viele Ärzte konsultiert, um eine Möglichkeit zu finden, seinem kleinen Sohn zu helfen. Doch bisher hatte kein Doktor ihm helfen können.
    Gleich, nachdem alle Platz genommen hatten, tischte das Mädchen das Essen auf.
    „Eigentlich sollte man bei diesem herrlichen Wetter nicht im Haus sitzen und über Geschäfte reden“, meinte Herr von Meinert nach einer Weile mit einem sympathischen Lächeln und blickte dabei Diane an. „Wissen Sie, dass drüben in Feldfes ein Jahrmarkt stattfindet, gerade heute?“
    „Ein Jahrmarkt?“ fragte Anna interessiert.
    Herr von Meinerts Blick schweifte zu ihr herüber. „Ja, ein Jahrmarkt. Ich war gestern Nachmittag schon da, und wissen Sie: Ich habe dort in der Lotterie ein Schwein gewonnen. Ein Prachtstück von einer Sau!“
    Diane musste schmunzeln. „Und die wollen Sie jetzt meinem Vater zum Kauf anbieten?“
    Herr von Meinert lachte leise und die Grübchen bildeten sich dabei wieder auf seinen Wangen. „Was meinen Sie, was es heute hier zum Mittagessen gibt?“
    Anna und Diane stimmten in sein Lachen mit ein. Sie mochten den jungen Mann beide auf Anhieb. Sein Benehmen war nicht so steif und verklemmt, wie das der meisten Adeligen.
    „Nein, nein“, meinte Herr von Meinert schließlich, als das Lachen verstummt war. „Ich habe das Tier dem Bauern mitgegeben, der am neidischsten von allen geguckt hat. Der Mann hat sich wirklich gefreut. In den Arm genommen hat er mich. - Das einzige, was noch gefehlt hat, war ein herzhafter Kuss von ihm.“
    „Ich hätte auch Lust, mir den Jahrmarkt anzusehen“, warf Anna ein und ihre Augen glänzten dabei. „Ich habe noch nie im Leben so etwas gesehen.“
    Herr von Roder hob mahnend die Augenbrauen. „Du weißt doch genau, Anna, dass es besser ist für eine junge Dame ist, nicht dorthin zu gehen. Dort gibt es immer auch Bettler und Diebe und alle möglichen finsteren Gestalten.“
    „Herr von Roder, Sie übertreiben. Ich bin weder Bettler, noch Dieb. Und niemand hat mir etwas zuleide getan“, widersprach Konrad von Meinert ihm. „Die meisten Menschen, die man dort trifft, sind einfache Leute, zugegeben. Aber ihre Armut macht sie noch lange nicht zu Dieben.“
    Tante Agnes wandte sich an Richard von Roder, ihren Bruder. „Auch ich habe schon mehr als einen Jahrmarkt besucht, in meinem Leben. – Würdest du mich als eine finstere Gestalt bezeichnen?“
    Diane wandte kurz den Kopf zur Seite, um ihrem Vater nicht ihr breites, amüsiertes Lächeln zu präsentieren. Sie hatte mit Tante Agnes aufgrund ihres heimlichen Fortschleichens einen heftigen Streit gehabt – doch die Tante hatte gegenüber Dianes Vater

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